Ducati 1199 Panigale S

Top Quoten für die Ducati. Doch auch das Traummotorrad hat noch Schwächen. Wie liegt sie im Vergleich zu BMW, Aprilia und den Japanern?

Superbike Test 2012 - Ducati 1199 Panigale S

9 aktuelle Superbikes im großen Vergleichstest im spanischen Alcarraz.
Europas führende Motorradzeitschrift MOTORRAD veranstaltete mit Partnerzeitschriften und Websites aus Europa einen großen 1000er Vergleichstest. Austragungsort war die spanische Rennstrecke Alcarraz. 1000PS war mit dabei und bringt euch die Eindrücke der Testpiloten, die Rundenzeiten und alle Infos vom Event online. Im Sattel saßen unter anderem Redakteure, aktive und ehemalige Rennfahrer. Allesamt erfahrene Sportler-Piloten mit zwei Zielen: Schnelle Rundenzeiten und keinesfalls stürzen.
Bildergalerie Ducati Panigale
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Technische Daten Ducati Panigale 1199 S >>
 

Der Favorit!


Die Quoten standen gut für die Panigale. Auf den Stammtischen sowieso und auch in Fachkreisen war die Panigale jenes Motorrad, welches 2012 in der Lage sein würde, die BMW S 1000 RR vom Thron zu stoßen. Das mit Hightech vollgestopfte Motorrad aus Bologna liefert echte 195 PS ab, bietet eine hochwertige Traktionskontrolle, ein tolles ABS und ein elektronisch einstellbares Fahrwerk. Zusätzlich dazu kann auch die Motorbremse elektronisch geregelt werden und ein toller Quickshifter rundet das Gesamtpaket ab. Liest sich wie die Ausstattungsliste eine Werkssuperbikes, ist aber ganz normal ein käufliches Motorrad für Dich und mich.
Überraschend war für viele die überschaubare Umsetzung der vielen Elektronik-Features. Zentrale Einheit ist das klare TFT-Display,das die Cockpits aller anderen Motorräder schlicht und ergreifend lausig aussehen lässt. Bedient werden die Spielsachen und Speedfeatures allesamt mit der linken Hand mit einer logisch aufgebauten Schaltereinheit. PS Redakteur Robert Glück erklärt im Video alle elektronischen Helfer der Ducati.

Die lange Ausstattungsliste begeistert gleich nochmal, wenn man die Ducati auf die Waage stellt. 195 Kilo vollgetankt wog die Ducati auf der MOTORRAD Waage. Trotz ABS, trotz Traktionskontrolle und elektronisch einstellbarem Fahrwerk. Auf der anderen Seite der fulminanten Bilanz steht dann aber natürlich das Preisschild. Die Ducati kostet in der getesteten "S" -Version einige Tausend Euro mehr als die Japaner, aber auch als die BMW. Pragmatisch betrachtet kann man sich da oder dort um das gesparte Geld bestimmt ein noch schnelleres Motorrad aus Zubehörteilen aufbauten - doch die Optik und der Auftritt der Ducati wird auch mit viel Geld mit den anderen Bikes nicht zu erreichen sein.

Klarerweise begeistert auch bei der neuen Ducati der V2 Sound. Wenn er nun aufgrund des höheren Drehzahlniveaus auch etwas aggressiver und nicht mehr so satt bollernd rüber kommt. Viel besser als früher sind auch der Schaltautomat und das Getriebe. Und das ist auch nötig! Denn sowohl auf der Straße als auch auf der Rennstrecke muss man mit der neuen Ducati öfters schalten als früher. Der neue, viel radikalere Motor liefert zwar viel Spitzenleistung und hohe Drehzahlen ab, das hat aber uch seinen Preis. Im unteren Drehzahlbereich kommt im Sattel der Ducati überhaupt kein "V2-Feeling" auf. Im direkten Vergleich zu der RC8-R von KTM sind das Welten. In engen Spitzkehren auf den Landstraßen, begeisterte die Panigale weit weniger als dann am Parkplatz beim Bikertreffpunkt.

Wo die Panigale aber klar den Ton angibt, ist am Kurveneingang. Das Motorrad lenkt rasch und präzise ein und spendet vorne sehr viel Vertrauen. Das niedrige Gewicht, das schlanke Chassis und die Schmiederäder werden dafür wohl verantwortlich sein. Mit den hochwertigen Federelementen geht man dann auch bedenkenlos einen hohen Kurvenspeed. Die Gabel ist ein Traum, das Federbein stellte uns aber sowohl auf der Rennstrecke als auch auf der Landstraße vor eine unlösbare Aufgabe.
 


Abstimmungsarbeit nötig.


Klar rettet die Traktionskontrolle viel, doch auch sie kann keinen Grip herbeizaubern wo keiner ist. Makellos aber wieder die Bremsen. Sie ankern hart, präzise und trotz ABS auch sehr konstant. Selbst die Rennfahrer fahren mit der Performance der Bremsanlage zufrieden. Ein guter Wurf von Ducati - das erste Sport-ABS aus Bologna.
Etwas Feinschliff könnte auch noch die Motorabstimmung bzw. die Gasannahme vertragen. In Kombination mit der spitzen Leistungscharakteristik wird das Fahren durch enge Kehren in den Bergen nicht unbedingt zum Genuss. Im oberen Drehzahlbereich passt jedoch alles und für die Rennstrecke ist man da bestens ausgestattet.
Panigale-Fans reagieren in Gesprächen oft etwas verschnupft, wenn man es wagt, das Traummotorrad aus Bologna zu kritisieren. Doch bei dem Preis und dem selbstbewussten Auftritt muss man auch Kritik wegstecken können.

Diese konzentrierte sich bei allen Testpiloten auf die Traktion. Die Ducati frisst den Reifen schneller auf als alle anderen Motorräder und ist am Kurvenausgang nach einigen Runden schwierig unter Kontrolle zu bringen. Die Beschleunigungszonen waren hier teilweise mit Bodenwellen übersät, was die Problematik noch verstärkte. Uns war klar, dass die Panigale ein absolutes Siegermotorrad ist, aber wir waren nicht in der Lage, in der zur Verfügung stehenden Zeit ein astreines Setup hinzulegen. Das gelang damals beim Pressetest in Abu Dhabi auch den Ducati-Technikern nicht, wo man ähnliche Probleme hatte. Die Ducati ist eben ein neues Motorrad und noch herrscht Planlosigkeit, was Chassis und Fahrwerk anbelangt. Die irre Rakete hat Leistung ohne Ende, ein niedriges Gewicht und sieht von den Abmessungen her aus, wie eine knallharte Rennmaschine. So viel Radikales war schon immer schwierig zu bändigen. Panigale-Käufer werden mit der Ducati bestimmt viel Freude haben, aber zu Saisonbeginn muss eben viel Arbeit in ein funktionierendes Setup gesteckt werden. Hier auf der Strecke waren wir uns sicher, dass nächstes Jahr mit genug Know-How im Rucksack die Panigale ihr volles Potential wird ausspielen können und die Rundenzeiten auf ein neues Niveau gedrückt werden. Bis dahin haben, wie im wirklichen Leben draußen, in den Profi- und Hobbyrennklassen auch jene Piloten noch Vorteile, die auf Motorrädern sitzen, bei denen schon Erfahrungen vorhanden sind.

Video Test Ducati 1199 Panigale S auf der Rennstrecke Alcarraz


 


Video: Eine Runde Onboard auf der Rennstrecke Alcarraz


 

Video: Die Elektronik der Panigale in Wort und Bild


 
Die Rundenzeiten

Die schnellste Rundenzeit im Sattel der Panigale war eine 1:40,68, die BMW kam als Spitzenreiter auf 1:39,63. Der Durchschnittswert der Rundenzeiten der drei Fahrer war bei der Ducati eine 1:41,50. Da lag die Duc hinter der Aprilia und der BMW auf Rang 3.

Die Leistung (gemessen von MOTORRAD, Leistungsangabe an der Kurbelwelle)

190 PS bei 13.000 U/min, 129 Nm bei 9.100 U/min

Das Gewicht (gewogen von MOTORRAD, vollgetankt)

195 kg

Der Speed (gemessen von MOTORRAD)

0-200 km/h: 7,6 Sekunden
 

Der Preis: (mit ABS)
 

Die Reifen:

9 Motorräder im Megatest sind eine mörder Hacken. Zum Beispiel beim Reifenwechsel. Alle Motorräder wurden für den Test mit Pirelli Supercorsa SC2 ausgerüstet. Die unkomplizierten Reifen eignen sich gut für einen Vergleichstest. Sie bieten gute Eigendämpfung, ein hohes Gripniveau und die Testpiloten erhalten ausreichend Rückmeldung.

Bild links: Rainer Froberg, Mitarbeiter bei MOTORRAD, hat genug zu tun. Denn ganz nebenbei macht beim Superbike Test auch die Truppe von den Verschleißfahrten vom aktuellen Reifentest Station...

 

Das glamouröse Leben des Motorradjournalisten in der Hotelsuite im sonnigen Süden (Bild links). Deutlich härter jedoch das Leben des Fotografen, der frühmorgens sein Fotomoped für die Strecke erst mal ausgraben muss. Die grüne Kiste am Reifengipfel macht auch klar, wie dieser Streich zustande kam.
 

Superbike Vergleich 2012: alle Bikes Im Überblick

Links

Fotos: Markus Jahn

Fazit: Ducati 1199 Panigale S 2012

Panigale-Käufer werden mit der Ducati bestimmt viel Freude haben, aber zu Saisonbeginn muss eben viel Arbeit in ein funktionierendes Setup gesteckt werden. Auf der Strecke ist man sich sicher, dass mit genug Know-How im Rucksack die Panigale ihr volles Potential wird ausspielen können und die Rundenzeiten auf ein neues Niveau gedrückt werden.


  • Viel Leistung
  • hochwertige Traktionsstelle
  • tolles ABS
  • elektronisch einstellbares Fahrwerk
  • geringes Gewicht
  • makellose Bremsen.
  • Sehr hoher Kaufpreis.

Bericht vom 16.06.2012 | 25.491 Aufrufe

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