Harley Sportster 72

Die Welte fuhr mit der Weltfuhre zurück ins Jahr Seventy Two. Zeitmaschine von Harley.
Harley Davidson Seventy-Two Testbericht
 

Harley Davidson Seventy-Two

Harley-Davidson Sportster Seventy-Two - einfach mal locker laufen lassen, den glittrigen Jungen mit der 72.

 

Der Gary Glitter unter den Sportstern, der sieht so aus, als komme er zurück aus der Vergangenheit. Kommt er aber nicht, der ist nämlich komplett neu, als Modellversion 2012 direkt aus Milwaukee entsprungen. Trotz der schmuckem 72 auf dem Tank. Klug angewandt  und umgesetzt aus dem marketing-technisch klar strukturierten Baukastensystem der Harleyianer. 

Packst du dir das fesche Teil an den Hörnern, oder besser: am Affen-Hänger, dann musst du einfach durchschalten bis rauf in die Fünf – und dann smooth ziehen lassen wie 'nen Bronco auf Nachmittagsausritt. Die reichen nämlich genau dafür, die 67 Pferde im Evo-Triebwerk. Dabei darfst du aber den Affen-Hänger - neuteutonisch für „Ape-Hanger“ – gar nicht verkrampft festhalten oder dich gar anklammern. Schön locker die Achselhöhlen innen frischen Wind halten. Dann ist sie gut durchgelüftet, die Sektion unter den Armen und dem Winkespeck. Sowieso auch die ollen Synapsen, die easy im 72er Rock'n'Roll rollen.

Fehlen eigentlich nur die Koteletten und die Pomadentolle oben drüber. Aber dafür gibt es ja noch so charmante Additive wie eine lässige Sissybar oder den seitlichen Kennzeichenhalter zu kaufen, den es in Amiland gleich serienmäßig an dieser Sporty gibt.

Harley Seventy-Two Heck

It never rains in California

Rein oberflächlich betrachtet fallen dir eh erst die Glitter-Flakes auf dem Lack auf, genannt „Hard Candy Big Red Flake“ - auch noch in den Varianten Mattschwarz und Metallicblau zu haben. Aber dann guckst du näher hin und schnalzt wohlig und anerkennend, wenn du das feine Pin-Striping am vorderen Fender entdeckst. Hinten macht die Seventy-Two dagegen einen auf dicke Backe mit dem breiten Mud-Guard über der schnieken Weißwand-Pelle. Gibt dem Ganzen nochmal eine Mehrwertigkeit und hievt den Gary Glitter gleich noch eine Stufe höher hinauf im Ansehen. Nix mit Hippie-Look und Fransen-Style. Geschniegelt kommt der Bock daher, glänzt mit seinen polierten Chromteilen mit dem sensationellen Lack um die Wette wie im 'California Sunshine' auf der grünen Wiese.

Holst du den Mustang von der Weide, wird dir schnell eins klar: die beiden Federbeine da am Allerwertesten vom Gary Glitter, die tun nur so, als wenn sie einen einschlägigen Auftrag vom Werk hätten, nämlich den Hintern zu schonen, den teutonischen Asphalt-Graffiti geschmeidig zu umtanzen. Da musst du fest im Sattel sitzen und möglichst keine Plomben im Unterkiefer tragen, womöglich sogar noch aus der Hippie-Zeit. Ordentliche Arbeit dagegen verrichteten die bei Dunlop im Auftrag der Amis und Harley: extra schicke Weißwand-Dinger beeindrucken das Auge also gleich, vorne auf dem schlanken aber riesigen 21-Zöller (MH90-21), hinten immerhin und moderat auf einem 150er Gummi mit 16 Zoll-Speichen-Felge.

Alles wie gehabt und der Vorgänger-1200er Custom. Aber dann kommt es knüppelhammerdick – oder eher schmal-hanselig daher: Die haben der Seventy-Two doch tatsächlich mit einem ätzend schmalen Tank mit noch ätzender schmalem Volumen ausgestattet. Dankeschön Harley-Davidson! Deine Etappen solltest du lieber nicht zu großzügig auslegen und planen, das geht womöglich ins Auge oder inne Arme & Beine.Co beim Schieben zur nächsten Säule. 7,9 Liter! Von Volumen keine Spur. Ja sind die denn? Spätestens nach 90 Kilometern ist da bei einem 5-l-Verbrauch auf 100 Kilometern Ende im Gelände. Aber was macht man nicht alles um schön zu sein. Wie Gary Glitter live on stage!

Harley Seventy Two Front Fender
   

Harley Seventy-Two (XL 1200 V)
Motor
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-45-Grad-V-Motor, vier untenliegende, zahnradgetriebene Nockenwellen, zwei Ventile pro Zylinder, Hydrostößel, Stoßstangen, Kipphebel, Trockensumpfschmierung, Einspritzung, Ø 45 mm, ungeregelter Katalysator, Lichtmaschine 357 W, Batterie 12 V/12 Ah, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, Zahnriemen, Sekundärübersetzung 68:30.
Bohrung x Hub 88,9 x 96,8 mm
Hubraum 1202 cm³
Nennleistung 49,0 kW (67 PS) bei 5950/min
Max. Drehmoment 96 Nm bei 3500/min

Fahrwerk
Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Telegabel, Ø 39 mm, Zweiarmschwinge aus Stahl, zwei Federbeine, verstellbare Federbasis, Scheibenbremse vorn, Ø 292 mm, Doppelkolben-Schwimmsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 260 mm, Einkolben-Schwimmsattel.
Speichenräder mit Stahlfelgen
2.15 x 21; 3.0 x 16
Reifen 80/90 H 21; 150/80 H 16

Maße + Gewichte
Radstand 1525 mm, Lenkkopfwinkel 60,0 Grad, Nachlauf 134 mm, Federweg v/h 145/54 mm, Sitzhöhe 710 mm, Leergewicht 253 kg, Tankinhalt/Reserve 7,95/3,0 Liter.
Garantie zwei Jahre
Farben: Schwarz, Blau, Rot

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Text & Fotos: Sabine Welte

Autor
sabinewelte

SABINEWELTE

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Bericht vom 23.04.2012 | 31.747 Aufrufe

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