Aprilia SRV 850 Roller

BMW legte vor und Aprilia noch eins oben drauf. Was kann der Aprilia SRV 850 Roller mit 76 PS?
 

Aprilia SRV 850 Testbericht

 

In Sachen Leistung das stärkste Ding, das sich Roller nennen darf. Auf Basis des potenten Gilera GP 800 bringt Aprilia den SRV 850, den stärksten Roller aller Zeiten, auf den Markt.

 

Da verstehe mal einer diese Italiener: Fliegen uns extra in die wunderschöne Toskana, quartieren uns in ein nobles Hotel ein, kredenzen uns bestes Futter - das wir natürlich mit Putz und Stängel aufessen, damit das Wetter auch noch passt, drücken uns den stärksten Roller aller Zeiten in die Hand, fahren mit uns eine ausgewählte Route in schönster Gegend und dann postieren sie Profi-Fotografen und Kameramänner in der erstbesten Kurve! Wo doch nur wenige hundert Meter weiter ein wahres Kurvenparadies auf uns wartet!

Aber was soll´s, die Fotofahrerei ist ohnehin nur mühsam: Permanent warten, bis der gesamte Pulk die Kurve gemeistert hat, um dann wieder und wieder und wieder in die andere Richtung durchzustarten. So konnten wir uns wenigstens voll und ganz auf die Performance des neuen Superrollers namens Aprilia SRV 850 konzentrieren.

Der Lenker ist noch ganz Motorrad, bei den Instrumenten aber orientiert man sich auch hier am Automobil.


Trotz allem ein typisch italienischer Roller.


 Das Flaggschiff des italienischen Rollerbaus basiert auf dem Gilera GP 800, der sich seinerseits vor dem SRV 850 als stärkster Roller am Markt aufspielen durfte. Allerdings wurden beim Gilera-Modell immer wieder einige Faktoren bemängelt Dinge die beim Aprilia SRV 850 erfolgreich ausgebessert wurden. So bietet der große Aprilia-Roller nun ein verbessertes Fahrwerk, das sowohl in weiten Kurven als auch in engeren Radien eine ausgezeichnete Straßenlage bietet. Dennoch will der SRV 850 (anders als so mancher Konkurrent) gar nicht verheimlichen, dass er ein Roller ist und bleiben möchte. Ein sehr starker Roller zwar, aber immer noch einer, der vorrangig auf das Wohl und den Komfort des Fahrers ausgelegt ist, anstatt zu hart und knöchern über Unebenheiten zu poltern wie es sich eben für einen echten italienischen Roller geziemt!

Also bieten die vordere Telegabel mit 41 Millimetern Standrohrdurchmesser und das liegende Monofederbein im Heck genug Reserven, um auch arge Straßenzustände glatt zu bügeln. Der SRV 850 besitzt zwar keine 17-Zoll-Bereifung wie etwa der Integra von Honda, mit dem Pirelli Diablo Scooter-Vorderrad in der Dimension 120/70-16 und dem Hinterrad in 160/60-15 trifft der große Aprilia-Roller aber einen guten Kompromiss zwischen agilem Handling und ordentlicher Stabilität bei höheren Geschwindigkeiten. Zusätzlich zu dieser ausgewogenen Grundeinstellung kann das hintere Federbein auch noch siebenfach in der Federvorspannung verstellt werden, um es besser auf das Gewicht des optionalen Beifahrers abzustimmen.


Rio Grande-Wettessen? Kein Problem!


Dessen Gewicht, und sei die Kiloanzahl auch dreistellig, kann jedenfalls dem überaus agilen Antritt des SRV 850 nichts anhaben, denn im Motorenkapitel kann der große Roller wahrlich überzeugen. Der kräftige Motor mit gewaltigen 76 PS bei 7750 Umdrehungen, gewonnen aus einem V-Zweizylindermotor nach klassischer 90°-Bauweise und respektablen 839 Kubik Hubraum geht ab wie man es von einem Roller so gar nicht gewohnt ist 5,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h gibt Aprilia an, was sogar so manchen Sportwagen jenseits der 100.000 Euro alt aussehen lässt. Auch das Drehmoment von 76,4 Newtonmeter bei 6000 Touren verheißt eine überaus potente Kraftentfaltung so locker vom Hocker konnte ich jedenfalls noch nie das Hinterrad eines Rollers im Stand vernichten!
 


Hohes Gewicht merkt man nicht.


Das Triebwerk wurde dafür ordentlich verfeinert, im Vergleich zum Gilera GP 800 wurde die Abstimmung der elektronischen Einspritzung noch mehr auf Sportlichkeit getrimmt, die Doppelzündung mit zwei Kerzen optimiert und für eine bessere Verbrennung des Sprits zwei Lambdasonden verbaut. Lediglich das starke Brummen bei 3000 Touren fällt etwas negativ auf, ist man aber mal über diese Drehzahl hinaus, agiert das Triebwerk äußerst kultiviert. Dem sportlichen Charakter wird auch die Bremsanlage gerecht, sie werkt auf sehr hohem Niveau. Die beiden 300-Millimeter-Scheiben in Kombination mit der Zweikolbenanlage von Brembo an der Front verzögert vehement ohne zu schart zu wirken und weitenverstellbare Bremshebel unterstreichen die Ernsthaftigkeit des Projekts. Wer die volle Bremsleistung abrufen will, sollte allerdings auch noch die hintere 280-Millimeter-Scheibe mit Zweikolbensattel bemühen, dann steht der dicke Roller im Nu. Damit er dies auch nach dem Absteigen auf abschüssigen Parkplätzen tut, besitzt der SRV 850 zusätzlich eine praktische Feststellbremse, die ruckzuck mit der rechten Hand bedient werden kann und somit den Komfort keineswegs schmälert.


Sitzposition wie am Motorrad.


Wer allerdings vergisst, die Handbremse zu ziehen, sollte vorher schon ordentlich Muckis auftrainiert haben, denn so leichtfüßig sich der SRV 850 auch bewegen lässt, 249 Kilo trocken sind zum Hochwuchten schon ein ordentlicher Brocken. Aber sowohl im Stand als auch beim Rangieren macht sich der relativ niedrige Schwerpunkt positiv bemerkbar, selbst kleinere Piloten sollten mit dem Luxusroller ohne Probleme zurecht kommen.

Als kleinen Rückschritt darf man den Verzicht auf das elektrisch verstellbare Windschild des Gilera GP 800 vermerken. Allerdings geht der Windschutz auch am SRV 850 in Ordnung, bis knapp 150 km/h kann man selbst mit 1,85 Metern Körpergröße völlig entspannt sitzen, nur viel Größere müssen sich dann schon ordentlich zusammenfalten Riesen haben es eben nicht immer besser! Auch die Sitzbank kann sowohl sportliche als auch bequeme Anforderungen erfüllen, der Höcker hinter dem Fahrer kann sogar längs verstellt werden, für mich und selbst für kleinere Fahrer bietet aber die Stellung in der vollkommen nach hinten geschobenen Position den optimalen Komfort. Auch die Bewegungsfreiheit für die Beine ist gelungen, zwar ist der Durchstieg recht hoch und durch den massiven Stahlrohrrahmen auch ziemlich breit, allerdings kann man die Beine wie auf einem Chopper weit nach vorne strecken, sie normal wie auf einem Roller üblich abstellen oder sogar seitlich weit nach hinten rücken, um einen motorradähnlichen Kniewinkel zu bekommen. Die Füße des Beifahrers sind dabei nicht im Weg, die ruhen nämlich auf extra ausklappbaren Fußrasten. Bei den Armaturen wurde gegenüber dem GP 800 nicht viel verändert, es bleibt bei zwei klassischen, runden Analoginstrumenten für Geschwindigkeit und Drehzahl, die gut im Blickfeld liegen und daher auch bestens ablesbar sind.


Im Rückspiegel so eindrucksvoll wie ein Superbike.


Weniger klassisch, dafür herrlich sportlich ist das Design des SRV 850 - es lehnt sich geschickt an jenes der hauseigenen Superbikes an, ohne lächerlich zu wirken. Vor allem die Front mit den drei Scheinwerfern ist auch im Rückspiegel eindeutig als etwas sportliches aus dem Hause Aprilia zu identifizieren Mission erfüllt. Selbst das Heck mit dem hochgestellten, schmalen Rücklicht, den daneben positionierten Luftauslässen und den integrierten Beifahrerhaltegriffen versprüht einen Hauch von Sport. Schließlich machen auch noch die, zur Wahl stehenden Farben schon bei der Bestellung klar, worum es geht: Den SRV 850 gibt es in Competition Black und Racing White. Basta. Ganz verwunderlich ist die insgesamt tolle Performance des SRV 850 nun aber nicht, immerhin baut Aprilia auf der gleichen Basis seit einigen Jahren auch ein Motorrad auf, die Mana 850, die lediglich anstelle des Durchstiegs beim SRV 850 eine Tankatrappe für die praktische Verstauung eines Helms oder anderer Utensilien bietet.

Außen groß, innen klein. Wenn's um den Stauraum geht, ist der SRV ganz Bodybuilder.

Von bieder kann angesichts des scharfen italienischen Designs keine Rede mehr sein.

Schön integrierte Feststellbremse, diesmal an der rechten Seite.

Maxiroller, Minihelmfach.


Apropos Helmverstauung: Bei diesem Thema sind die Italiener kritikresistent. Denn seltsamerweise passt in die Roller der Südländer meist nicht mehr als ein Jethelm hinein, wo doch bei einigen Japanern sogar zwei Integralhelme Platz finden. Auch auf dem riesigen Aprilia-Luxusroller findet mein Vollvisierhelm in Größe Small keinen Platz in dem kleinen Fach, der praktische Nutzen geht damit leider ein wenig verloren. Denn bei möglichen Geschwindigkeiten von rund 200 km/h am Tacho sollte es schon ein Integralhelm sein - oder man bekommt dank luftigem Jethelm viel chitinhaltige Zusatznahrung. Man kann es aber auch so sehen: die Aprilianer wollen uns einfach dazu bringen, den SRV 850 wie ein Motorrad mehr Überland zu bewegen, für die Stadt reicht schließlich auch ein kleiner SR 125 oder ähnliches! Mag sein, dass BMW mit der neuen C-Roller-Serie ein extrem sportliches Fahrwerk abgeliefert hat und Honda mit dem Integra samt Doppelkupplung ein überaus ausgeklügeltes Automatikgetriebe - für all jene, die besonders kraftvoll und gleichzeitig komfortabel ohne Schalten voran kommen wollen, bleibt allerdings der Aprilia SRV 850 als stärkster Roller aller Zeiten nach wie vor die erste Wahl!

 

Standfotos Aprilia SRV 850

Details Aprilia SRV 850


Technische Daten Aprilia SRV 850


Interessante Links:

Fotos: Aprilia
Text: Vauli
 

Fazit: Aprilia SRV 850 i.e. 2012

Für all jene, die besonders kraftvoll und gleichzeitig komfortabel ohne Schalten voran kommen wollen, bleibt der Aprilia SRV 850 als stärkster Roller aller Zeiten nach wie vor die erste Wahl!


  • Verfeinertes Triebwerk
  • Doppelzündung optimiert
  • verbesserte Verbrennung des Sprits
  • niveauvolle Bremsanlage
  • recht effizienter Windschutz
  • optimaler Komfort.
  • Starkes Brummen bei 3000 Touren
  • hohes Gewicht
  • geringer Stauraum.

Bericht vom 26.03.2012 | 106.651 Aufrufe

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