EXC-F 350 vs FE 390

KTM vs. Husaberg. Kampf der leichten Viertakter. Harter Vergleichstest in Bulgarien.

Die goldene Mitte! Jahrelang war die KTM 400 EXC für uns die optimale Wahl beim Endurokauf. Nun ist die Auswahl deutlich größer geworden und alleine aus dem KTM Konzern gibt es 2 moderne  Offroadbikes in der "milden" Liga. Praxistest bei der Hardenduro-Rallye.

 

KTM EXC 350 vs Husaberg FE 390


Leichtbau! 119 Kilo voll - mit kompletter Ausstattung.


Die 400er KTM war ein tolles Motorrad. Denn die 450er wurde vielen von uns zu stark. Der für schnelle Sonderprüfungszeiten angespitzte Motor war zwar schnell, machte die Rookies aber auch müde. Bei der 400er konnte man getrost auf ein paar PS im Prospekt verzichten und lieferte einfach eine richtig gute Maschine ab. Diese wurde im Modelljahr 2012 durch die 350 EXC-F von KTM ersetzt. Die neu Topenduro aus Mattighofen ist optisch und technisch eine Augendweide. Vollgetankt und mit fetten Heavy-Duty Schläuchen und dem Motorschutz wiegt sie echte 119 Kilo. Damit unterbietet sie sogar die trockenen Prospektangaben einiger Konkurrenten. Eigentlich braucht es jedoch keiner Waage um das Gewicht zu beweisen, eine Runde auf dem Händlerparkplatz oder einmal rangieren reicht. Die menschliche Sensorik ist feiner als man glauben mag und spürt auch wenige Kilogramm sofort. Da der 1000PS Endurospezialist Arlo selbst recht blad ist, war klar dass ein leichtes Motorrad seine Waffe für die Six Days Crazy Job Rallye in Bulgarien sein wird.

Das Motorkonzept der Husaberg begeisterte uns mit dem Modelljahr 2009. Damals stand die Endurowelt (fast) Kopf und wusste nicht so recht wie man die Fotos von dem Motorblock richtig hält. Das ganze Motorrad ist nun ausgereift, man sieht die Bergs auch häufig in den Fahrerlagern und die 390er war eine tollle Bereicherung für die Modellpalette. NastyNils entschied sich für die kleine Austroschwedin und tritt damit gemeinsam mit Arlo in der Teamwertung bei der Rallye in Bulgarien an.

Foto rechts: Praxistest by 1000PS! Die Navigationsgeräte werden ausgegeben, 200 km warten auf die Enduros.


Wenig Vorbereitungen nötig


Schon bei den Vorbereitungen der Hardenduro-Rallye erfreuten wir uns an den beiden Motorrädern. Es gab nicht viel zu tun. Wir führten folgende Umbaumaßnahmen durch:

Husaberg FE 390: Vorne einen Zahn kürzer übersetzt, Lenkererhöhung (NastyNils ist recht lang), stabile Rallyeguards, dicke Ultraheavyduty-Schläuche von Bridgestone und Bridgestone MX Reifen. Außerdem eine Navihalterung vom Spezialisten Touratech.

KTM 350 EXC: Motorschutz aus Plastik, Ultraheavyduty-Schläuche von Bridgestone und Bridgestone MX Reifen. Sowie natürlich die Navihalterung von Touratech.


Harte erste Etappe


Die erste Etappe bei der Hobby-Rallye war etwas heftig. Nur rund die Hälfte der Teilnehmer erreichte das Ziel, viele Maschinen aber auch Fahrer und Fahrerinnen mussten mit Defekten aufgeben. Das 1000PS Team schlug sich jedoch besser als erwartet. Ohne grobe Probleme kämpften wir uns durch die harten Passagen und erreichten nach langen 7 Stunden das Ziel. Bei dem 200 km langen Test haben wir viel über die Motorräder gelernt.

Die neue Referenz!


Die EXC 350 ist definitiv das modernere Motorrad. Eh klar! Sie wurde ja auch später konstruiert. Vergesst die lockeren Sprüche von früher als wir kleine Viertakter mit Zweitakter gleichsetzten. Erst mit der EXC-F 350 ist dieser Vergleich wirklich seriös. Erst jetzt ist klar, was wirklich möglich ist. So punktete die EXC 350 überall dort, wo Leichtigkeit gefragt ist. Also bei den felsigen Passagen wo man das Vorderrad von Stein zu Stein heben muss und manchmal auch das Hinterrad hinterher tragen muss. Dort war die EXC 350 schneller und kräfteschonender als die FE 390. In den winkekligen Waldpassagen jedoch schenkten sich die beiden Motorräder nichts. Hier kann das Motorkonzept der Husaberg die überschüssigen Kilos im Vergleich zur KTM wegzaubern. Sie fühlt sich genauso handlich und agil an.
 

Agilität ist gut - fast überall


Die Agilität der beiden Motorräder ist in manchen Situationen auch ihre gemeinsame Schwäche. Auf den Trampelpfaden hinauf auf die bulgarischen Almen fuhr man in 10 cm breiten Fahrrillen. Wie sehr man sich im Sattel oder auch in den Rasten auch bemühte, Stabilität wollte sich einfach nicht einstellen. Auch in den sandigen Passagen neigten die Vorderräder der beiden Flitzer zu Nervosität. Eh klar, mögen einige nun raunen. Doch wir wissen auch das zum Beispiel Enduros von Gas Gas und Husqvarna in solchen Passagen mehr Stabilität bieten.

Schon während der Mittagspause begann es im bulgarischen Wald zu regnen. Wir senkten den Luftdruck hinten auf immer noch patschensichere 0,9 bar und starteten energisch. Auf dem feuchten Waldboden welcher mit Felsen durchsetzt war, bot dann die Husaberg mehr Traktion als die KTM 350. Der Motor der kleinen KTM hängt aggressiver am Gas, hat scheinbar weniger Schwungmasse. Das war bei den trockenen Felsen ein Vorteil, dort konnte man mit kleinen Gasstößen viel bewirken. Nun wirkte die Husaberg souveräner. Irgendwann konnten jedoch beide Motorräder nicht mehr zaubern und es kochte unter den Helmen und aus den Kühlern.

   
Ein flinker Start ist wichtig bei einer 7 Stunden Etappe! Er war der wichtigste Grund für unser Antreten. Wenn der Kettner es schafft (links im Bild, er wurde letztes Jahr in der Teamwertung 3.) dann packen wir das auch!

Kochende Kühler


Die kochenden Kühler nervten uns! Die Husaberg verbrauchte an einem harten Rallyetag ganze 3 Liter Wasser. Drei mal schaltete sie sich auch ins "Notprogramm" und fuhr mit leuchtender Warnlampe und quasi ohne Wasser weiter. Doch sie fuhr! Die KTM kochte nur einmal über und verbrauchte auch weniger Wasser, doch ein Lüfter für die harten Etappen im Wald wäre bei beiden Motorräder kein Nachteil.

Das soll ein Test sein? Kein Wort über das Getriebe, die Bremsen und die Kupplung? Über solche Kleinigkeiten sprechen wir bei Bikes von KTM und Husaberg eigentlich nicht mehr. Schon seit Jahren funktionieren diese Dinge einfach so geschmeidig, dass sie keinerlei Erwähnung mehr finden. Diese Elemente sind zuverlässig, wartungsarm und ein Traum für jeden Endurofahrer.

Die erste Etappe hatte satte 200 Kilometer zu bieten. Die Motorräder sahen übel mitgenommen aus. Der Eindruck täuschte. Denn eine Lanzenwäsche an der bulgarischen Tankstelle machte klar, dass die Bikes in einem tadellosen Zustand waren. Bis auf ein paar Kratzer an den Plastikteilen war absolut nix zu Schaden gekommen. Frisch gewaschen stellten wir die Bikes ins Fahrerlager, inspizierten alle wesentlichen Bauteile und verzogen uns zur Poolbar. Das war für uns die wichtigste Stärke der beiden Motorräder. Echte Praxisgeräte eben. Du schindest sie den ganzen Tag, gibst ihnen auch mal Tiernamen, den Namen von Geschlechtsteilen oder einer Kombination daraus, aber am Ende des Tages lieben sie dich trotzdem und bedanken sich mit stoischer Gelassenheit.


Extrem-Enduro-Gerät und Universaltalent


Wir wissen nun auch, dass die KTM 350 EXC DER Tipp für harte Endurorennen ist und die Husaberg FE 390 DAS Unversaltalent darstellt. Wir freuen uns schon auf die restlichen Etappen.
 

Bildergalerien Six Days Crazy Job Rallye


 

Bericht vom 11.08.2011 | 9.869 Aufrufe

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