Triumph Thunderbird

Die Thundebird fährt wie Blitz und Donner ins emotionale Zentrum. Weder Harley noch Japaner.
 

Triumph Thunderbird

Es donnert wieder. Der Sommer bringt nicht nur Wärmegewitter, sondern weckt auch den Thunderbird.
 
Kawasaki hat den größten. Und Triumph hat auch den größten. Nein, eigentlich hat Triumph einen noch größeren, aber das gilt nicht, weil dieser (Rocket III, Triple) um einen mehr hat. Die Grünen haben also den größten V2 und die Briten den größten Reihenzweier. Vergleicht man die beiden Hubraumriesen VN2000 und Thunderbird, so stellt man fest, dass sie sich überhaupt nicht gleichen. Die VN ist eine mächtige Blunz'n, grazil wie ein Nashorn, manierlich wie ein Oger und sanft wie ein Riese. So ein XXL Format hat durchaus seinen Reiz, doch leider ist das 2 Liter Monster nicht mehr im Programm. Weshalb wir uns voll und ganz auf die Thunderbird konzentrieren können, die so ziemlich das genaue Gegenteil von einem schweren und schwerfälligen Cruiser ist.
 

Von 339 Kilo bleibt nicht viel übrig.


339 Kilo bringt die Thunderbird auf die Waage, auf der Straße bleibt davon in momentum nur ein Teil übrig, der Rest fällt ab, löst sich in der Dynamik des Objekts einfach auf. Der Sitz ist tief und breit, die Sitzhöhe beträgt nur 700 mm. Da stört der hoch aufgesetzte Soziuspolster am hinteren Fender etwas das Bild. Großflächiges Chrom und gekonnt inszenierte Klassik bestimmen das Erscheinungs-Bild des Donnervogels, eine fette 47 mm Showa Gabel, ein breiter 22 Liter Tank und weit nach hinten gezogene Auspufftüten verschaffen sich Platz und Respekt.

Ist er zu klein für dieses mächtige Motorrad?
You be the judge.

Übergroße Klarglasblinker, schön gezogene Zweifarblackierung.


Der Sound muss am Trommelfell zerren.


Triumph bezeichnet die Thunderbird als wiederbelebte Legende. Davon merkt man zunächst nur wenig. Wer mit dem Schlüssel unter der rechten Kniekehle in das Zündschloss stochert und auf den Startknopf drückt, wird von einem watteweichen Bubbern begleitet von einem beruhigenden Surren massiert. Mehr lassen die zugestöpselten Auspuffrohre nicht nach außen durch. Das ist sicher Sache des Geschmacks und meiner verminderten Hörfähigkeit, aber trotzdem zu wenig. Es darf keine Diskussion darüber geben, dass ein Cruiser mit sattem Hubraum und fett Schmalz auch einen ordentlichen Spruch braucht. Selbst die harmonischste Symphonie wird erst dann zum Genuss, wenn sie durch Mark und Bein fährt und am Trommelfell zerrt.

Mit fett Schmalz sind übrigens nicht die 85 PS gemeint, über die sogar "Butter und Brot" Motorräder wie CBR600F oder GSX650F nur müde lachen können, zumal diese gut 100 Kilo leichter sind. Gemeint sind die 146 Nm Drehmoment, die ihrerseits wiederum den 200er Hinterreifen erklären. Dieser stammt von Metzeler und war bei der Premiere der Thunderbird vor zwei Jahren die neueste Version des ME 880 Marathon. Er passt gut ins breite Heck und perfekt zum agilen, aber nicht nervösen Charakter der Thunderbird. Bei moderater Fahrweise, im Cruisertempo, mitten "in the zone" lässt sich das Dickschiff spielend manövrieren und mit der breiten Lenkstange ohne viel Nachdruck in die Kurven legen. Anfangs schleift auch nichts, doch mit zunehmender Vertrautheit tastet man sich auch hier an die Grenzen der Schräglage heran, die bei einem Cruiser bekanntlich zuerst von den Fußrasten, in weiterer Folge vom Auspuff oder der Ständeraufnahme angedeutet werden.

Vom Tachometer hätte man optisch mehr erwartet, dafür gibt's auf Knopfdruck Info zu Tageskilometer (Trip 1 und 2), Gesamtkilometer, Uhrzeit, Kraftstoffstand und Restreichweite im LCD Fenster.



Im Falle der Thunderbird sind die Fußrasten zwar nicht zu tief unten angebracht, aber die Dynamik des nur im Stand schweren Fahrzeugs würde noch wesentlich mehr Schräglage zulassen. Dennoch bleibt genug Platz, um das schwerelose Gleiten, das man nur auf einem Cruiser spüren kann, in vollen Zügen zu genießen. (Probefahrt buchen?) Der einzige vor dem Wind geschützte Körperteil ist die Wamp'n, die sich hinter dem bauchigen Tank versteckt - oder eben oben aufliegt. Der Rest ist in Freiheit. Der Luftwiderstand reguliert die Geschwindigkeit, schließlich will man ja entspannen, was nicht heißt, dass man nicht auch schnell von A nach B gelangen kann, wenn man das möchte.

Das Schönste an der Thunderbird ist, dass sie sich weder wie eine Harley noch wie irgendein Japaner anfühlt, sondern einfach nur wie ein britisches Original. Denn in Hinckley schreibt man sich den Spruch "Go your own way" nicht auf die Fahne, weil er cool ist oder weil man Fleetwood Mac besonders mag, sondern weil man selbst danach lebt. Eine Thunderbird ist am Motorradmarkt ebenso einzigartig und eigenständig wie eine Speed Triple, eine Rocket III oder eine Scrambler. Und das spürt man. Durch das kultivierte Poltern der beiden parallel angeordneten Kolben, den kräftigen Biss der Nissin Vierkolben-Festsättel auf 310 mm Scheiben und die freundlichen Blicke der Passanten. Ein Triumph Thunderbird Fahrer hat weder das Image des Vorstandsvorsitzenden noch eines Rowdys. Er gibt sich auch nicht mit einer Kopie zufrieden. Er geht einfach nur seinen eigenen Weg.


Go your own way. Triumph Thunderbird probefahren.



Interessante Links:

Text: kot
Fotos & Video: Christoph Kukla

Fazit: Triumph Thunderbird 2011

Eine Thunderbird ist am Motorradmarkt ebenso einzigartig und eigenständig wie eine Speed Triple, eine Rocket III oder eine Scrambler. Und das spürt man. Durch das kultivierte Poltern der beiden parallel angeordneten Kolben, den kräftigen Biss der Nissin Vierkolben-Festsättel auf 310 mm Scheiben und die freundlichen Blicke der Passanten.


  • Optimaler Sitz
  • klassische Optik
  • angenehmes Fahrgefühl
  • leichtes Fahrwerk
  • agil.
  • Sehr hohes Gewicht.

Bericht vom 20.06.2011 | 13.848 Aufrufe

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