Metzeler Interact

Showdown mit den Metzeler Pneus. Voller Angriff am Handlingparcours. Der Reifen spricht zu uns.

Metzeler Interact

Auf die richtige Wickeltechnik kommt es an.

Vorne die Waffen für die Hetzhasen, hinten die feine Auswahl für die Jäger.

Kurvenwetzen in Fahrsicherheitszentren hat einen besonderen Reiz. Der Asphalt ist meist herkömmlicher Straßenasphalt, der Kurs ist eng und die Kurven wechseln häufig. Eine Umgebung in der man sicher das echte Leben auf der Landstraße simulieren kann. Und das Leben für uns Journalisten kann manchmal richtig hart sein. Metzeler lädt ein zum Testtag ins LuK Driving Center am Baden Airpark und diesmal gibt es verschiedene Reifen aus dem Metzeler-Sortiment auf einem breit gefächerten Angebot an Motorrädern. Damit wir beim Testen den echten Bedingungen auf der Straße möglichst nahe kommen, wurden uns auch ein paar normale Motorradfahrer zum Fraß vorgeworfen.


Von der Plauderecke in die blinde Ecke


"Warm fahren" hat hier durchaus eine doppelte Bedeutung.

Der besondere Reiz dabei ist, die Lenker zuerst in der Plauderecke und dann an der Rennstrecke zu beobachten. Einfach himmlisch! Da macht das Überholen gleich noch mehr Spaß. Als ideales Vollstrecker-Gerät wurde von mir die Super Duke auserkoren. Ich hatte sie in der Standard Variante auf dem aktuellen Metzeler Sportec M5 und in der "R" Version mit dem Racetec K3 zur Auswahl. Die Reifen harmonierten sehr gut zu den Bikes. In der zivileren Variante, soweit man bei einer Super Duke überhaupt von zivil sprechen kann, bietet der M5 das etwas harmonischere Handling. Man kippt dann nicht von alleine in den Radius und kann die Linie aber stressfreier wählen. Die "R" wirkt insgesamt natürlich schon etwas knackiger und der sportliche Racetec in der "3er-Mischung" passt da gut ins Bild. Das Motorrad kippt schon durch sanfte Impulse in den Radius, die Wahl der Linie erfordert jedoch mehr Konzentration kann aber noch schneller variiert werden. Inmitten des Rudels an anderen Piloten sind flinke Manöver aber oftmals nicht zu vermeiden.

Die Super Duke liebe ich nicht nur wegen ihrem Druck aus dem Drehzahlkeller, dem flotten Handling und dem hochwertigen Chassis. Sie ist auch eines der wenigen Motorräder bei denen mir ein Bremsdrift zumindest ansatzweise gelingt. Klarerweise sind die Super Duke und ich meilenweit davon entfernt durch dieses Fahrmanöver schnell zu werden. Doch die durch das nennen wir es mal "Driftchen" hervorgerufene Geräuschkulisse reicht aus, um Platz in der Bremszone zu schaffen. Die Hupe ist das Instrument im Straßenverkehr, der quietschende Reifen der Platzmacher auf der Strecke.

Metzeler sucht im Moment noch nach einen Namen für den Metzeler Elefanten. Ein Gewinnspiel läuft auf der Facebook Fansite von Metzeler. Bitte keine weiteren Vorschläge mit ordinärem Hintergrund und Rüsselbezug einsenden - da sind schon genug Vorschläge vorhanden.


Rennreifen? Strassenreifen? Irres Niveau.


Leider muss ich gestehen, dass ich in Sachen Grip nicht wirklich die großen Unterschiede bei den Reifen vernehmen konnte. Laut Prospekt verspricht der Racetec K3 mehr Grip als der Sportec M5. Hier auf der Strecke im Airpark Baden-Baden fährt man aber wie erwähnt auf normalem Asphalt, was die Reifen nicht ganz so heiß werden lässt. Sommerliche Temperaturen, Kurven ohne Ende und eigentlich stundenlang keine Pause können beiden Reifen aber nicht wirklich etwas anhaben. Auf echten Rennstrecken mit griffigeren Asphalt ist es so, dass man mit dem Sportec M5 zwar auch lange Spaß hat aber vor allem am Nachmittag beim heißen Asphalt nach 20-30 Minuten Turns auch mal etwas vorsichtiger am Kurvenausgang sein muss. Mit dem Racetec kann man natürlich mit Druck auf der Vorderbremse noch harte Linien fahren, der Sportec M5 liebt eher den runderen Fahrstil. Also durchaus auch hohe Kurvengeschwindigkeiten aber eben nicht die harten Manöver mit den Belastungsspitzen in der Bremszone.

Die Bilder machen übrigens auch klar, warum Motorradredakteure normalerweise dunkle Visiere benutzen wo nichts mehr von der Visage zu erkennen ist. Für den neuen Helm von Nexx müssen wir da dringend ein solches Teil ordern, damit die nächsten Kawasaki Testberichte nicht versaut werden.

Tolles Ambiente in der Heimatbasis vom Metzeler-Partner "Team Motobike". Ein alter Flugzeughangar wurde fein ausgebaut und dient als Eventzentrum, draußen vor der Türe feiner Asphalt und endlos Kurven.


Interact - Der Reifen spricht zu uns


Großes Thema im Metzeler-Prospekt aber auch in der Plauderecke war die "Interact" Technologie vom deutschen Reifenhersteller. Interact möchte in uns vermutlich Gedanken an Begriffe wie Interaktion, Feedback, Rückmeldung, Dialog oder ähnliches hervorrufen. Um Vertrauen zu fassen, den Gasgriff ordentlich melken zu können, muss man auch ständig spüren können was der Reifen gerade denkt und fühlt. Damit der Reifen selbst diese Informationen überhaupt weitergeben kann, braucht er selbst eine optimale Verbindung mit der Fahrbahn. Metzeler ist der Meinung, dass man diese optimale Verbindung nicht alleine durch verschiedene Mischungen erzielt, sondern auch einen besonderen Aufbau der Karkasse erfordert. Zur Sicherheit noch mal für Reifenlaien: Ein Reifen besteht nicht nur aus Gummi sondern hat in dieser Klasse auch jede Menge Metall in sich. Die Metallkarkasse ist quasi das tragende Element des Reifens, gibt Stabilität hat aber auch Dämpfungsaufgaben gemeinsam mit dem Gummi zu übernehmen. Die Anforderungen an die Karkasse sind aber je nach Motorradtype aber auch je nach Schräglage verschieden. Mit der Interact Technologie ist es Metzeler möglich, die Spannung des Stahlgürtels zu variieren. Der Gürtel besteht aus feinen Drähten welche ineinander verflochten sind. Die Spannung mit der die feinen Drähte ineinander verflochten definiert dann auch die Spannung des Gürtels. Und diese Spannung der feinen Drähte wird beim Wickeln über die Reifenkontur variiert.


Der Interact Überblick über Spannung und Wicklung:


 

Metzeler Sportec M5:

Beim Universaltalent aus der Metzeler-Range gibt es gleich fünf verschiedene Spannungszonen. In der Mitte sind die Drähte sehr hart gespannt womit der Reifen beim Geradeausfahren besonders viel Stabilität bietet. Ganz nebenbei erreicht man so aber auch eine höhere Laufleistung.

In den Seitenflanken des Reifens ist die Spannung etwas niedriger. Und zwar in jenem Bereich, in dem man im täglichen Leben so unterwegs ist. Also nicht die ganz harten Schräglagen. Dort ist der Reifen besonders flexibel und der Gummi kann sich optimal in den Asphalt krallen. Fährt man auf der letzten Rille bietet der Reifen wieder etwas mehr Seitengrip durch eine höhere Spannung in der Karkasse.

 

Beim Metzeler Roadtec Z8, dem Kilometerfresser von Metzeler, gibt es 3 verschiedene Zonen. In der Mitte ist der Stahlgürtel besonders streng gewickelt. Damit wird die Stabilität der Aufstandsfläche erhöht, was den Verschleiß minimiert. An den Reifenflanken dann wieder eine flexiblere Stahlwicklung. Dadurch absorbiert der Reifen mehr Energie, erwärmt sich schneller an den Flanken und passt sich auch besser an den Asphalt an.

Die ganzen irren Schräglagen muss dieser Reifen ohnehin nicht ertragen.

 

Metzeler Racetec K3:

Besonders lecker beim Racetec ist nicht nur das Innenleben sondern auch die Profiloptik. Sie macht klar, dass der Lenker ein besonders ehrgeiziger Gasgriffdreher sein möchte. Bei der Reifenwicklungsspannung ist es genau umgekehrt wie beim Roadtec Z8. In der Mitte weich, die Laufleistung spielt hier nicht eine solch große Rolle. Für die extremen Schräglagen jedoch ist der Reifen an den Flanken durchgehend steif gewickelt was auch bei hohen Kurvengeschwindigkeiten eine präzise Linienwahl ermöglicht.

Der Racetec K3 ist eigentlich eine zusätzliche Straßenvariante vom Rennreifen "Racetec" welcher von den Profis auf der Strecke in den Mischungen K0, K1 und K2 gefahren wird. Er ist aber auch ein Geheimtipp für Langstreckenrennen bei kühlen Bedingungen wie bei den 1000 km von Hockenheim im April.

 

Das obige Diagramm zeigt quasi den Spannensverlauf über den Reifenquerschnitt der 3 beschriebenen Pneus. Insgesamt 120 Drähte liegen nebeneinander, jede einzelne Wicklung kann anders vorgespannt werden. Schön zu sehen wie unterschiedlich die Anforderungen der Reifen sind und wie man mit der Metzeler-Produktionstechnik darauf Rücksicht nehmen kann. Alle hier vorgestellten Reifen von Metzeler sind übrigens "Made in Germany".

Das Metzeler Prospekt im Kurzüberblick. Bei meinem persönlichen Check würde ich dem Sportec M5 Interact im vergleich zum Interact bei Nässe ein Pünktchen weniger geben, dafür dem Interact K3 durchaus ein Pünktchen mehr beim Komfort. Vor allem im Vergleich mit sportlichen Pneus anderer Marken ist der Racetec K3 ein überaus komfortabler Supersportreifen aber auch im hausinternen Vergleich braucht er sich mit seinen Allround-Talenten nicht verstecken.

 

Onboard Video - Mit der Super Duke im LuK Driving Center

 

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Fazit: KTM 990 Super Duke R 2011

Motor, Fahrwerk und Bremse meisterten die harte Prüfung im Rennen perfekt. Die Weltpresse war überzeugt und berichtet nun rund um den Globus von einem Rennen auf einem Rennmotorrad das eigentlich ein ganz normales Straßenbike mit Zulassung, Garantie und Nummerntaferl ist.


  • Leistungsfähiger Motor
  • viel Leistung
  • positives Fahrverhalten
  • anspruchsvolles Design
  • Einstellungsmöglichkeiten
  • Bremsanlage.
  • Fahrwerk ist nicht für Anfänger geeignet
  • optisch gleich geblieben.

Bericht vom 15.06.2011 | 19.153 Aufrufe

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