BMW F 800 GS Touratech

Der Klausi und sein Nilpferd. Ein Unfall zwang zwei Männer auf das selbe Motorrad.

Klaus Grammer (in der Mitte) tut offenbar etwas weh (in der Mitte).

 

BMW F 800 GS Touratech

Ob zwei Männer am Parkett oder zwei Männer am Klosett. Nichts ist so unerotisch wie zwei Männer auf einem Motorrad.

 
Ich habe versucht zu vergessen, zu verdrängen und schließlich einfach damit zu leben. Auch der Alkohol konnte mich nicht von der grausamen Erinnerung trennen. Das Bild hat sich einfach in mein Gehirn gebrannt. Ich konnte damals nicht mal darüber schreiben. Doch während ich gerne den Mantel des Schweigens über nicht erbrachte Leistungen breite, sobald sich diese nur weit genug in der Vergangenheit befinden, wühlt Cheffe von Zeit zu Zeit gerne im Keller der vergessenen Verpflichtungen (dort müssen tausende Leichen liegen) und fördert unschöne Schätze zu Tage. "Wo ist eigentlich der F 800 GS Bericht vom letzten Spätsommer? Elsass. Touratech..." Er musste nicht weiterreden. Mein Tag war plötzlich ein trüber, nicht ob der bevorstehenden, geistigen Anstrengungen, etwas zu Papier zu bringen, das ein halbes Jahr zurückliegt und zu dem keinerlei Notizen mehr existieren...nie existiert haben, sondern weil ich wusste, dass ich jene Bilder wieder heraufholen würde müssen, die ich in der Latrine meines Gedächtnisses versenkt hatte. In der Psychologie nennt man so eine Verletzung der Seele ein Trauma.

Um dieses aufzuarbeiten musste ich zum Anfang, dorthin, wo noch alles in bester Ordnung war. Vier Männer, vier Motorräder, acht Koffer und ein paar Softbags. Genug Platz, damit jeder seine Ersatzunterhose(nur für alle Fälle), sein zweites Paar Socken, die Adiletten und die Ausgehuniform für eine 4-tägige Reise durch den Elsass verstauen konnte. Vor allem aber hatte jeder sein eigenes Zweirad. Seine eigene Würde. Spätestens im französischen Strasbourg sollte einer von uns seine verlieren.

Klaus Grammer. Sicher hundertfacher
Staatsmeister im Motorradfahren.


Ersatzunterhose und zweites Paar Socken. Nur für alle Fälle.


Wir sollten vier mehr-oder-weniger Enduros, bestückt mit den kompletten Zubehörprogrammen der Firma Touratech ausführen. Angefangen in dem Örtchen mit dem seltsamen Namen Villingen-Schwenningen, über Pässe, die tatsächlich Col de Hundsruck und Col de la Schlucht heißen, bis nach Strasbourg im allseits beliebten Fronkreisch und wieder zurück zu Touratech.

Die Route war geplant, die Tagesziele standen fest und die Crew war motiviert wie selten "200 Kilometer bis zum ersten Hotel? Ja bist denn du wahnsinnig?!" "Machen wir auch einen Tag Pause dazwischen?" "Kaaaalt!" Einfach ein paar abgebrühte Kerle, die so schnell nichts aus dem Sattel werfen kann. Ein Highlight der Tour sollte der Besuch in der einzig richtigen Stadt auf unserer Route sein, der Hauptstadt des Elsass - Straßburg.

Klaus Grammer hat mindestens eine Hochschule absolviert. Behauptet er.


Frisch machen: Deo auftragen, Socken umdrehen.


Wir kehrten in ein nettes kleines Hotel inmitten eines gutbürgerlichen bis gehobenen Stadtteils ein, parkten die Motorräder so, dass wir sie von den Zimmern aus im Blick hatten, machten uns frisch (Schweiß in Deodorant ertränken, Socken umdrehen und wieder anziehen) und pilgerten ins Zentrum, um die ganze Nacht durchzufeiern. Wenige Stunden später waren alle im Bett, die einen früher, die anderen etwas später.

Obwohl zwei von uns am nächsten Morgen zeitweise noch doppelt sahen, zählten wir nur noch drei Motorräder am Parkplatz gegenüber des Hotels. Da wird wohl jemand zur Boulangerie gefahren sein, um ein paar frische Croissants für uns zu holen. Diese optimistische Annahme konnte natürlich niemals richtig sein, da in unserer Gruppe keiner war, der sich in der Früh aufs Motorrad gesetzt hätte, um frisches Gebäck für alle zu holen. Außerdem gab es Frühstück im Hotel.

Das Friteusegitter vor dem Gesicht, ein Muss für
einen echten Abenteurer.

Obwohl wir noch doppelt sahen, zählten wir nur 3 Motorräder.


Die KTM war von ein paar frustrierten, jugendlichen Crétins aus der französischen Mittelschicht (vergleichbar mit der österreichischen Unterschicht) entführt und abgefackelt worden. Jetzt hieß es schnell handeln, also  den Tatort und das Land so schnell wie möglich zu verlassen. Doch wer würde die Arschkarte ziehen und die Reise als Sozius fortsetzen müssen? Letzter Besitzer - nicht Eigentümer - der KTM war ein Herr NastyNils, der sich allerdings unter dem Vorwand der Navigationspflicht sofort den Schlüssel der mit GPS ausgerüsteten Tenere unter den Nagel riss. Ich war am Vortag mit der F 800 GS unterwegs, weshalb ich mich blitzschnell auf der R 1200 GS startklar machte, denn die hatte keinen Sozius, sondern nur ein Softbag im Heck. Zwei saßen, zwei standen. Arlo, ein Bauernschädel mit einem Gewicht von 95 Kilo und einem IQ von 59 in nüchternem Zustand und Klausi, mehrfacher Motorrad-Staatsmeister, der zwar dreimal so intelligent aber nur halb so schwer ist. Wer fährt? Der Bauernschädel natürlich.

Die Bremsflüssigkeit hat nichts mehr zu befürchten.
Und sieht jetzt nicht mehr aus wie ein Urinbecher.

Unzertrennlich wie zwei Schusterkäfer bei der Paarung.


Es war sicher einer der ungewöhnlichsten, ich meine unwürdigsten Anblicke aller Zeiten. Zwei erwachsene Männer, eingewurstet in an vielen Stellen viel zu engen Lederkombis, in der für rundlich gebaute Menschen bekanntlich vorteilhaften Farbe Weiß, die, unzertrennlich wie zwei Schusterkäfer bei der Paarung, einen romantischen Herbstausflug genießen. Und Schuld sind wieder mal nur die schwulen Franzosen. Hätten die nicht die KTM abgefackelt, dann hätten Klausi und arlo nicht auf einem Motorrad fahren müssen und dann hätten sich die beiden Weißwürste nicht aneinander reiben müssen und dann hätte ich jetzt keinen mentalen Schaden. *

Sicher war es für die beiden auch nicht leicht, wobei nicht geklärt werden konnte, wessen Selbstwertgefühl und Würde stärker in Mitleidenschaft gezogen wurde. Keiner von beiden wurde wirklich 'warm' mit der Situation (oder doch?) Etwas Milderung konnte nur die F 800 GS bieten. Voll bestückt mit Sonderausstattungen der Firma Touratech wirkte die BMW sehr imposant und machte den Eindruck eines echten, männlichen Abenteurer-Motorrades. Scheinwerfergitter, Motorschutzbügel, griffige, breitere Fußrasten, Handguards, ein Zega Alukoffersystem uvm. täuschten hoffentlich viele Augenzeugen über die gleichgeschlechtliche Partnerschaft auf der atmungsaktiven Komfortsitzbank hinweg. Mir hat die erneute Konfrontation jedenfalls geholfen, meinen Schock zu verarbeiten. Ich versuche ab sofort einfach nur mehr auf das zu schauen, was an der BMW dran ist und nicht auf das, was drauf sitzt.

*Ich gebe zu, dass ich hin und wieder auch gerne von einem Mann chauffiert werde. Aber das geschieht rein im Sinne des Sports und ist somit völlig asexuell zu sehen. Da befinde ich mich auf einer Rennstrecke, am Heck eines Supersportlers und am Lenker sitzt ein Könner vor dem Herren, der sich und mir nichts schenkt. Ob mit Jeremy McWilliams im Drift oder mit Martin Mühlberger im One O'Clock Wheely - für das, was ich machte und noch machen werde, muss ich mich nicht schämen. Nur, damit das klar ist.

 
Jederzeit würde ich Handguards Heizgriffen vorziehen. Am besten ist aber beides zusammen. Wie beim Wohnwagen. Wird das Fahrzeug breiter, müssen die Spiegel mitwachsen.
Herr Hintern wird's Ihnen danken. Die Sitzbank bietet mehr Halt und mehr Komfort. Das Wichtigste an einem Motorrad? Fahrwerk und Fußrastenanlage.
Untenrum sind wir alle etwas empfindlicher,
deshalb Unterbodenschutz.
Weil ein Motorrad irgendwann auf der Seite liegt: Motorschutzbügel.
Tanktasche mit allem,
was man für den Tagestrip braucht.
Schützt gegen Wasser und Schläge, nicht aber gegen 1000 Grad heißes Feuer.

Touratech Spezialteile für F 800 GS

Bezeichnung Preis (€)
LED Blinker 94.-
Scheinwerferschutzgitter 62.-
Sitzbank atmungsaktiv 367.-
Schalthebel längenverstellbar 42.-
Bremshebelauflagenverbreiterung 21.-
Rahmenschutz (pro Seite) 39.-
Abdeckung Bremsflüssigkeitsbehälter 25.-
Abdeckung ABS Sensor 10.-
Kettenschutz 63.-
Rahmenschutz Alu 29.-
Fußrasten Fernreise 83.-
Motorsturzbügel 165.-
Krümmerschutz 34.-
Motorschutz klein 78.-
Ölfilterschutz 54.-
Ritzelschutz 51.-
Seitenständer Auflagenverbreiterung 20.-
Handprotektoren 75.-
Spoiler für Handprotektoren 20.-
GPS Anbauadapter 41.-
Schutz Bremsflüssigkeitsbehälter Lenker 25.-
Zega Pro Koffersystem 759.-
Kofferträger 219.-
Tankrucksack 115.-
Windschild 129.-

Die große und die kleine Weißwurst. Klausi wollte partout nicht seine Arme um den arlo legen.


Interessante Links:

Text/Fotos: kot

Fazit: BMW F 800 GS 2011

Voll bestückt mit Sonderausstattungen der Firma Touratech wirkte die BMW sehr imposant und machte den Eindruck eines echten, männlichen Abenteurer-Motorrades. Scheinwerfergitter, Motorschutzbügel, griffige, breitere Fußrasten, uvm. täuschten hoffentlich viele Augenzeugen über die gleichgeschlechtliche Partnerschaft auf der atmungsaktiven Komfortsitzbank hinweg.


  • Voll bestückt mit Sonderausstattung
  • imposanter Eindruck
  • gute Verarbeitung
  • angenehmes Fahrwerk.
  • Nix

Bericht vom 08.03.2011 | 31.325 Aufrufe

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