BMW G 650 GS

Auferstehung vom BMW GS Einzylinder. Erste Ausfahrt in der Sonne.

 

Unschuldig erwartete die G 650 GS ihr erstes Mal. Das Ausstellungsstück musste den gebohnerten Granit verlassen und dorthin gehen wo sie hingehört: Auf den gewundenen Asphalt in Spaniens Süden.

 
Die G 650 GS ist neu, aber quasi eine herbeigerufene Wiedergeburt einer ausgestorbenen Rasse. Herbeigerufen wurde sie von den treuen Einzylinder Fans die es immer noch gibt. Die letzte F 650 GS wurde bekanntermaßen von einem Zweizylinder abgelöst und stellte bisher den Einstieg in die GS-Liga dar. Auf dem Papier betrachtet eine tolle Sache. 800 ccm hat der Motor der F 650 GS zu bieten, super Fahrkomfort, tolle Motorabstimmung und ein tolles Gesamtpaket. Doch wer Einzylinder liebt, lässt sich eben auch nicht mit einem noch so tollen Zweizylinder abspeisen. Nun ist es die G 650 GS, welche die Modellpalette von der BMW GS Reihe nach unten hin abrundet.

Im Rahmen des BMW Motorrad Test Camps wollten wir eigentlich der S 1000 RR auf Spaniens Straßen und auf der Rennstrecke in Almeria ordentlich Auslauf gewähren. Doch in der Hotellobby fristete auch eine noch jungfräuliche G 650 GS ihr Dasein. Klar zog sie interessierte Blicke auf sich, doch auf erste Probefahrten muss sie sich noch gedulden.


Pass auf meine jungfräuliche Kleine auf


BMW Marketingmann Florian Baumeister hatte jedoch aus einem uns noch unbekannten Grund großes Vertrauen in die 1000PS Crew und übergab seine kleine GS mit den Worten: "Bitte sei zu Beginn etwas vorsichtig. Sie ist ganz neu und hat noch 0 km auf dem Kilometerzähler!". Wir werden auf die jungfräuliche Kleine gut Acht geben!

Zu den Fakten: Der flüssigkeitsgekühlte Einzylinder-Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen und einem Hubraum von 652 cm3 leistet maximal 35 kW (48 PS) bei 6 500 U/min. und entwickelt ein Drehmoment von 60 Nm bei 5 000 U/min. Auf Wunsch kann eine Leistungsreduzierung auf 25 kW (34 PS) bei 6 500 U/min. sowie 47 Nm Drehmoment bei 4 500 U/min. durchgeführt werden. Das macht die neue GS zum idealen Einstiegsmotorrad.


Schaltblitz bei 180


Einzylinder hin, Einsteigermodell her! Bei der Ausfahrt wirkte die G 650 GS trotzdem wie ein vollwertiges Motorrad. Die Sitzbank zum Beispiel ist von ausgezeichneter Güte und würde sich auch auf einem doppelt so touren Tourendampfer gut machen. Die Fahrt bereitete viel Freude, denn hier auf den kurvigen Bergstraßen zählt Spitzenleistung ohnehin weniger als flinkes Handling. Es ist für mich kein Problem, wenn der Spurt von 100 auf 160 etwas länger dauert, wenn die Reisegeschwindigkeit dann problemlos gehalten werden kann. Zum Einen bleibt die Geräusch und Vibrationskulisse auf einem absolut erträglichen Niveau. Man hat kein Mitleid mit dem kleinen Motorrad, wenn man mit 160 über die Bundesstraße fliegt. Erfreulicherweise bleibt sie auch auf den Vollgasetappen auf der Autobahn stabil und Vertrauen erweckend. Mit viel Liebe und Geduld ließ sich die Kleine zu Tempo 180 überreden. Die rote Lampe über dem Drehzahlmesser, nennen wir sie mal Schaltblitz, auch wenn sie vermutlich so was wie ein Begrenzerindikator ist, machte mich ein wenig nervös. Ihr Blinken erinnerte mich an die mahnenden Worte von Hrn. Baumeister. Daher ersparte ich dem tüchtig werkenden Einzylinder dann auch den Versuch bei dem langen Autobahnbergabstück die 180er Marke anständig zu knacken.

 
Bitte nicht verwechseln! Hier füllt man Motoröl ein, der Tank befindet sich unter der Sitzbank. Das Cockpit ist funktionell und übersichtlich, bietet jedoch nicht die Informationsfülle wie die großen GS-Modelle.
Richtig gut und gar nicht Einsteigerklasse ist die komfortable Sitzbank. Irgendwo muss es ja einen Unterschied zu den teureren GS-Modellen geben. Der Schwinge sieht man die Einstiegsklasse an.
 
Ich widmete mich lieber dem Rest vom Fahrzeug und fand besonderen Gefallen an den Heizgrifen. Ja, auch bei der Einzylinder-Einsteigerklasse gibt es schon das tolle Luxusfeature als Ausstattungsextra zu bestellen. Ich vergas zu erwähnen, dass es im Rennleder bei frühmorgendlichen 4 Grad auch in Spaniens Süden recht frisch ist. Doch die Heizgriffe fühlten sich bei dieser Kälte an wie glühende Kohlen und wärmten über die Handinnenflächen gleich den Rest vom Körper. Am anderen Enden des Motorrades sucht man den Luxus jedoch vergeblich. Die Schwinge zum Beispiel bezeichnen wir mal als funktionell und der Bordcomputer bietet bei weitem nicht jene Informationsfülle wie die anderen GS Modelle und kann auch nicht vom Lenker aus bedient werden. Logisch ins Gesamtbild passt jedoch die Kupplung. Sie ist selbst mit kleinen Händchen und wenig Kraft spielend einfach zu bedienen.

Video - Test BMW G 650 GS

 

3,2 Liter auf 100km, Leistungsreduzierung auf Wunsch.


Auch bei den Betriebskosten orientiert sich BMW mit dem neuen Modell an der Klientel der Durchschnittsverdiener. Mit elektronischer Kraftstoffeinspritzung, einer modernen Doppelzündung und optimaler Abstimmung konnte in den Testreihen ein Verbrauch von nur 3,2 Liter pro 100 km bei konstanten 90 km/h erreicht werden. Entspricht zwar nicht der Realität, ist aber ein Anhaltspunkt, der eine Annahme von ca. 4 Liter auf 100 km im Straßenverkehr zulässt. Bei der 1000PS Vollgasorgie schafften wir es jedoch 5 Liter auf 100km durch die Einspritzdüsen zu blasen und stellen damit bestimmt einen All-Time-Rekord auf. Die Strecke von der Rennstrecke Almeria bis hinunter ins Hotel Marina Playa nach Mojacar wurde in 23 Minuten erledigt. Der Helikopter von Bike Promotion war 3 Minuten schneller, der Bus ganze 20 Minuten langsamer. Die paar Liter Sprit waren ausgesprochen grandios investiert.

Florian Baumeister kann also beruhigt sein. Sein Kleine ist perfekt in das Leben als Journalistenpressefahrzeug eingeführt worden. Sie kann nun nichts mehr erschüttern. Die Sache mit dem vorsichtigen Einfahren auf den ersten Kilometern sollte nicht überbewertet werden, die GS verkraftet die harte Instant-Variante scheinbar auch.


Bildergalerie

Bilder vom G 650 GS Test in Spanien


Die wesentlichen Merkmale der neuen BMW G 650 GS im Überblick:
  • Zuverlässiger, durchzugskräftiger und verbrauchsarmer Einzylindermotor mit 652 cm3 Hubraum.
    Motorleistung 35 kW (48 PS) bei 6 500 min1 und maximales Drehmoment 60 Nm bei 5 000 min1.
  • Federweg vorne 170 mm, hinten 165 mm
  • Leichtmetall-Gussräder in neuem Design. Durchmesser vorne 19,
    hinten 17
  • Standfeste Bremsanlage mit Einscheibenbremse vorne und hinten sowie abschaltbarem BMW Motorrad ABS (Sonderausstattung ab Werk).
  • Drei verschiedene Sitzhöhen: Serie 780 mm, Tieferlegung 750 mm (als Sonderausstattung ab Werk), Sitzbank hoch (schwarz) 820 mm.
  • Gepäckbrücke mit abschließbarem Staufach.
  • Mögliche Sonderausstattungen ab Werk: BMW Motorrad ABS (abschaltbar), Heizgriffe, Diebstahlwarnanlage, Hauptständer, Steckdose, Tieferlegung.

Interessante Links:

Text: NastyNils

Fotos: kot, BMW, NastyNils

   

Fazit: BMW G 650 GS 2011

Sein Kleine ist perfekt in das Leben als Journalistenpressefahrzeug eingeführt worden. Sie kann nun nichts mehr erschüttern. Die Sache mit dem vorsichtigen Einfahren auf den ersten Kilometern sollte nicht überbewertet werden, die GS verkraftet die harte Instant-Variante scheinbar auch.


  • Ideales, vollwertiges Einstiegsmotorrad
  • positives Fahrgefühl
  • optimales Fahrwerk
  • viel Komfort.
  • Treibstoffkonsum könnte leicht niedriger sein.

Bericht vom 10.02.2011 | 40.224 Aufrufe

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