Touratech Adventure S

Strassburg one way - der Fahrer kommt heim, die Touratech Adventure nicht.
 

KTM 990 Adventure S Touratech

Regen, Wind und Sturm können der grossen Abenteurerin nichts anhaben. Ein paar angsoffene Jugendliche mit einem Kanister Benzin und einem Feuerzeug jedoch schon.

 

Die diesjährige 1000PS Incentive Tour sollte uns von der Edelschmiede für Weltenbummler, Touratech in Niedereschach, über das französische Elsass durch die Vogesen und dann zurück in den Schwarzwald führen. Die Motorräder am Start: Tourenikone BMW R 1200 GS, ihre kleine Schwester BMW F 800 GS, Yamaha Téneré und Wüstenschiff KTM 990 Adventure S. Alle Bikes wurden uns von Touratech zur Verfügung gestellt und waren dementsprechend mit allem nur erdenklichen Zubehör ausgestattet. Beginnend bei den mächtigen Zega Pro Seitenkoffern, über Zusatzscheinwerfer und Protektoren bis hin zu den edelsten Navi Halterungen.
 


Reisefrust kein Vorteil.


Ich bin ja eigentlich kein Freund ausgedehnter Ausfahrten. Das hat zum einen damit zu tun, dass ich noch nie weiter als 20 Kilometer von zu Hause weg war, zum anderen ist Asphalt einfach nicht mein Terrain. Was natürlich kein Vorteil ist, wenn man mit Oberehrgeizler NastyNils, Superbike ÖM Meister Klausi Grammer und dem frisch verheirateten Kot (der somit sein Leben schon abgeschlossen hat und keine Furcht vor irgendwas mehr zeigt), eine 1000 Kilometer Tour antritt.

 
Die Wahl des Bikes war für mich also sehr entscheidend, um nicht als Schlusslicht am Tagesziel anzukommen. Zwei Magenstamperl später entschieden sich Klausi und Kot überraschenderweise nicht für meinen Favoriten, die KTM 990 Adventure. Die Adventure ist in der 990 ccm Ausführung nun seit 2006 am Markt. Auf unserer Tour durften wir die Adventure mit dem Kürzel S durch die Gegend jaucken. Die S unterscheidet sich von der 990 Adventure in zwei wesentlichen Punkten. Das Fahrwerk der S ist um 35 mm höher als jenes der Standard. Dem Fahrer steht somit mehr Federweg und mehr Bodenfreiheit zur Verfügung. Die S ist also der absolute Favorit für den Offroad Part, aber auch in der Kurve bietet der grössere Abstand zum Boden mehr Schräglagenfreiheit. Der zweite Unterschied der S zur "Normalen" ist jener der Bremsunterstützung - denn auf keinem der S Modelle findet sich ABS.

Instrumente wie aus einem Russenbomber.


Luxusdampfer à la BMW ist die Adventure sicher keiner, alles ist auf maximale Funktionalität ohne Schnörkel optimiert. Die Bedienelemente etwa funktionieren einwandfrei, könnten aber genauso aus einem Russenbomber stammen. Etwas mehr Luxus aber trotzdem sehr funktionell sind da schon die Anbauteile von Touratech. Die schwarzwälder Edelschmiede hat die Adventure mit allem zugepflastert was Gott nicht verboten hat. Nicht alles macht auf den ersten Blick gleich Sinn, wie etwa die vielen kleinen Protektoren an den Ausgleichsbehältern. Wer aber mit der Adventure durch den dichten Wald kurvt, ist dankbar, dass die Äste an den Protektoren abgleiten und nicht die Fuhre stilllegen. Anderen Teilen sieht man ihre Funktion sofort an, man fragt sich dann eigentlich nur, warum etwa Sturzbügel nicht schon ab Werk die orangen Seitenteile schützen.

 
Man braucht nicht unbedingt gross zu sein um schnell zu sein - aber beim Aufsteigen auf die S wär's hilfreich.
 
Unverzichtbar für grosse Touren auf unbekanntem Terrain ist natürlich auch die Halterung fürs Navi. Bei Navi Halterungen ist auf zweierlei Funktionen zu achten. Die Halterung sollte (wenn sie fix mit dem Bike verschraubt ist) versperrbar sein. Somit kann das Navi während der Mittagspause oder beim Kaffe ruhigen Gewissens am Motorrad bleiben. Zweitens sollte man darauf achten, dass die Halterungen über eine zusätzliche Dämpfung verfügen, denn die Vibrationen des Zweirades können auf längeren Touren Lötstellen im Navi lose prellen. Es ist fast schon unnötig zu erwähnen, dass die Touratech Halterungen sowohl versperrbar sind als auch über vier Gummipuffer verfügen.

Grosses Lob verdiente auch die Touratech Sitzbank. Erst nach Stunden auf dem Bock fing mein Hinterteil an "wässrig" zu werden, ein kurzer Zwischenstopp im Cafe und etwas Beine vertreten, frischt das wohlgenährte Hinterteil aber wieder auf und dem nächsten Streckenabschnitt stand nichts mehr im Weg.
   
Massives Blech schützt den Motorblock. Unverzichtbar für die Weltumrundung:
Touratech Stürzbügel.
Machen die Nacht zum Tag - Touratech Xenon Scheinwerfer mit Schutzgitter. Handguards und Navi Halterung fürs ZUMO natürlich auch von Touratech.
 

Den Tourguide und somit das Pacebike auf unserer Ausfahrt mimte NastyNils, er kam bei der Wahl des Motorrades zu spät und wurde dafür übel bestraft - er fasste den 48 PS starken Einzylinder Yamaha Tenere aus. Da unsere Bikes im Schnitt die doppelte Leistung hatten und wir den Oberehrgeizler Nils nicht überfordern wollten, schraubten wir unser Tempo zurück. Während der Chef mit einem Puls von 190 todesmutig vorausnavigierte - wahnwitzige Überholmanöver inklusive, um wenigstens irgendwie einen Vorsprung herauszufahren - folgten wir im für ausgewachsene Enduros lockeren Reisetempo und einem Puls von 85. Leider konnten wir nicht damit rechnen, dass Nasty seine Leistung dermassen überschätzte und beim abendlichen Bier damit prahlte, wie er uns mit der Tenere nicht locker in Schach halten konnte und trotz der 48 PS das Feld dominierte. Doch niemand konnte NastyNils von seinem Wahn befreien und so sülzt er heute noch wie ein Grosser von seinem Triumph im Elsass.


The KTM incident



"Einmal jährlich" spricht der Boss,
"wird ausgeritten hoch zu Ross!"
Drum flogen auch zu diesem Zweck
vier Leute rauf zu Touratech.

Schnell die Enduros ausgefasst,
und Richtung Frankreich ohne Rast.
In Strassburg warten im Quartier,
zwar keine Mädels, aber Bier.

Am Morgen sind wir nicht entzückt,
das Bild am Parkplatz scheint entrückt.
Weil niemand fuhr zum Semmeln kaufen,
muss ab sofort ein Fahrer laufen.

Doch Freund und Helfer stets bereit,
macht Meldung schon nach kurzer Zeit.
Die Kante sei gefunden worden,
in einem Park ward sie geborgen.

Es gebe trotzdem Grund zum Flennen,
denn sie sei nicht mehr zu erkennen.
Gewissheit gibt am Schild die Nummer,
der Freude weicht nun schwerer Kummer.

So lasst euch sagen, liebe Leut',
ob gestern, morgen oder heut',
in Frankreich werden ungeniert,
nicht nur Mahlzeiten flambiert.

kot
 

 

Weniger triumphal war der nächste Morgen nach einer mauen Partynacht in Strassburg. Ein schmerzvoller Blick mit geröteten Augen vom Balkon der Unterkunft auf den Motorradstellplatz ergab eine einfache Gleichung: 3 Bikes entspricht nicht 4 Bikes. Beim Frühstück teilte uns NastyNils mit, dass er bereits die Polizei verständigt hat und es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Diebstahl handelte. Nur wenige Minuten später kam unser Vermieter mit Nachricht von der Polizei "Man hat ihr Motorrad gefunden...". Wir atmeten auf und dachten gleich wieder an die anstehende Tourenetappe. Von unseren erleichternden Seufzer unterbrochen fuhr der Vermieter fort "... es ist leider verbrannt". Das Bild in meinem Kopf, in dem ich mit der 990er durch die Kurve heize, verschwand plötzlich und wurde von einem Bild mit leicht angekokelter KTM ersetzt.  Doch es sollte weit schlimmer kommen. Die Jungs von der Hexenverbrennungsabteilung dürften ganze Arbeit geleistet haben, die Adventure war auch nach mehrmaligem Hinsehen nicht als solche zu erkennen, kein einziges Teil der KTM ist noch in irgendeiner Art und Weise zu verwenden. Einzig als Kunstobjekt des Grauens könnte die KTM in ihrem jetzigen Zustand noch dienen. Keine Lösegeldforderung, kein Bekennerbrief und nicht einmal die Möglichkeit, die Einzelteile über die grosse Hehlerbörse im Internet zurück zu ersteigern. Einfach sinnloser, mutwilliger und unverständlicher Vandalismus. Es wird doch wohl nicht auch in Frankreich anti-orange Moto Guzzi Fanatiker geben?

 
Da hilft etwas Drüberpolieren auch nicht mehr - die Adventure ist am Ende.

Die Adventure Einkaufsliste:

Stahlflexleitungen vorn (mit Verteiler) und hinten 177 Euro
Lampenmaske mit Doppelscheinwerfer (Xenon) 699 Euro
Einbauschloss für Staufach 20 Euro
Motorschutz gross 210 Euro
Scheinwerferschutz 62 Euro
Verkleidungssturzbügel 195 Euro
Rahmenprotektoren 25 Euro
Verbreiteter Fussbremshebel 17 Euro
Seitenständerauflageverbreiterung 20 Euro
Lenkererhöhung 39 Euro
Handguards 53 Euro
Aluminium Koffersystem mit 2 Zega Pro Boxen und Kofferträger aus Stahl 825 Euro
Sportsitzbank 319 Euro
Navihalterung ZUMO abschliessbar 125 Euro
 
Touratech Zubehör gibt es für so ziemlich jedes Reisemotorrad. Relativ neu sind die Sporttourer und Nakedbike Teile aus dem Touratech "Streetline" Programm. Alles fein sauber gelistet im Touratech-Shop. In dieser Serie erscheinen:
  • Touratech BMW R 1200 GS Kurztest
  • Touratech BMW F 800 GS Kurztest
  • Touratech Yamaha XT 660 Tenere
  • Elsass und Vogesen Reisestory mit grossem Finale. 1000PS hält nun den traurigen Testmotorrad-Wertvernichtungsrekord und muss mit dem Foto rechts im Bild und nur noch 3 Motorrädern die Heimreise zu Touratech antreten.

 

 

Interessante Links:

Text: arlo
Fotos: kot/nastynils

Fazit: KTM 990 Adventure S 2010

Luxusdampfer à la BMW ist die Adventure sicher keiner, alles ist auf maximale Funktionalität ohne Schnörkel optimiert. Die Bedienelemente etwa funktionieren einwandfrei, könnten aber genauso aus einem Russenbomber stammen.


  • Absoluter Favourite für Offroad Parts
  • Schräglagenfreiheit geboten
  • angenehme Sitzbank.
  • Kein ABS
  • geringe Serienausstattung

Bericht vom 21.09.2010 | 16.955 Aufrufe

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