Yamaha FZ8

Yamahas neues Sandwich-Kind in der Nakedbike-Klasse. Kann sie sich gegen ihre Schwestern behaupten?
 

Yamaha FZ8

Jetzt besetzt auch Yamaha seine Nakedbike-Palette mit einem echten Mittelklasse-Motorrad. Die FZ8 muss sich als Neue zwischen XJ6 und FZ1 beweisen. Eine Existenz zwischen Alternative und Kompromiss.

 
Als Mittlerer hat man es nicht leicht. Den Premierenbonus streift der Erstgeborene ein, den des Nesthäkchens der Nachzügler. Der Mittlere ist von Anfang an auch noch da, macht erwartungsgemäß das, was einen beim Ersten noch überrascht und begeistert hat, ohne Applaus dafür zu ernten. Diese Begeisterung stellt sich nach einer emotionalen Flaute während der ersten Jahre der Existenz des Mittleren erst wieder bei der Ankunft des  Kleinsten ein, der wahre Wunder vollbringt, obwohl er nichts Anderes macht, als seine beiden Geschwister zu imitieren. Vor dem Großen hat man Respekt, er dient als Messlatte, den Kleinen ehrt man für seine Tapferkeit und den unbändigen Willen, mit den Großen mithalten zu wollen, selbst wenn die Kraft niemals dafür reichen wird. Und ich bin auch noch da.
   
Doch Baby, ich bin nicht alleine. Ich habe jemanden gefunden, der es auch nicht leicht hat, sich gegen die Vorzüge zweier Geschwister zu behaupten. Mit der FZ8 tut es Yamaha den Grünen gleich und schließt die Lücke zwischen 600 und 1000 Kubik im Vierzylinder-Nakebike Segment.

Anders als bei den Grünen, wo der Z1000 eine äußerst erfolgreiche Z750 zur Seite gestellt wurde und in der Kaufentscheidungsphase eine faire 1:1 Situation herrscht, führte und führt Yamaha auch eine 600er im Portfolio. Die FZ6 wurde heuer von der XJ6 abgelöst, im Programm bleibt vorerst noch die FZ6 Fazer, die nur mehr in der 98 PS starken S2 Version zu haben ist. Dazu kommt jetzt ein neues Mitglied der Freikörper-Kräder unter der Flagge der drei Stimmgabeln, die FZ8 (mit Halbschwester FZ8 Fazer).
 

Freundlich fetzig mit leichtem Augenzwinkern.

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Argumente müssen in beide Richtungen funktionieren.


Der Stall ist also gut besetzt und die FZ8 hat ein Problem. Das Problem, eine Alternative zu ihren beiden Kolleginnen darstellen zu müssen. Sie muss Argumente bieten, die in beide Richtungen funktionieren. Während beispielsweise der Hubraum des flüssigkeitsgekühlten 4-Takters mit 779 Kubikzentimeter gegenüber der XJ6 ein Vorteil sein muss, darf er im Vergleich zur überlegenen FZ1 mit 998 Kubik kein Nachteil sein. Selbiges gilt für die generierte Leistung. Mit 106 PS bei 10.000 U/min. liegt sie 28 PS über der 600er, die 1000er ist hingegen um ganze 44 PS stärker. Und beim Drehmoment landet sie mit 82 Nm fast punktgenau in der Mitte zwischen 59,7 (XJ6) und 106 (FZ1) Nm. So gesehen steht die FZ8 für die echte Mittelklasse.

In ihrer Mittelfeldposition kann die FZ8 einerseits als Kompromiss verstanden werden, andererseits als 'das Beste aus zwei Welten'. Äußerlich hat sie klar erkennbar von beiden Geschwistern geerbt. Der bullige Körper und ein paar Ecken und Kanten verraten die Verwandtschaft zur FZ1, die ansonsten etwas weichere Formensprache und das eher freundliche als aggressive Gesicht beziehen sich stärker auf die modernere XJ6. Man hat sofort mehr Respekt als vor einer 600er, doch weniger Angst als in der Nähe einer 1000er. Auf den Sattel geschwungen bleibt dieses Gefühl bestehen. Alles Neue ist uns zunächst fremd, wir müssen es mit Erlebnissen verknüpfen, um es kennen zu lernen und zu verstehen. Unser Glück, dass diese Erlebnisse in empirischen Erfahrungen in der weiten und für uns großteils regelfreien Welt des Verkehrs zu suchen sind.

Pavian-Popsch von der FZ1.

Noch nicht voll digital. Besser is' es.



Mehr Respekt als vor 600ern, weniger Angst als vor 1000ern.


Also werfen wir uns mit der FZ8 in das Erlebnis Fahrdynamik. Das Vierzylinderaggregat läuft gewohnt sauber, laufruhig und leise. Während es der Auspuffkanister in unvergleichlicher Weise versteht, optisch negativ zu beeindrucken, hält er sich akustisch eher im Hintergrund, was sich bei höheren Drehzahlen zwar ändert, ein Ersetzen durch einen Nachrüstauspuff sahen wir aber selten so unvermeidlich. Das sollte man folglich gleich in der Anschaffung mit einberechnen.

Im Fahrbetrieb vergisst man das schwarze Geschwür zum Glück, verantwortlich dafür ist vor allem die sportliche Leistung des Motors, der seine Kraft ansatzlos und ohne viel Orgeln in Spaß umsetzt. Das maximale Drehmoment ist bei 8.000 Touren erreicht, wobei schon weit darunter ordentlich Druck erzeugt wird. Persönlich war ich überrascht, wie beherzt man mit der 8er zu Werke gehen kann. Da ist ein deutlicher Unterschied zu einer 600er zu spüren, im Winkelwerk und auf der klassischen Hausstrecke werden Gegner auf einer 1000er vergeblich nach Situationen suchen, in denen sie den Vorsprung durch Leistung finden.

Falls die im technischen Datenblatt exakt 106,2 vermerkten Pferdchen einmal drohen, mit einem durchzugehen, helfen eine hydraulisch betätigte Doppelscheibenbremse mit einem Durchmesser von je 310 mm vorne und eine Scheibenbremse mit 267 mm hinten beim Wiedereinfangen.

Autsch!


1000er finden keinen Vorsprung durch Leistung.


Für eine flotte Straßenlage sorgen ein leichter Deltabox-Rahmen, eine wohlgeformte Schwinge mit Umlenkung und Zentralfederbein und eine güldene Upside-Down Gabel mit 43 mm Durchmesser, ein echtes optisches Highlight. Das Gewicht addiert sich mit allen Betriebsflüssigkeiten auf 211 kg (ABS: 216) und steht dem Fahrspaß in keiner Weise im Weg. Der Spaß lässt selbst auf langen Etappen nicht nach, dafür sorgt der sehr bequeme Sitzpolster, der auch für den Sozius nicht zu mager ausfällt, die 8er kann also gleich zwei Leute sehr glücklich machen. Der Motor bleibt unter Doppelbelastung noch in jenen Situationen souverän, in denen eine 6er bereits die ersten Ermüdungserscheinungen zeigt.

Frei nach der philosophisch-optimistischen Betrachtungsweise, dass das Glas nicht halb leer, sondern halb voll sei, muss man sich bei Yamaha nicht GEGEN zwei entscheiden, sondern FÜR eine. Die FZ8 jedenfalls hat genug Potenzial, die goldene Mitte im Kreis der Freikörper-Kräder zu werden.

Wem gelungen ist in Besitz einer der begehrten FZ8 zu gelangen hat die Qual der Wahl mit dem Zubehör.
Eine schöne Auspufflösung bietet REMUS mit dem Hexacone und Yamaha selbst hat auch ein paar nette Teile zum Verfeinern im Programm.
(Yamaha Originalzubehör)

 


Technische Daten Yamaha FZ8


Motor
Bauart Flüssigkeitsgekühlter 4-Takt, 4-Zylinder-Motor mit obenliegenden Nockenwellen
Hubraum 779 ccm
Bohrung x Hub 68,0 × 53,6mm
Verdichtung 12,0: 1
Leistung 78,1KW (106,2PS) / 10000 rpm
Drehmoment 82,0Nm (8,4kgf・m) / 8000 rpm
Schmierung Nasssumpf
Gemischaufbereitung Benzineinspritzung
Kupplung Mehrscheiben-Ölbadkupplung
Zündung Transistor-Zündung
Starter Elektrisch
Getriebe 6-Gang Getriebe
Sekundärantrieb Kette
Tank 17 l
Öl 3,8 l
Fahrwerk
Rahmen Deltabox-Rahmen
Federung vorne USD-Gabel Ø 43mm
Federweg vorne 130 mm
Federung hinten Swinge mit Umlenkung, Monofederbein, Vorspannung einstellbar
Federweg hinten 130 mm
Lenkkopfwinkel 25º
Nachlauf 109 mm
Bremsanlage vorne Hydraulische Doppelscheibenbremse Ø 310 mm ABS brake system optiona
Bremsanlage hinten Hydraulische Einscheibenbremse Ø 267 mm
Reifen vorne 120/70 ZR17 M/C(58W)
Reifen hinten 180/55 ZR17 M/C(73W)
Abmessungen
Länge 2.140 mm
Breite 770 mm
Höhe 1.065 mm
Sitzhöhe 815 mm
Radstand 1.460 mm
Bodenfreiheit 140 mm
Service Gewicht leer: 197 kg fahrbereit: 211 kg höchst zul. Gesamtgewicht: 410kg/ ABS:202 kg/216 kg /410 kg

 

Interessante Links:

Text: kot
Fotos: kot, Yamaha

Fazit: Yamaha FZ-8N 2010

Frei nach der philosophisch-optimistischen Betrachtungsweise, dass das Glas nicht halb leer, sondern halb voll sei, muss man sich bei Yamaha nicht GEGEN zwei entscheiden, sondern FÜR eine. Die FZ8 jedenfalls hat genug Potenzial, die goldene Mitte im Kreis der Freikörper-Kräder zu werden.


  • Sportliche Motorleistung
  • bulliges Aussehen
  • angenehmes Fahrgefühl
  • relativ schnell.
  • Auspuffkanister überzeugt optisch negativ.

Bericht vom 23.07.2010 | 61.954 Aufrufe

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