Triumph Sprint GT

Kein Nachfolger! Ein neues Modell. Mehr Touring, mehr Komfort, mehr Ausstattung. Erster Test in Schottland. <

Triumph Sprint GT


Überraschung in Schottland: kein Regen


Schottland hat uns überrascht. Kein Regen! Nicht mal ein wenig Nebel. Während daheim Regen und Sturm im Wechselspiel die Laune verderben, gibt es hier in den Highlands nichts als Sonne. Doch auch das Programm unterhalb des Horizonts passt perfekt. Die Strassen schlängeln sich rhythmisch durch die abwechslungsreiche Landschaft und es gibt hier so unglaublich viel zu sehen. Aufwachen! Wir sitzen am Motorrad! Im Sattel der Triumph Sprint GT kann es schon mal vorkommen, dass man vergisst, wo man eigentlich ist. Unspektakulär setzt sie sich in Szene und macht die Strasse sowie die Landschaft zu den Hauptdarstellern. Warum das?


GT - mehr Komfort, mehr praktischer Nutzen


Wir Motorradfahrer sind scheinbar relativ genügsam. Als uns der Triumph Product Manager heute Morgen die neue Maschine präsentierte, machte er klar, worauf man bei der Entwicklung wert gelegt hat. Praktisch und komfortabel soll sie sein. That´s it? So sehen es angeblich die Kunden im Sporttouring-Segment von Triumph und sie hatten nicht so unrecht. Die Maschine kommt ohne große High-Tech-Infos und elendig langen Vorträgen über Elektronik, neuen Megalegierungen und ähnlichem Marketinglatein. So fühlt sie sich nun auch an. Die Sitzposition stimmt ganz einfach. Wir sind nun zwar schon den ganzen Tag unterwegs, doch weder in den Knien oder am Hintern hat man Probleme. Unsere Reisegeschwindigkeit lag meistens so um die 80-160 km/h und in diesem Bereich war auch der Windschutz ein Rundum-Sorglos-Paket.

Auch die praktische Seite der neuen GT genossen wir bisher. Die großen Koffer sind serienmäßig montiert. Auch hier gab man sich bei der Entwicklung sehr pragmatisch. Der Entwicklungs-Ingenieur spazierte in den Motorradladen, kaufte den sperrigsten Helm in XXL und das war die Messlatte für die Koffer auf beiden Seiten. Darin verschwand nun auch unsere Ausrüstung und selbstverständlich konnten wir bei den Stopps einfach mit dem Fahrzeugschlüssel an unsere Sachen rankommen. Wem das nicht reicht, der hat auch noch Platz unter der Sitzbank und ein kleines Fach für Knete und Handy rechts vorne ebenfalls absperrbar. Man fühlt sich also schnell zuhause hier auf der GT. Man richtet es sich gemütlich ein, verstaut sein Zeug und findet sich in unserem glücklichen Fall auf den herrlichen Küstenstrassen im Nordwesten Schottlands wieder.

 

Aus der Sprint ist ein ausgewachsener Tourer geworden. Die Federvorspannung kann mit dem Handrad angepasst werden.
Bei Triumph steht man auf Zeiger. In der britischen Variante war der Tacho allerdings nicht besonders gut ablesbar. Die serienmäßigen Koffer bieten gewaltigen Laderaum

Die Emotionen entstehen bei diesem Motorrad nicht durch technische Daten oder neue Features, sondern durch die Erlebnisse hinterm Lenker. Es gibt keine neumodische Traktionskontrolle, keine auswählbaren Mappings und keine 17 Knöpfe am Lenker. Einzig das serienmäßige ABS wurde der Sprint GT aufgezwungen. Vermutlich von der Verkaufsabteilung in Deutschland, denn am Heimmarkt in England gingen die alten STs ohne ABS weg wie warme Semmeln. Insgesamt rund 50.000 Stück an STs wurden in den letzten Jahren aus dem Triumph Werk geschoben. Der Linie ist man mit der neuen Sprint GT jedoch nicht ganz treu geblieben. Man bewegt sich zwar noch immer im Bereich der Sporttourer, TOURING wird nun jedoch deutlich größer geschrieben als Sport.

Tourer Checkliste

ABS: Serie
verstellbares Windschild: Nein (Höheres Windschild als Zubehör)
Heizgriffe: Zubehör
Kardanantrieb: Nein
Hauptständer: Serie
Integriertes Gepäcksystem: 2 x 31 Liter Serie
Reichweite: 350 km

Mehr Komfort, weniger Sport
Die neue Ausrichtung bringt viele Vorteile bei dieser Tour mit sich. Den Komfort wollte niemand missen, die praktischen kleinen und großen Details auch nicht. Doch die schottischen Straßen waren manchmal wunderschön anzusehen, aber nicht ganz so hübsch im Detail. Viele Bodenwellen musste das Fahrwerk der GT verdauen und bei hohen Geschwindigkeiten gelang ihr das nicht immer perfekt. Federbein und Gabel sind sehr komfortabel abgestimmt und setzen dem Fahrzeug logische Grenzen in der Kurvenhatz. Eigentlich ein klassisches Ausstattungsmerkmal von Japanern, doch auch die Triumph-Ingenieure bauen ihre Fahrzeuge lieber etwas zu soft als zu hart.

Geschmeidiger Motor mit nun 130 PS
Wo ich jedoch auf Geschmeidigkeit stehe, ist das Thema Motorabstimmung. Offen gesagt ist das ein Tick von mir, doch ich brauche einfach ein makelloses Zusammenspiel von Gasgriff und Motor. Genauso wie bei der 1050er GT muss es sein. Man gleitet durch die Kurven und der Motor erfordert einfach keine Aufmerksamkeit. Drehmoment und Leistung sind bei dem 3-Zylinder-Aggregat ohnehin immer vorhanden und die Befehle vom Gasgriff werden intuitiv umgesetzt. Man braucht hier keine verschiedenen Mappings zur Auswahl um glücklich zu werden . Es gibt eines und das passt einfach immer. Mit 130 PS stehen nun knapp 5 PS mehr zur Verfügung als früher.  Den Tourenfahrern wird jedoch die Drehmomentkurve mehr am Herzen liegen. Das gesteigerte Drehmoment liegt nun schon 1.200 U/min früher an. In der Praxis hat man so in der freien Wildbahn ständig die Wahl zwischen den Gängen 1 und 5. Je nach Lust und Laune kann man sich für ein Drehzahlniveau entscheiden, mit dem die Kurven inhaliert werden. Der lang übersetzte 6. Gang ist jedoch der Autobahn bzw. den schottischen Knauserern unter uns vorbehalten. Er wurde als klassischer Overdrive gestaltet und senkt Spritkosten wie Geräuschkulisse beim Kilometerfressen.

Keine Heldenstorys - werden wir alt?
Beim nächsten Stopp begann ich mir Sorgen zu machen. Bei diesem Pressetest fehlen die obligatorischen Heldenstorys der Kollegen. Keine Hinterradrutscher, Wheelys, Überholduelle oder atemberaubende Fahrten am Limit. Stattdessen wurde über das fast schon kitschige Farbenspiel der Wälder und die lieblichen kleinen Pensionen in den Städtchen philosophiert. Werden wir etwa alt? Mag sein. Doch wir machten alle eine sehr glücklichen und sorglosen Eindruck.

Kurze Probefahrt wird reichen
Sorglos war aber auch das Handling und Einlenkverhalten der Triumph. Gibt wohl niemanden, der das nicht versteht und sofort die gewünschte Linie erwischt. Die Probefahrt beim Händler muss nicht länger sein als 10 Minuten, um die GT zu verstehen. Linear oder homogen wird dieses Fahrverhalten oft beschrieben. Man gibt dem Motorrad über den Lenker oder mit der Hüfte einen Impuls, das Motorrad kippt in die entsprechende Schräglage und fährt den entsprechenden Radius. Impuls und Schräglage stehen hier eben in einem linearen Verhältnis zueinander. Das sorgt nicht nur bei Neulingen für Vertrauen, sondern auch bei routinierten Piloten für ein sehr entspanntes Gefühl im Sattel.

ABS Serie
Und die Bremse? Erraten! So wie Motor und Fahrverhalten Unspektakulär und brav verrichtet sie ihren Dienst. Der Druckpunkt ist klar, die Dosierung ist einfach und der Biss ist nicht zu heftig. Für harte Bremsmanöver ist auch viel Handkraft nötig. Das serienmäßig integrierte ABS erwies sich am 2. Tag als hilfreicher Begleiter, denn dann kam der eigentlich schon ersehnte Regen. Schließlich waren wir ja in Schottland!

Beim Gewicht hat die GT im Vergleich zur ST am Papier deutlich zugelegt (268 kg statt 241 kg fahrfertig). Doch wir wollen nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Die GT wurde mit Koffern und ABS homologiert, die ST eben noch ohne. Rechnet man das weg, bleiben 11 Kilo Gewichtszunahme. Das haben wir der längeren Schwinge, der Gepäckbrücke, der größeren Batterie sowie kleinen Details wie den größeren Sozius-Fußrasten zu verdanken.


Vergleich ST / GT


Verglichen mit der Sprint ST ist die GT vom Tank nach hinten komplett neu. Ins Auge sticht natürlich sofort der neue Auspuff. Der ist nun dort, wo Auspuffanlagen bei Motorrädern immer schon waren. Die GT hat dadurch 5 PS mehr, keine unerwünschte Sitzheizung, mehr Stauraum unterm Sitz und der Sattel selbst ist auch noch komfortabler als früher. Auch Kleinigkeiten wie Scheinwerfer, Cockpit, tiefer angebrachte Fußrasten, ein um ein Kilo leichteres Hinterrad und die längere Schwinge tragen zu einem gefälligem Gesamtbild bei. Die längere Schwinge zum Beispiel erhöht den Radstand von 1457 mm auf 1565 mm. Selbst mit Koffern wirkt die GT auch bei Tempo 200 noch sehr stabil. Das liegt aber auch an den schlauen, weil flexiblen Befestigungspunkten für die Koffer. Nicht erschrecken, doch die Koffer sind über eine kleine Stange miteinander verbunden und können tatsächlich in den Aufhängepunkten pendeln. Schwingungen übertragen sich somit nicht gleich starr und direkt auf das Gesamtfahrzeug. Es kam mir zwar sehr verdächtig vor, das eine solche einfache Lösung mehr Stabilität bringen sollte, doch in der Praxis hat alles gepasst.

Zufriedene ST Fahrer sollten nun aber nicht voreilig zum nächsten Triumph Händler laufen. Die GT ist nicht wirklich ein Nachfolger. Wer die ST genauso liebt wie sie ist, der wird mit der GT möglicherweise nicht glücklicher. Wer aber eine "ST" mit mehr Reisekomfort und praktischen Nutzen sucht, der wird mit der GT fündig. Wieder mal ein erdiges und gutes Motorrad aus England, welches Dir viele schöne Stunden im Sattel bereitet.

Bild rechts: Die Sprint GT führte uns entlang vieler Meilen im Westen Schottlands.

Diesmal waren nicht die verwöhnten Journalisten die gefräßigsten Geschöpfe im Umfeld der Event-Location.

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Technische Daten und Preise Triumph Sprint GT


Link: Technische Daten Triumph Sprint GT

Unter anderem ist folgendes Originalzubehör erhältlich

  • Topcase für 2 Integralhelme mit 12 Volt Steckdose.

  • Höheres Windschild

  • Heizgriffe


Triumph Sprint GT Video



Triumph Sprint GT Farben und Preise


Die neue Triumph Sprint GT 2011 kommt in zwei Farboptionen: Aluminium Silver und Pacific Blue, sie kostet in Deutschland € 13.190 (inkl. 19% MWSt., zzgl. Nebenkoste), in Österreich: € 15.540 (inkl. 16% Nova, 20% MWSt. und Nebenkosten).

Fazit: Triumph Sprint GT 2010

Zufriedene ST Fahrer sollten nun aber nicht voreilig zum nächsten Triumph Händler laufen. Die GT ist nicht wirklich ein Nachfolger. Wer die ST genauso liebt wie sie ist, der wird mit der GT möglicherweise nicht glücklicher. Wer aber eine "ST" mit mehr Reisekomfort und praktischen Nutzen sucht, der wird mit der GT fündig.


  • Erhöhter Komfort
  • mehr praktischer Nutzen
  • optimale Sitzposition
  • praktisch
  • komfortabel
  • effizientes Windschutz
  • sehr schnell
  • ABS.
  • Hohes Gesamtgewicht
  • Topcase, erhöhtes Windschild und Heizgriffe nur extra erwebbar.

Bericht vom 01.06.2010 | 25.248 Aufrufe

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