Yamaha Super Tenere

Die Liebhaber wussten es schon immer, sie kommt wieder - jetzt ist sie da: Yamahas Super Tenere !

Yamaha  XT1200Z Supertenere

Treffen der Generationen: Jung trifft alt


Die Präsentation der neuen Yamaha Supertenere stand ganz im Zeichen der "Ride for Life" Tour
. Dabei wurden insgesamt fünf Super Tenere's auf dem Landweg von Paris nach Marokko überstellt. In Marokko wurden die Motorräder dann an die Organisation "Riders for Health" übergeben. Die fünf Bikes werden im Norden Sambias dazu eingesetzt die medizinische Versorgung zu sichern, indem sie als Transportfahrzeuge für Medikamente und Blutproben in entlegenen ländlichen Gemeinden dienen. Rund um diesen Fahrzeugtransfer wurde einfach die Präsentation der neuen Super Tenere gepackt. Gedacht war eine malerische Ausfahrt, weg vom Eifelturm durch die liebliche Landschaft Südfrankreichs sowie eine sommerliche Tour durchs warme Spanien. Die XT 1200 Z sollte sich doch bei den besten Bedingungen den Journalisten aus aller Welt präsentieren. Aus der geplanten Altherren Tour wurde die wahrscheinlich härteste Motorradpräsentation der letzten Jahre.

Super Tenere - Ride for Life


Die erste Kontaktaufnahme mit der neuen Super Tenere hatten wir in einer Pariser Hotel Lobby. Dort musste die Yamaha ihre erste Prüfung bestehen sowie den strengen Blicken der Journalisten standhalten. Die Rückmeldung der Schreiberlinge war durchwegs positiv -  schöne Linien, schlankes Heck, fein verarbeitete Schwinge und ein durchaus Adventure tauglicher Look. Von der alten Super Tenere ist nur noch wenig geblieben, zum einen wurde der Hubraum um fast einen halben Liter erhöht, zum anderen musste der biedere 80er Jahre Look einem feschen und zeitgemäßen Design weichen. Lediglich die Idee hinter dem Motorrad blieb gleich, ein Motorrad zu bauen mit dem sowohl eine gemütliche Wochenendtour durch die Alpen als auch eine komplette Weltumrundung ohne teure Zusatztools machbar ist. Tourstart war um 9:00 bei angenehmen Temperaturen um die 18°C und fast wolkenfreiem Himmel. Startlocation, für Paris eigentlich schon obligatorisch, der Eifelturm.

Im Stadtgetümmel durch Paris, in Richtung Süden sammelten wir unsere ersten Erfahrungen mit der neuen Generation der Super Tenere. Im quirligen Stadtleben hatte die große XT so ihre Schwierigkeiten, diese hatten aber weniger mit der Sitzposition von 870 mm (die sich übrigens ohne Werkzeug auf 845mm absenken lässt), als vielmehr mit den angebrachten Seitenkoffern zu tun. Diese verhinderten ein freches Durchschlängeln im urbanen Dschungel. Für die tägliche Fahrt zur Arbeit lassen sich die Alukoffer aber natürlich einfach und schnell abmontieren. Nach einigen Minuten fand die zähe Stadtschlänglerei ihr Ende. Auf dem Weg zum Tagesziel in St. Nectaire wollten nun insgesamt 160 Autobahnkilometer abgespult werden. Gemütlich tuckerte die Journalisteneskorte mit 150 in Richtung Süden.


Gemütlich mit 150 Richtung Süden.


Die große Tenere hielt gutmütig ihre Spur und zeigte sich auch bei höheren Geschwindigkeiten eher unbeeindruckt vom starken Fahrtwind. Generell gesagt sind Fahrer bis zu einer Körpergröße von 175 cm mit dem höhergestellten Standardwindschild gut vom Fahrtwind geschützt. Größere Fahrer sollten einen Blick in das Super Tenere Zubehörprogramm werfen und sich den Luxus des großen Windschildes gönnen. Damit ist die Yamaha auch für größere Fahrer ohne weiteres auch als Langstrecken Fahrzeug zu empfehlen. Denn an Sitzkomfort sowie Sitzposition gibt es bei der Super Tenere nichts zu meckern. Während der Autobahnbolzerei fand sich auch Zeit um die Armaturen und den Bordcomputer genauer unter die Lupe zu nehmen.
 
Das Cockpit der Yamaha ist übersichtlich gebaut und wirkt trotz des hohen Kunststoffanteils hochwertig. Der Bordcomputer informierte während der Fahrt über Motor- und Außentemperatur, Zeit, gefahrenen Kilometer sowie Momentan- und Durchschnittsverbrauch, der an den zwei Fahrtagen 6,3 Liter auf 100 km betrug. Das Cockpit dient auch als Kommandozentrale für das Motormanagement und die Traktionskontrolle. Die Traktionskontrolle, kurz TCS,  lässt sich in zwei Stufen regeln:
  • TCS1: das System lässt kein Durchdrehen des Hinterrades zu, diese Einstellung ist für Regen und/oder sehr rutschige Fahrbahnen zu empfehlen
  • TCS2: die Traktionskontrolle greift etwas verzögert und milder ein, zu empfehlen für Offroad Neulinge - in dieser Einstellung kann man sehr kontrolliert aus der Kurve rausdriften
  • TCS OFF: die Traktionskontrolle wird komplett ausgeschaltet - die Richtige Einstellung für erfahrene Offroad Fahrer, oder für sehr tiefes oder sandiges Gelände

All Inclusive  - ABS, TCS, Motormanagement und Bord Computer.


Mit dem TCS steht Yamaha den Traktionssystemen anderer Herstellern um nichts nach. Dieses System regelt sehr fein und lässt sich auch nicht überlisten. Selbst bei den rutschigsten Bedingungen, hochgedrehtem Motor und schnalzender Kupplung  baut der Motor kurz den Schwung ab und regelt gleich am Traktionslimit. Zu empfehlen ist die TCS1 Stufe, diese aber nicht nur unerfahrenen Sonntagsfahrern. Bei rutschigen Fahrbahnverhältnissen kann man der Tenere am Kurvenausgang voll einschenken, ohne dabei Gefahr zu Laufen die Yamaha in den Straßengraben zu katapultieren.

An diesem Punkt auch kurz ein paar Worte zum Preis (siehe yamaha-motor.de bzw. yamaha-motor.at) - der wirkt ja auf den ersten Blick nicht gerade wie ein Schnäppchen. Man sollte beim Preisvergleich aber darauf achten, dass in diesem Preis bereits ABS, TCS, Seitenkoffer und Bordcomputer inkludiert sind, diese Extras kosten bei anderen Herstellern zusätzlich zum Grundpreis meist nochmals einige tausende Euro extra.
 

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Perfekt zum Gleiten.

Das Motormanagement von Yamaha nennt sich D-Mode und lässt sich in zwei Stufen regeln. Geändert wird aber nicht die Motorleistung, diese bleibt sowohl im Sport als auch im Touring Modus die selbe, sondern lediglich das Ansprechverhalten des Motors. So werden im Sport Modus die Befehle vom Drehgriff direkt an die Einspritzung weitergeleitet, dies ermöglicht eine sportlich ambitionierte Fahrweise. Im Touring Modus werden die Befehle etwas verzögert und gedämpft weitergegeben, dadurch fährt sich die Super Tenere sehr weich und rund.

Kurz nach Orleans verließen wir die Autobahn und setzten den Weg auf kurvenreichen Landstraßen fort. Zu diesem Zeitpunkt ließen einige dunkle Wolken erahnen, was uns in den folgenden eineinhalb Tagen blühte. Doch vorher durften wir noch die Fahrt durch die malerischen Ortschaften Südfrankreichs genießen. Hier zeigte sich die Super Tenere als Fortbewegungsmittel für Genießer. Im Touring Modus gleitet sie sanft durch die Kurven und vermittelt trotz der hohen Masse von 261 kg (voll getankt, inkl. ABS) ein sicheres und handliches Gefühl. Das Fahrwerk der Yamaha meistert ihre Arbeit bravourös und leistet sich auch bei schnellerer Fahrweise keine Schnitzer.
Praktisch am Fahrwerk sind die voll einstellbare Gabel sowie das leicht zugängliche Verstellrad für die Federvorspannung am Federbein.
 
Mit jeder Kurve die wir verschlangen, verschlechterten sich die Wetterbedingungen und die ersten Regentropfen prallten auf das Windschild. Also machten wir einen kurzen Stopp, um das TCS wieder einzuschalten, welches nur bei abgestelltem Motor betätigt werden kann. Bis zum Tagesziel in St. Nectaire waren noch knapp 200 von den 580 Gesamtkilometern zu bewältigen. Die vereinzelten Regentropfen wechselten nun über in intensiven Regen und die zum Teil durch den kräftigen Wind stark verschmutzten Straßen wurden sodann spiegelglatt. Obwohl sich die 110 PS der Yamaha doch sehr brav und überschaubar entfalten, ging ich lieber auf Nummer sicher und drückte den Mode Knopf um in den Tour Modus zu wechseln. Trotz der äußerst widrigen Bedingungen leistete die Tenere gute Arbeit und brachte uns nach drei Stunden Regenfahrt sicher ans Ziel.
 

Gemütliche Ausfahrt bei strömendem Regen und 5°C


Der nächste Tag begann nur wenig freundlicher als der vorige geendet hatte. Dunkle Wolken hingen am Horizont, lediglich der Regen hielt sich noch zurück. Die Temperaturen hingegen waren über Nacht stark gesunken - 7°C zeigte das Thermometer. Ich packte noch meine sieben Sachen in die großen Seitenkoffer und startete mit den Journalistenkollegen widerwillig in den Tag. Am Plan standen rund 400 Km, mit Ziel in Toulouse. Die Tour führte uns gleich zu Beginn auf über 1600m über See. Dort erwartete uns neben eisigen 2°C auch noch heftiger Schneeregen. Zwar bot die Super Tenere den Füßen guten Schutz vor dem Regen, doch nach den ersten vier Stunden in Regen und Schnee tastete sich das kalte Nass an jeden erdenklichen Quadratzentimeter meines gestählten Körpers.
 
In den kalten Höhen biegen wir in eine Schotterstraße. Schon während der Fahrt suchte ich an den Armaturen den Schalter mit der Aufschrift "ABS" - doch leider vergebens. Das ABS auf der Yamaha lässt sich nicht abschalten, sondern wechselt von selbst in den Schottermodus. Besonders erfahrene Piloten würden das ABS im Gelände jedoch bestimmt vollständig deaktivieren. Auf der Strasse jedoch hat das ABS der Super Tenere für alle Leistungsklassen einen echten Mehrwert. Selbst auf regennasser Fahrbahn kann man noch in die Kurve bremsen und hat auf trockenem Boden auch niemals das Gefühl bevormundet zu werden. Auch im leichten Gelände hatten wir mit dem Gewicht kein Problem. Die 261 Kilo klingen im Prospekt zwar hart, man muss jedoch relativieren. Die Japaner sind erst seit kurzem ehrlich geworden was Gewichtsangaben betrifft und nun fallen die Prospektlügen der Vergangenheit eben viel stärker auf.

Fahren im Schotter: Vollautomatisches ABS.


Die Maschinen werden nun erstmals wirklich so gewogen wie wir sie auch fahren. Also Benzin, Öl, Hauptständer und in diesem Fall auch mit ABS. Verglichen mit dem Branchenprimus GS gibt es im leichten Gelände systembedingte Unterschiede. Die GS hat durch den Boxermotor mit dem tiefen Schwerpunkt Vorteile in langsamen Sektionen, der Yamaha ist aber dort wo es schmal ist kein ausladender Zylinder im Weg. Insgesamt ist die Supertenere nicht so weichgewaschen wie frühere Versuche aus Japan im Bereich der großen Reiseenduros. Die Federwege sind lang, die Ausstattung wirkt so, als würde sie auch längere Offroadsektionen überleben und der Motor lässt keine Wünsche offen.

Nach dem Offroad Part geht es durchtränkt vom Dauerregen fröhlich weiter. Einziger Lichtblick war, dass die eisigen Temperaturen von 2°C auf sommerliche 5-7°C stiegen, als wir die Berge verließen. Insgeheim verfluchte ich den Journalisten der die Super Tenere mit dem Sonderzubehör ausgefasst hatte. Diese war neben Zusatzscheinwerfern, großem Windschild und Top Case auch mit stufenlos regelbaren Heizgriffen ausgestattet.

 

Yamaha  XT1200Z Supertenere - Video

 

 
Völlig durchtränkt blieb die Journalistenmeute an einer Tankstelle stehen. Sofort sprangen wir von den Bikes um uns bibbernd an den Auspuffgasen zu wärmen. Zu diesem Zeitpunkt befanden wir uns noch etwa 180 Km vom Ziel entfernt. Die ursprüngliche Route würde uns über kleine kurvige Straßen nach Toulouse führen. Nunmehr änderten wir die Route und beschlossen die zwar längere aber schnellere Strecke via Autobahn zu fahren. Die frierenden Journalisten betanken noch ihre Bikes bevor es in Richtung Autobahn ging.
Ein letzter Stopp auf einer Autobahn-Raststation, das triefende Journalistenpack stürmte die Toilettanlagen und stellte sich kreisförmig um Heißluft Handtrockner. Nach der 15-minütigen Pause hatte es in dem Waschraum gefühlte 40°C bei einer Luftfeuchtigkeit von knapp 100%.

Endlich der letzte Abschnitt, ca. 70Km reine Autobahn Bolzerei wurden in Angriff genommen. Jeder abgespulter Kilometer ließ die Stimmung steigen. Die Gedanken an ein heißes Bad und trockene Unterwäsche gaben uns Kraft um sicher ans Ziel zu kommen. Nach insgesamt neun Stunden in der kalten nassen Hölle von Frankreich hatten wir unser Ziel erreicht. Keiner der Journalisten crashte auf den knapp 1000 Km oder hatte technische Probleme. All dies bei den harten Bedingungen, ein eindeutiges Zeichen dafür, dass das Sicherheitspackage der Super Tenere mehr als ausgereift ist.

Hey es schneit! Komm fahr ma!


Ich für meinen Teil bin nach der Reise mit der Super Tenere um zwei Erkenntnisse weiser, zum einen dass der Spruch "Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur..." einfach nicht stimmt. Denn keiner der Journalisten, egal ob Regenpanier oder edelste Touren Bekleidung, kam in Toulouse trocken an. Zum anderen sind Ganzjahres-Tourenfahrer die wahrscheinlich härtesten Jungs unter der Gattung Motorradfahrer.

 

Yamaha  XT1200Z Supertenere - technische Daten

Die First Edition der Super Tenere kommt so, wie es sich Tourenfreaks wünschen. Also mit wartungsarmem Kardanantrieb, Motorschutz, Handguards, Hauptständer, Bordcomputer, Seitenkoffer, einer hochwertigen Sitzbank, sowie einem verstellbaren Windschild.

 
MOTOR: Flüssigkeitsgekühlter 2-Zylinder-4-Takt-DOHC-Motor, 270° Kurbelwelle, geregelter 3-Wege-Katalysator, 8 Ventile
BOHRUNG x HUB: 98 x 79,5 mm
HUBRAUM: 1199 ccm
LEISTUNG: 80,9 kW (110 PS) bei 7.250/min
DREHMOMENT:  114,1 Nm bei 6.000/min
VERDICHTUNG: 11:1
BENZINAUFBEREITUNG: elektronische Einspritzung
RAHMEN: Stahlrohr-Brückenrahmen
GABEL: 43 mm Upside-Down
BREMSE VORNE/HINTEN: 2 Wave-Scheiben 310 mm Ø / 1 Wave-Scheibe 282 mm Ø
Kombibremse mit ABS
BEREIFUNG: 110/80 ZR 19, 150/50 ZR 17
SITZHÖHE: 845 - 870 mm
TANKINHALT: 22,6 l
GEWICHT (fahrbereit): 261 kg voll getankt, inkl. ABS, exkl. Koffer
FARBEN: silber - blau/silber
 

Interessante Links:

 

Text: arlo
Fotos: Yamaha

Fazit: Yamaha XT 1200 Z Super Ténéré World Crosser 2010

Insgesamt ist die Supertenere nicht so weichgewaschen wie frühere Versuche aus Japan im Bereich der großen Reiseenduros. Die Federwege sind lang, die Ausstattung wirkt so, als würde sie auch längere Offroadsektionen überleben und der Motor lässt keine Wünsche offen.


  • Komfortable Sitzposition sowie - werk
  • übersichtliches Cockpit
  • zweistufige Traktionsstelle
  • vollautomatisches ABS
  • Board Computer
  • wetterresistent
  • toller Motor
  • Standardwindschutz nur bis zu <1,75m wirklich effizient
  • Zubehör allein ist relativ teuer
  • 261kg schwer

Bericht vom 01.06.2010 | 14.497 Aufrufe

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