Enduro Leitfaden

Enduro ich komme - doch nicht so schnell, für Einsteiger gibt's hier einen kleinen Leitfaden.

Meine erste Enduro Saison - ein kleiner Leitfaden.

 
Obwohl man in Österreich die offiziellen Enduro Strecken auf einer Hand abzählen kann, wächst die Begeisterung für den Endurosport immer weiter. Schuld daran tragen die Veranstalter der Österreichischen Enduro Rennserien, egal ob ACC, Enduro Trophy, Enduro ÖM, Bachner Cup, etc. Zählt man alle Enduro Veranstaltungen im Jahr 2010 in Österreich zusammen, kommt man auf über 40 Rennen. Möglichkeiten zum Fahren gibt es also ausreichend. Was zu tun ist und worauf man achten sollte - hier ein kleiner Leitfaden, um gut durch die Enduro Saison zu kommen.

Schritt # 1 - Such dir Deine Veranstaltungen aus.


Der erste Schritt in die Enduro Saison ist, die passenden Veranstaltungen zu finden. Den besten Rennkalender findet ihr hier. Sucht euch am besten Veranstaltungen in eurer Umgebung raus, und stimmt die Daten mit eurem Terminkalender ab. Es ist auch kein Problem, wenn ihr bei verschiedenen Veranstaltern fährt, solange es nicht euer Ziel ist, in der Gesamtwertung vorne mitzumischen. Für 90% der Fahrer, wie auch für mich, dienen die Rennen als Möglichkeit, das eigene Motorrad entsprechend seinem Nutzungszweck richtig einzusetzen und nicht unbedingt, um sich mit anderen zu messen - dementsprechend "layed back" ist auch die Atmosphäre im Fahrerlager. Kaum eine andere Sportart bietet so ein freundschaftliches und überaus hilfsbereites Fahrerlager, wie jenes der Enduristen.
   
Wenn ihr die passende Veranstaltung gefunden habt, solltet ihr euch ehest möglich dafür anmelden. Bei den meisten Veranstaltern geht das bereits online. Nachdem ihr euch für die Rennen angemeldet habt, müsst ihr die jeweiligen Startgelder überweisen - das sind je nach Veranstaltung um die 45 €, also ein doch sehr verkraftbarer Betrag, das Startgeld dient dem Veranstalter dazu für eine ordentliche Strecke zu sorgen, und um die äußerst hohen Kosten für die Zeitnehmung zu decken.

Ein Tipp zur Nennung vor Ort - der Endurosport boomt seit mittlerweile 5 Jahren ganz extrem, 2010 sind bei einigen Rennen um teilweise 20% mehr Fahrer an den Start gegangen als im Jahr zuvor. So kann es leicht sein, dass zwar auf der Homepage des Veranstalters, die Vor- Ort-Anmeldung als Nennmöglichkeit angeführt ist, diese aber dann wenige Tage vor der Veranstaltung wieder rausgenommen wird, da bereits online zu viele Fahrer genannt haben. Wenn man dann also bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht genannt hat, kann man das Rennen ganz normal auf Storno buchen.


Schritt # 2 - Bring Dein Bike auf Vordermann.


Habt ihr euch für das jeweilige Rennen erfolgreich angemeldet, geht's daran, das Motorrad für die Veranstaltung fit zu machen. Für 1000PS gehen dieses Jahr Nastynils und Arlo an den Start. Während Nasty mit der Austro Schwedin Husaberg FE 390 in den Kampf ziehen wird, versucht Arlo mit einer KTM EXC 200 sein Glück. Sowohl Husaberg als auch KTM sind vom Händler weg für den harten Enduro Einsatz gerüstet, und benötigen keine besonderen Vorkehrungen, um einen Enduro Lauf gut durchzuhalten. Kein Vorteil aber ohne Nachteil, während man mit älteren Enduro Modellen des Öfteren seine traute Zeit mit dem Motorrad in der Werkstatt verbringen kann, und somit nicht den strengen Worten der Anvertrauten Folge leisten muss, sieht's mit den Tätigkeiten an unseren neuen Motorrädern doch sehr spärlich aus. Uns bleiben lediglich das Wechseln der Reifen und das Erneuern des Luftfilters. Beides aber sehr wichtige Tätigkeiten, die der Holden verständlich nahe gebracht werden müssen.

Ein neuer Reifen ist wahrscheinlich die beste und günstigste Tuningmaßnahme, die ihr selbst ergreifen könnt. Jeder Millimeter verbrauchter Stoppellänge kostet Unmengen an Schweiß, schießt euch also aufgrund von lächerlichen Sparmaßnahmen nicht im vorhinein selbst aus dem Rennen. Der Luftfilter ist ein relativ einfaches Teil, das deswegen aber nicht weniger Pflege benötigt. Grundsätzlich gibt's zwei Optionen für verschmutzte Luftfilter. Zum einen den alten wegwerfen und  einen neuen verbauen, zum anderen könnt ihr den verdreckten Luftfilter mit Hilfe von diversen Reinigungssets auch reinigen - für beide Varianten gilt aber, den Filter immer gut einölen, damit Staub und Schmutz nicht in den Zylinder gelangen und den Motor beschädigen.

 
Bei älteren Modellen sollten neben Reifen und Luftfilter noch diverse Lager (Lenkkopf, Schwingenlager), Bremsen, Kette, Kettengleiter sowie Kettenführung kontrolliert werden. Ein Tipp zu den Armaturen: Kupplungs- und Bremshebel sollten nicht zu fest angeschraubt sein. Die Schrauben nur handfest anziehen, damit sich die Armaturen mit festem Druck noch drehen lassen - somit verdreht sich im Falle eines Sturzes nur die Armatur und die Hebel brechen nicht ab, das spart Geld und bedeutet während des Rennens keinen Ausfall.
 

Schritt # 3 - bring Deinen Körper auf Vordermann.


Wie das Motorrad sollte auch der Fahrer in einem guten Zustand sein. Die meisten Rennen gehen über zwei Stunden und diese 120 Minuten können sehr lange werden - Kindergeburtstag sieht definitiv anders aus. Die beste Vorbereitung für so ein Rennen ist noch immer das Endurofahren selbst, findet sich allerdings keine Strecke in deiner näheren Umgebung, sollte zumindest die Ausdauer trainiert werden.

Neben der Ausdauer werden auch Beine, Unterarme und Hände während des Rennens stark beansprucht. Etwas Krafttraining stärkt diese Körperpartien, somit hängst du nach 30 Minuten Fahrzeit nicht wie ein nasser Sack auf dem Motorrad.


Schritt # 4 - Präge dir den Zeitplan ein.


Vor dem Rennen solltest du den Zeitplan der Veranstaltung gut studieren. Streich dir die wichtigsten Punkte wie Anmeldung, technische Abnahme und Rennstart heraus und plane genug Zeit dafür ein. Stress am Renntag belastet dich nur zusätzlich und kostet Kraft. Wenn du im Fahrerlager angekommen bist, erkundige dich gleich bei anderen Fahrern, wie der Hase läuft, wo es zur Anmeldung geht, ob du deinen Helm (für Transponder) dorthin mitnehmen musst und wo es zur technischen Abnahme geht. Keine Angst, die Atmosphäre im Fahrerlager ist sehr freundschaftlich, die anderen Fahrer/innen helfen dir gerne weiter.

Bei der Anmeldung sollte alles relativ rasch gehen, da neben dir noch bis zu 400 andere Fahrer gemeldet werden wollen. Versuche also gleich alles parat zu haben, was man von dir verlangen könnte, das ist in den meisten Fällen: Geld für Transponder oder Nennung, Helm auf den der Transponder geklebt wird und Fahrernummer (solltest du bei der Registrierung erhalten haben). Nach der Anmeldung geht's zur technischen Abnahme deines Motorrades, dort wird dein Motorrad begutachtet und darauf geachtet, dass niemand mit einer gemeingefährlichen Enduro an den Start geht.

Nach der technischen Abnahme solltest du dich auf das Rennen vorbereiten, das heißt iss etwas Energiereiches - Bananen oder Müsliriegel eignen sich dafür am Besten.
Schau, dass du ausreichend zu trinken mit hast. Füll deinen Trinkrucksack ausreichend mit Wasser, du wirst es während des Rennens brauchen.


Die 1000PS Enduro Eisen


KTM EXC 200: Mein absoluter Favorit für harte Enduro Rennen und für schweres Gelände. Mit nur 97 Kg Trockengewicht ist die EXC 200 eine der leichtesten Enduros am Markt - dementsprechend handlich auch in sehr schwerem Gelände. Das schöne der 200er ist allerdings die Motorcharakteristik, während eine 250er oder 300er dir während eines Rennens die Arme lang zieht, fährt sich die 200er doch sehr geschmeidig und hat im unteren Drehzahlbereich noch ausreichend Kraft, um massiv genudelt zu werden. Husaberg FE 390: Der absolute Profi für die ACC. Zwar ist sie mit 114 kg etwas schwerer als die 200er, fährt sich aber durch das neue Motorenkonzept sehr handlich. Die Motorcharakteristik ist für 2 Stunden Rennen genau richtig, schön zu dosieren, nicht zu bissig und doch ausreichend Kraft.  Auch für Einsteiger ist die gutmütige FE 390 genau die richtige Wahl. Im Gegensatz zur 200er verzeiht sie einen falsch eingelegten Gang oder kleinere Fahrfehler.

Schritt # 5 - Bereite dich auf das Rennen vor.


Je nach Strecke und Motorrad musst du möglicherweise einen Tankstopp einlegen, mit meiner EXC 200 komme ich meistens nicht durch die zwei Stunden ohne nachzutanken. Mein Chef und größter Konkurrent nastynils kommt mit der FE 390 auf den meisten Strecken locker durch die komplette Renndistanz. Stell deinen Kanister in die dafür vorgesehene Tankzone - Achtung: Da du wahrscheinlich nicht der Einzige bist, der seinen Kanister dort hinstellt, beschrifte deinen Kanister! Wichtig für Kärnten und Steiermark, in diesen Bundesländern muss der Tankvorgang auf einer so genannten Umweltmatte durchgeführt werden, damit wird verhindert, dass Sprit in die Erde eindringen kann. Die Matte ist aber im Normalfall auch beim Veranstalter für ein paar Euro erhältlich.
 

Schritt # 6 - Teile dir Deine Kräfte ein.


Bei den meisten Events finden sich alle Fahrer ca. 15 min. vor dem Starttermin zu einer Einführungsrunde zusammen. Fahr die Einführungsrunde in einem gemütlichen Tempo und sieh dir die Strecke genau an, such dir eine Spur, die für dich passt, und die dir nicht die Kräfte raubt. Während des Rennens solltest du ein Tempo wählen, das du zwei Stunden durchfahren kannst. Fahr also am Anfang nicht zu schnell, sonst scheiterst du in Stunde zwei. Nach cirka 20 Minuten wirst du übrigens wie alle Rookies den ersten Einbruch erleben. Deine Hände werden verkrampfen und du wirst dich fragen, wie du das nur 2 Stunden durchhalten sollst. Bleib nicht stehen! Fahr einfach weiter, egal wie langsam, aber fahr weiter! Du wirst dann locker, dein Fahrstil wird runder und es läuft wieder besser. Denn schließlich warst du bei Deinem ersten Rennen total verkrampft und nervös und bist die ersten Runden vermutlich im Sog der Meute viel zu schnell gefahren.

Bei deinem ersten Rennen solltest du nicht die schnellste, sondern die am wenigsten anstrengende Linie fahren. Das wird dann über die volle Renndistanz auch die schnellste Wahl sein. Aber Vorsicht! Das was in der ersten Runde noch die einfachste Linie war, kann zum Ende des Rennens schon ein Kräfte raubender Furchenacker sein. Mach die Augen auf und suche jene Spur auf der Strecke mit den wenigsten Buckeln und den wenigsten Rillen. Verzichte dafür wenn nötig auch auf Kurvenspeed und fahr ganz am Rand wo niemand fährt. Deine Arme werden es dir danken. Augen auf! Hirn einschalten!

 
 

Da du ohnehin nicht um den Sieg mitfährst, musst du nicht an jeder Stelle der Strecke voll andrücken. Dort wo viel Speed viel Kraft kostet, solltest du bewusst langsamer fahren. Am Ende des Rennens wird die Zeitbilanz wieder stimmen. Es gibt jedoch viele Stellen, wo du ohne Schweiß sehr schnell fahren kannst. Beobachte also die schnelleren Piloten und versuche Ihnen durch die eine oder andere Passage zu folgen. Du wirst überrascht sein, wie locker Dein Motorrad zum Beispiel die kleinen Bodenwellen auf der schnellen Geraden wegsteckt, wenn du richtig Feuer gibst.

Während des Rennens werden schnellere Fahrer auf dich auffahren; wenn du merkst, dass jemand hinter dir ist, lass' ihn vorbei, damit kannst du selbst stressfreier fahren und du verdirbst den anderen nicht ihr Ergebnis. Außerdem minimierst du so das Risiko eines Sturzes, der dich wertvolle Zeit kostet. Denn ein Sturz kostet nicht nur jene Zeit, die du fürs Aufrichten brauchst, sondern verfolgt dich dann noch eine ganze Runde lang. Dein Puls schnellt beim Sturz und beim Aufrichten des Motorrades nach oben und dein Leistungsvermögen sinkt gewaltig. Du kannst also mit gutem Gewissen viel Zeit in vorsichtige Fahrmanöver investieren, die einen Sturz vermeiden. Solltest du trotz deiner guten Vorsätze stürzen, musst du danach unbedingt deinen Puls nach unten bringen. Mach keine Pause, sondern fahre langsam weiter. Atme bewusst sehr ruhig, tief und gleichmäßig und nimm mal einen großen Schluck aus dem Trinkbeutel. Richte den Blick wieder weit nach vorne und löse bewusst jede krampfartige Haltung am Motorrad.

Mit diesen Tipps solltest du halbwegs gut durch die Saison kommen, und da die meisten Veranstaltungen ein ähnliches Strickmuster aufweisen, weist du nach deinem ersten Rennen dann eh wie der Hase läuft.
Das Wichtigste im Endurosport ist allerdings der Spaß an der Sache, sei nicht zu ehrgeizig und führe keine harten Zweikämpfe im Rennen aus. Das sichert allen Teilnehmer ein faires und schönes Rennen.


Links zu Enduro Veranstaltern: Links zu Trainingsstrecken:
 

 

Text: arlo/nasty
Fotos: arlo/tobi

Bericht vom 27.04.2010 | 7.361 Aufrufe

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