Honda SW-T400 Test

Neben Goldwing und Silverwing stellt Honda auch andere Autos auf zwei Rädern her.

Honda SW-T400 2009

mfg, SW-T

Ohne Hirn is' leicht rollieren.

Er ist kein Silver Wing, nicht einmal ein S-Wing. Ihm blieb die Namensgebung, um seinen Charakter mit der kleinstmöglichen Menge an Information zu beschreiben, verwehrt. Es scheint, als hätte er nach seiner Entwicklung die Projektbezeichnung einfach behalten: SW-T400. So seelenlos wie Produkte von Skynet. Dabei hätte sich das neue Mitglied der Honda Rollerpalette einen wohlklingenden Namen verdient, denn es mangelt ihm nicht an optischen und technischen Vorzügen.

Die 3-Speichen Felgen vermitteln Sportlichkeit und Dynamik, scheinen nie still zu stehen. Die Blinker sind, wie bei Großrollern üblich, in die großflächigen Lichtmodule integriert und stören so nicht die schnittige Linie. Insgesamt macht der SW-T400 ein harmonisches, modernes Bild mit einem Klecks Aggressivität. So kriegt er gerade noch die Kurve vor Biedermannshausen, auch als jüngerer Fahrgast muß man sich damit nicht schämen. Gleiches gilt für den Spruch, denn der flüssigkeitsgekühlte Zweizylinder-Viertaktmotor mit geregeltem Katalysator und 399 Kubik wird beim Beschleunigen schon mal etwas lauter. Für einen Roller.

Trotzdem wirkt es seltsam, wenn man im Cockpit des SW-T400 Platz genommen hat. Vor einem geräumigen Armaturenbrett, in dem sich vier analoge Instrumente nebeneinander ausgebreitet haben, streckt sich eine Windschutzscheibe auf eine Höhe von 1430 mm, was dem Fahrer den Eindruck verleiht, er befinde sich in einem geschlossenen Raum. Den Eindruck verstärkt die Präsenz zweier Lüftungsgitter links und rechts der Instrumente. Einzig und allein der Lenker weist den Insassen darauf hin, daß er sich nicht in einem Auto befindet.

Ich fahre mit dem Auto?


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Platz und Komfort wird jedenfalls mindestens so viel geboten wie in einem Kleinauto. Sowohl Fahrer als auch Beifahrer werden von Gesäßlehnen gestützt und verwöhnt. Der Fahrer kann sein Beinwerk entweder waagerecht auf dem Boden ruhen lassen oder im ca. 45 Grad Winkel vorne abstützen, wobei ich die Winkelposition der waagerechten vorziehe, weil Fahrersitze bei großen Rollern nach vorne leicht abfallen, was mir irgendwie nicht ganz klar ist. Die Wanne unter dieser Sofalandschaft könnte mit Wasser gefüllt ebenso gut als Kinderschwimmbecken dienen, im Alltag wird man dort wohl eher zwei Integralhelme plus Kleinkram oder gleich den Wochenendeinkauf verstauen. Zusätzlich befinden sich zwei Handschuhfächer in Griffweite des Fahrers. Das linke Handschuhfach läßt sich versperren, das rechte nicht. Dort befindet sich der Einfüllstutzen für die Kühlflüssigkeit. Beide öffnen sich auf Knopfdruck. Noch leichter funktioniert das mit der Tankklappe. Einfach auf das obere Ende tippen und die Klappe flippt auf. Der Tankverschluß an sich ist wiederum mit dem Schlüssel zu öffnen.
 

Dieser ganze Aufenthaltsraum braucht natürlich ein gewisses Maß an Leistung, um den Standort mit angemessener Geschwindigkeit wechseln zu können. Diese Leistung stellt ein flüssigkeitsgekühlter Viertakt-Parallel Twin mit 8 Ventilen zur Verfügung. 39 PS sind es bei 8.000 U/min, das ist ein Pferd mehr als der Silver Wing 400 mobilisiert. Somit muß man nicht, wie man das von 125ern kennt, mit Dauervollgas arbeiten und ist von Gefälle, Rückenwind und Windschatten abhängig. Überholt wird souverän, bei 150 sitzt man ebenso entspannt und aufrecht im Sessel wie hinter dem Schaufenster eines Autos. Das Drehmoment von 37 Nm bei 6.500 U/min. bricht auch unter der Last von zwei Passagieren plus Gepäck nicht zusammen, sondern stemmt sich tapfer dagegen.

Man fühlt sich nicht nur potent, sondern zudem ausgesprochen sicher. Mit einem Radstand von 1600 mm liegt der SW satt und stabil auf der Straße. Selbst kürzere Beine dürften aus einer Sitzhöhe von 755 mm bis zum Boden reichen und für einen soliden Stand sorgen. Geparkt wird entweder auf dem Seiten- oder dem Hauptständer, dazu kann die Handbremse angezogen werden. Verzögert wird per Handbremshebel, mit optional erhältlichem C-ABS sogar kombiniert. Dieses System hält das Fahrzeug in schwierigen Bremssituationen sehr stabil, da es vorne und hinten gleichzeitig bremst. Ein ausgeklügeltes wie ausgereiftes System, das in einer sportlichen Version von Honda mittlerweile schon in den Supersportmotorrädern CBR600RR und CBR1000RR Fireblade eingesetzt wird.

Ist der SW-T400 erstmal in Bewegung, fährt er sich leicht, ruhig und kontrollierbar. Kleine Radien sind bei dem großen Radstand zwar kein Kinderspiel, schwierig wird es aber erst im oder nahe dem Stillstand, denn der halbstarke Großroller wiegt vollgetankt und mit C-ABS an Bord immerhin 250 Kilo. Vielleicht ein Grund, warum er mir im Stand umgefallen ist. Ein anderer ist sicher die Tatsache, daß der SW über keinen richtigen Durchstieg verfügt. Man steigt fast so auf und wieder ab wie bei einem Motorrad. Muß man sich erst dran gewöhnen.

Großroller haben heutzutage praktisch nur noch ein Problem. Sie bewegen sich auf preislicher Augenhöhe mit fast dreimal so starken Naked-Bikes, was sie in naher und wahrscheinlich ferner Zukunft für die Jugend - damit meine ich Führerscheinbesitzer unter 35 - zu keiner Alternative macht. So einen Roller kauft man als Alternative zum Auto, nicht als Alternative zum Motorrad. Der Anschaffungspreis für einen SW-T400 beläuft sich auf 7.290 Euro, für das aufpreispflichtige C-ABS addiert man nochmals 600 Euro dazu. Großroller für die Upperclass.

Versperrbares Handschuhfach links.

Rechts nicht versperrbar und auch für Kühlflüssigkeit.

Funktioniert. Flip-Flap Deckel über dem Tank.

Großer, exakt vermessener Stauraum.
Probleme mit XL Helmen.
Top verarbeitet, auch bei den Fußmatten. Haben wir bei anderen Marken schon anders gesehen.
600 Euro für viel Sicherheit. C-ABS System. Handbremse zur Rechten. Wie im Auto.
Schnittige Fußrasten ausgeklappt und eingefahren.

Honda SW-T400 Farben

Honda SW-T400 Honda SW-T400
Sword Silver Metallic Candy Graceful Red
Honda SW-T400 Honda SW-T400
Pearl Cosmic Black Metallic Pearl Sunbeam White

Technische Daten Honda SW-T400

Motor  
Bauart Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Viertaktmotor mit geregeltem Katalysator
Bohrung x Hub in mm / Hubraum in cm3 64 x 62 / 399
Verdichtung 10,8 : 1
Gemischaufbereitung PGM-FI Elektronische Kraftstoffeinspritzung
Max. Leistung, kW (PS) bei 1/min gemessen nach 95/1/EC 28,7 (39) / 8000
Max. Drehmoment, Nm bei 1/min 37 / 6500
Abgasverhalten* Euro 3
Zündung Computergesteuerte Transistorzündung
Starter Elektrostarter
Kraftübertragung Kraftübertragung
Getriebe stufenlose Keilriemenautomatik
Endantrieb Riemen
Abmessungen Abmessungen
Länge in mm 2285
Breite in mm 770
Höhe in mm 1430
Radstand in mm 1600
Lenkkopfwinkel 28° 30'
Nachlauf in mm 105
Sitzhöhe in mm 755
Bodenfreiheit in mm 140
Tankinhalt in Liter 16 (inkl. 3,5 Liter Reserve)
Sitzplätze 2
Fahrwerk Fahrwerk
Felgen
Felgen vorne 14M/C x MT2.75
Felgen hinten 13M/C x MT4.50
Bereifung
Bereifung vorne 120/80-14M/C 58S
Bereifung hinten 150/70-13M/C 64S
Radaufhängung
Radaufhängung vorne 41 mm Teleskopgabel
Radaufhängung hinten Schwinge, zwei konventionelle Dämpfer mit 5-fach einstellbarer Federvorspannung
Federweg in mm vorne/hinten 120 / 115
Bremsen
Bremsen vorne CBS, 276-mm-Einscheibenbremse mit Dreikolbenbremszange und Sintermetallbeläge, optional mit Combined ABS
Bremsen hinten CBS, 240-mm-Einscheibenbremse mit Doppelkolbenbremszange und Sintermetallbeläge, optional mit Combined ABS
Gewichte in kg
Gewicht vollgetankt 247 / Version mit C-ABS: 250
Zul. Gesamtgewicht 416
Max. Zuladung 169
Höchstgeschwindigkeit 148

   

Interessante Links:

Text: kot
Bilder: kot, Honda

Fazit: Honda SW-T 400 2009

So einen Roller kauft man als Alternative zum Auto, nicht als Alternative zum Motorrad. Ein Großroller für die Upperclass.


  • Sportlichkeit
  • Dynamik
  • Optik
  • sehr geräumig
  • Komfort geboten
  • sicheres Fahrgefühl
  • sehr leistungsfähig
  • kontrolliertes Handling
  • Lenker wirkt aufgrund der Windschutzscheibe und dem Armaturenbrett eingeschlossen
  • sehr teuer für einen Roller

Bericht vom 31.07.2009 | 59.798 Aufrufe

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