Daelim Otello 125 Testbericht

Fesche Roller müssen nicht teuer sein. Den Beweis tritt ein kleiner Koreaner namens Otello an.

Daeiim Otello S1 125 Fi

Die Leichtigkeit des Seins auf Koreanisch

Fesche Roller müssen nicht teuer sein. Den Beweis tritt ein kleiner Koreaner namens Otello an, mit Features, die einen alles andere als zum Weinen bringen. Auch wenn er nicht an das 125er-Leistungslimit von 15 PS geht. Weniger nämlich 11,5 PS - kann auch ganz schön viel sein.

 

Der Laie kann ja einen Koreaner kaum von einem Japaner unterscheiden. Auch sind viele Sushi-Buden - pardon Restaurants - in unseren Landen gar keine Japaner, sondern Koreaner. Das lässt den Schluss zu, dass die Koreaner das, was die Japaner können, auch zusammenbringen. Ok. Vielleicht nicht alles. Grenzen wir das Ganze einmal ein. Auf Roller. Konkret: den Daelim Otello 125. Der trägt seine fernöstliche Herkunft zwar deutlich im Gesicht, aber ob Koreaner oder Japaner, das ist auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden. Nun ist aber Schluss mit Völkerkunde. Noch nicht ganz.

 

Zart, wie die Fernostler gewöhnlich sind, steht der Kleine mit dem großen Namen da. Großäugig. Schmal. Niedrig. 770 Millimeter sollten auch für Kurzhaxerte kein Problem sein. Und problemlos ist es auch, ihn in Gang zu bringen. Das funktioniert wie bei jedem anderen Roller auch. Was sofort auffällt: Er ist leicht. 124 Kilo Fahrfertiggewicht legen sich nicht allzu sehr ins Gewicht. Das sollte die Tatsache ausgleichen, dass der Einzylinder nur 11,5 PS leistet, also dreieinhalb Pferde unterm B-Schein-taglichen 125er-Limit liegt. Na, dann schauen wir einmal. Und fahren Einkaufen. Ins große Shopping-Center am Stadtrand. Mit vollem Programm: Stadt- und Tangenten-Stau nebst ein bisschen Autobahn.
 

Sehr ordentlich ist der Stauraum unter der Sitzbank, beleuchtet ist er auch noch.

Konventionelle Schwinge plus vorne wie hinten 13 Zoll-Räder und Scheibenbremsen.

Am Gas hängt er willig. Der Antritt ist nicht markerschütternd, aber auch nicht so sanft wie der Daelim dreinschaut. Im Gegenteil: Er wirkt ziemlich spritzig. Zum Mitschwimmen und Vorschummeln im Verkehr mehr als ausreichend. Dank seiner Schmalheit kann man sich fast überall Durchschummeln, auch, weil er hübsch wendig ist. Und selbst potente Vierradler können sich beim Ampelstart nicht darüber beschweren, dass man als schleichendes Hindernis herumwackelt.

Sehr ordentlich ist der Fahrkomfort, trotz doch recht kleinen 13er-Rädern. Und das Fahrwerk bietet ebenfalls kein Grund zum Meckern. Es wirkt absolut erwachsen, schluckt Kopfsteinpflaster sowie Asphalt-Verwerfungen brav und ziemlich ungerührt. Auf der Geraden und in Kurven gleichermaßen. Nur bei sehr bösen Schlaglöchern schlägt er zwar ins Kreuz aber die Federn nicht durch (das liegt möglicherweise auch am moderaten Fahrer-Gewicht). Aus der Spur gerät er jedenfalls nicht. Sehr ordentlich sind die Bremsen. In Handhabung und Wirkung. Im Gegensatz zum Vorgänger hat er jetzt auch hinten eine Scheibe statt der bisherigen Trommel. Interessanterweise ist der Otello mit einem kombinierten Bremssystem bestückt. Etwas, das wir bei Motorrädern vielleicht nicht so unbedingt haben wollen, ist an einem Roller gar nicht verkehrt.

Damit ist er gut gerüstet für die Südost-Tangente. Inklusive Spurrillen, Dehnfugen und Baustellen-Stau. Zwischen Kolonne und Leichtplanken ist immer Platz für den Koreaner. Nach dem Ende der 60er-Zone darf er dann ein bisschen galoppieren. Innerhalb des vorgeschriebenen 80er-Limits. Auf einem Stück Autobahn treiben wirs auf die Spitze, drehen aus bis zum Anschlag. Mit ein wenig Zuwarten bleibt der Zeiger bei der 119 km/h-Marke schließlich stehen. Im Zulassungsschein stehen 103 km/h V-Max. Ein bissl lügen tut der Tacho sowieso.

Aber die Top-Speed ist nicht das Prüfungsthema. Das Meiste hat er ohnehin schon bestanden. Bleibt noch die Stauraum-Wertung: Unter den Sitz passt echt und ohne Wurschteln ein Integralhelm. Oder ein großes Einkaufssackerl. Und zwar ein größeres, als man dem Kleinen bei seiner zarten Statur zutrauen würde. Dazu gibts noch eine Beleuchtung als Draufgabe. Und alles Weitere muss man halt hintendrauf schnallen. Zum Beispiel an der serienmäßigen Sissybar verzurren, die ansonsten potenziellen Soziussen das Kreuz stützt. Oder verhindert, dass der oder die nach hinten davonrutschen. Von den Rastern sollten sie das nicht, die schauen ziemlich solide aus.

Apropos davonrutschen oder davonfliegen. Das Roller-typische Gepäckhakerl im echten Durchstieg schaut nicht wirklich vertrauenerweckend aus (das ist das Einzige am ganzen Roller!). Wertvolles Einkaufsgut sollte deshalb eher unter die Sitzbank oder in den Rucksack. Das Staufach an der rechten Seite ist nicht geräumig. Kann es gar nicht sein, bei der schlanken Front. Kein Rätselraten beschert die Suche nach dem Tankdeckel. Der befindet sich auf der linken Seite und nicht unter der Sitzbank, die man übrigens via Zündschlüssel-Dreh entriegelt.

 

Damit relativiert sich Klaus Eberhartingers Textzeile und a klaner Koreaner fangt an zum Wanen. Weil: Zum Weinen ist der kleine Otello sicher nicht. Der Gesamteindruck passt, die Verarbeitung wirkt recht wertig. Die Farbauswahl ist auf nur Schwarz oder Anthrazit beschränkt. Dafür kann man ihn mit Windschild und Topcase aufpeppen und noch Tangenten- und Shoppingcenter-tauglicher machen. Das bei einem Basispreis von 2.499 Euro. In jedem Fall erbringt der Otello den Beweis, dass günstig und billig zwei verschiedene Paar Schuhe sind.

 

Das Gepäckhakerl wirkt nicht vertrauenserweckend, besser hängt man sich den Rucksack um. Ins Handschuhfach passen Handy, Papiertaschentücher und sonst noch so Sachen. Das Pickerl weist darauf hin: Der Otello ist mit einem Verbundbremssystem bestückt.

Nicht schlecht habens Sozius oder Sozia: keline Sissybar, solide Beifahrerfußrasten.

Daelim Otello S1 125 Fi: kleiner Koreaner mit großen Talenten zum günstigem Preis.

Klare Ansagen über die Befindlichkeiten des zarten Rollers mit dem kräftigen Namen. Standardware an den Bedienelementen, koreanisch lernen muss man nicht. Klare Verhältnisse: Links sitzt der Zugang zum Tank, rechts ein kleines Staufach.
 

Daelim Otello S1 125 FI - Technische Daten

Motorbauart Einzylinder-Viertakt, 4V
Hubraum 124,9 ccm
Leistung (homologiert) 8,5 kW (11,5 PS) @ 8.700 U/min
Starter / Batterie E-Starter
Getriebe Variomatik
Gemischaufbereitung Elektron. Einspritzung
Kühlung Luft/Öl
Federung vorne Telegabel
Federung hinten Zentralfederbein, einstellbar in Vorspannung
Bremse vorne 220 mm-Monoscheibe
Bremse hinten 200 mm-Monoscheibe
Bereifung vorne / hinten 120/70 13; 130/60 ZR 13
Radstand 1.350 mm
Länge/Breite/Höhe 1.965/740/1.120 mm
Sitzhöhe 770 mm
Tankinhalt 9,5 Liter
Gewicht 134 kg fahrbereit
Top-Speed 103 km/h



 

Text: Beatrix Keckeis-Hiller
Fotos: Beatrix Keckeis-Hiller

Fazit: Daelim Otello 125 2008

Zu Der Gesamteindruck passt, die Verarbeitung wirkt recht wertig. Fahrwerk und Bremsen überzeugen, und dies nicht nur, wenn man den geringen Anschaffungspreis im Hinterkopf hat.


  • Relativ niedriges Gesamtgewicht
  • ordentlicher Fahrkomfort, Fahrwerk und Bremsen
  • äußerst geräumiger Stauraum
  • günstiger Anschaffungspreis
  • Geringe Leistung
  • optisch nicht vertrauenerweckendes Gepäckhalterung, geringe Farbauswahl

Bericht vom 22.08.2008 | 130.723 Aufrufe

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