Piaggio X7 125

Piaggio setzt uns mit dem X7 einen frischen Gran Turismo-Roller in der Achtelliter-Klasse vor. Eine Kreuzung, neudeutsch ein Crossover, aus agilem City- und komfortablem Großrad-Scooter, der auch für Picknick-Ausflüge ins (nahe) Grüne taugt. Und dabei preislich im Rahmen bleibt.

Piaggio X7 125

Akte X - Ein Kleiner macht einen auf Groß

Rundum ein Granturismo das Styling ist sportlich-fesch, wenn auch kein Design-Meilenstein.

 

GT-Roller haben bei Piaggio Tradition. Siehe XEvo 400i.e. und X8 400i.e. (oder auch 250) - Maxi-Scooter mit großen Rädern, komfortablem Fahrwerk, bequemer Sitzbank und ordentlich Stauraum, Windschild inklusive, mit denen man auf kleinere und größere Reisen gehen kann. Worauf vor allem die Italiener besonders abfahren. Zunehmend auch die Österreicher.

Man braucht halt einen A-Schein für diese Gefährte. Bisher gabs bei Piaggio zwar den X8 125 für jene, die den großen Zweirad-Deckel nicht haben. Doch der kostet fast 4.000 Euro. Auf die Frage gibts da nicht auch was Günstigeres, Kompakteres?, gabs bisher keine Anwort. Jetzt, im Modelljahr 2008, aber schon. Die lautet X7, kostet immerhin 500 Euro weniger und kann auch viel.

Was, das haben wir uns im gemischten Programm angeschaut. Erste Feststellung: Wirklich kompakt der X7 nicht. Er wirkt recht mächtig, ist auch mit nur knapp unter 170 Kilo nicht gerade ein Federgewicht. Trotzdem erfüllt er den Agilitätsanspruch souverän, hält sich auch fern von jeglicher Kippeligkeit. Mit moderater 790-mm-Sitzhöhe und im vorderen Bereich schmaler Sitzbank ist er auch von zart gebauten Menschen leicht unter Kontrolle zu halten.

Vom Antrieb, dem 15 PS-Vierventiler, darf man sich keine Leistungs-Explosion erwarten. Prompt und solide ist der Antritt jedoch allemal, das Einzylinder-Aggregat - die Spritversorgung erfolgt bei aufrechter Euro 3-Konformität über Vergaser leistet sich keine Nachdenkpause und liefert ansprechenden Durchzug.

Die Power reicht in der Stadt sowieso aus, auf Autobahnetappen bleibt man bei knapp über 100 km/h Top-Speed eh besser auf der rechten Spur (auf dem Tacho standen mitunter 120 km/h, was nach Abzug der Messtoleranz übrigbleibt, dürfte um die 110 liegen). Dabei schluckt er gar nicht so wenig vom mittlerweile sehr teuren Saft. Um die vier Liter auf 100 Kilometern. Trotzdem muss man nicht jede Tankstelle ansteuern, der Tank ist groß genug und gut für 250 Kilometer und mehr Reichweite.

Sportlichkeit führt man ähnlich wie in der Autowelt im Rollersegment gerne als Verkaufsargument an. Die Sitzposition ist eher kommod. Trotzdem gibts direkten Kontakt zum Vorderrad, ein Gefühl für das, was sich an der Front tut, stellt sich schnell ein. Die Einlenk-Präzision passt, die Ausgewogenheit auch, mühelos kann man zwischen gestauten Autos durchwinkeln, ohne zu ins Eiern oder Geigeln zu geraten.
 

Dasselbe gilt für die Kurvenstabilität.
Es ist gar nicht notwendig zum Beispiel auf arg ausgebeulten Südosttangenten-Auf- und Abfahrten vom Gas zu gehen. Das Fahrwerk schafft einen guten Kompromiss zwischen komfortabel und straff. Bodenunebenheiten bügelt die Federung weg, ohne zu stoßen oder gar Aufschaukeln zu produzieren.

Aus der Spur galoppiert der X7 selbst bei gröbsten Fahrbahnzuständen nicht, auch wenn man immer genau spürt, woran/worauf man gerade ist. Trotz der doch recht beachtlichen Angriffsfläche haben Seitenwind & Co. kein leichtes Spiel mit ihm, er bleibt von wilden seitlich daherkommenden Böen weitgehend unbeeindruckt.
 

Verrichten ihre Arbeit brav und effizient: die Federbeine

Der Tank-Zugang sitzt unter der Sitzbank, die entriegelt man auf Zündschloss-Druck.

Die Sitzbank ist im vorderen Bereich ziemlich schmal, der Beifahrerplatz ist ausladend breit, die Sozius-Füße ruhen auf integrierten Trittbrettern.

 
Wenig bissig fühlen sich die Bremsen an. Man muss kräftig am rechten Hebel ziehen. Die Wirkung stellt sich dann jedoch prompt ein. Gewöhnungssache. Mitarbeit am linken Hebel kann jedenfalls nicht schaden. Doch Unzuverlässigkeit darf man den Ankern beileibe nicht unterstellen.

Ein Standard-Argument für Roller ist: Stauraum. Davon bietet der X7 natürlich einiges. Unter die Sitzbank passen, obwohl es auf den ersten Blick nicht so aussieht, ein Integralhelm (allerdings möglichst ohne Spoiler und sonstige Fortsätze) und ein Jethelm. Oder ein Laptop. Oder was auch immer. An der Frontverkleidung gibts einen soliden Haken. Zu groß, vor allem zu lang sollten dort transportierte Taschen möglichst nicht sein, damit sie nicht auf dem Mitteltunnel aufliegen. Sonst müsste man sie mit den Füßen fixieren. Zusätzlich ist in ebendiese Fronverkleidung ein Fach integriert, das mehr schluckt als nur ein Paar Handschuhe. Manko: Der Deckel ist nicht versperrbar und rastet nur mit einigem Nachdruck ein.

Was bietet der X7 sonst noch an GT-Mitgift? Eine Frontscheibe. Die ist mit dem Lenker, ebenso wie die Armaturen fix verbunden. Anfangs nervt sie ein wenig. Ist man mittelgroß hat man die Wahl zwischen Hohlkreuz und aufrecht Sitzen um drüber- oder Buckel machen, um durchzuschauen. Zweiteres gibt ein leicht verzerrtes und verfärbtes weil die Scheibe rauchgrau ist - Umweltbild wider. Der Scheibenrand ist jedenfalls immer und überall im Blickfeld.
 
Was bietet der X7 sonst noch an GT-Mitgift? Eine Frontscheibe. Die ist mit dem Lenker, ebenso wie die Armaturen fix verbunden. Anfangs nervt sie ein wenig. Ist man mittelgroß hat man die Wahl zwischen Hohlkreuz und aufrecht Sitzen um drüber- oder Buckel machen, um durchzuschauen. Zweiteres gibt ein leicht verzerrtes und verfärbtes weil die Scheibe rauchgrau ist - Umweltbild wider. Der Scheibenrand ist jedenfalls immer und überall im Blickfeld.
 

Was es nicht gibt ist ein Seitenständer. Dafür lässt sich der X7 wirklich kinderleicht auf den Hauptständer hieven. Davon wieder runter auch. Beim Zündschloss wurde gespart. Der Öffnungs- und Schließvorgang geht nicht über ein Schlüssel-Drück- und Dreh-System, sondern erfolgt durch Drücken des Zündschlosses. Mit dem Finger. Dafür ist Nachdruck erforderlich. Oder ein Instrument. Zum Beispiel das stumpfe Ende des Schlüssels. Der Beifahrer stützt seine Haxen nicht auf einen Fußraster sondern auf ein integriertes Trittbrett. Auf eine Tageskilometeranzeige hat Piaggio verzichtet. Auf eine elektronische Wegfahrsperre auch. Was es zusätzlich gibt: unter anderem ein 44 Liter-Topcase. Wenn das nicht zur Hand ist, kann man allerlei Dinge hintendrauf schnallen: Große Schachteln etwa, in die Elektrogeräte verpackt sind. Ausprobiert. Es hat funktioniert.

 

Das Styling bezeichnet Piaggio als dynamisch. Mag sein. Das ist Geschmackssache. Der X7 ist nicht unfesch. Im Vergleich zu seinen Konzernbrüdern Vespa, Gilera, Derbi ist er jedoch eher konventionell gestylt. Das spiegelt sich auch in den bei uns verfügbaren Farben wider: Schwarz, Silber, Weiß. Es ist halt bei Piaggio ein bissl so wie im Fiat-Konzern. Die Fiats sind auch eher die Hackler. Mit Ausnahmen.

14-Zöller vorne und hinten, Monoscheibenbremse ebenfalls vorne und hinten.

Der Endtopf ist nicht gar zu mächtig, der Sound auch nicht. Die Lichtleiste am Heck ist ausladend und alles andere als unauffällig.

Die Armaturen erzählen alles, was man braucht. Nur die Tageskilometer nicht.

Zu einem Granturismo gehört ein Windschild. Den Scheibenrand hat man immer im Blickfeld.

 

Piaggio X7 125 - Farben

 

Piaggio X7 125 - technische Daten

Motorbauart Einzylinder-Viertakt, 4V
Hubraum 124 ccm
Bohrung x Hub 57 x 48,6 mm
Leistung (homologiert) 11 kW (14,9 PS) @ 9.750 U/min
Max. Drehmoment 11,7 bei 8.500 U/min
Kompression 12:1
Starter / Batterie elektrisch
Getriebe CVT
Gemischaufbereitung Vergaser
Kühlung Flüssigkeit
Rahmen Doppelschleife, Stahl
Federung vorne Telegabel, Ø 35 mm
Federung hinten Stereofederbeine, Vorspannung 4-fach einstellbar
Federweg vorne / hinten 90 / 90 mm
Bremse vorne Monoscheibe, 260 mm
Bremse hinten Monoscheibe, 240 mm
Bereifung vorne / hinten 120/70 14; 130/70 13
Radstand 1.480 mm
Sitzhöhe 790 mm
Tankinhalt 12 Liter / 1,8 Liter Reserve
Gewicht 168 kg fahrbereit
Unv. empf. Listenpreis Österreich: € 3.399

 

Text: beatrix keckeis-hiller
Fotos: beatrix keckeis-hiller

Autor
karolettaLambretta

KAROLETTALAMBRETTA

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Bericht vom 26.08.2008 | 34.337 Aufrufe

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