Michelin Reifentest

Viel guter Gummi und nur 48 Stunden zum Testen. Dauerbrennen in Calafat.

Michelin Reifen-Workshop Calafat 2008

Neue Mischungen, neue Reifen, neue Dimensionen

Michelin Test by Christoph Lentsch

Ein Reifen kann ein Motorrad noch besser machen. Umgekehrt funktioniert das nicht so gut.

Sportreifentests seien das Beste, ließ mich Nils jedes Mal nach seiner Heimkehr wissen. Alle wesentlichen 1000er und 600er Supersportler vor Ort, technische Betreuung wie ein Profi und Reifen, von denen die Hersteller wirklich überzeugt sind. Tatsächlich dort hin ließ er mich allerdings nie. Nur wenn es wirklich nicht anders ginge und ihn die Pflicht an andere Aufgaben band, hätte ich eine Chance, auch in den Genuß des Besten zu kommen. Zum Glück ist das Schicksal manchmal - wenn auch äußerst selten - doch gerecht. Chancen soll man Nutzen, wenn sie sich einem bieten. Michelin Sportreifen Test.

Bei dem erstklassigen Angebot an Arbeitsgeräten muß man als Reifenfirma schon damit rechnen, dass das eigene Produkt zunächst von zweitrangigem Interesse ist. Denn die Frage Was fährst denn als erstes wird dir niemand mit Slick, Powerrace oder 2 CT beantworten.

Wie gut ist nun "das Beste"? Zunächst waren tatsächlich alle japanischen Supersportler der Mittel- und Schwergewichtsklasse anwesend. Zudem noch einige nette Naked-Bikes wie Suzuki GSR, Yamaha FZ-6 oder Ducati Monster S2R 1000 und die Big-Enduros BMW R1200GS, Honda Varadero und Suzuki V-Strom 1000. Die Strecke in Calafat war natürlich exklusiv für uns gemietet worden, was bedeutete, daß nichts und niemand die Idylle stören konnte. Zudem waren viel mehr Motorräder verfügbar als Journalisten vor Ort. Betreut wurden wir von einigen Michelin-Mechanikern, die sich um den Reifenwechsel (während der Mittagspause), das Anbringen der Reifenwärmer und Sonderwünsche kümmerten. Wieviel Fahrzeit uns blieb? Nun ja, morgens teilte man uns mit, daß um 18 Uhr Schluß sei. Fehlte nur noch ein Kran, der uns von Motorrad zu Motorrad hob. So mußten wir leider nach jedem Turn selbst absteigen um sofort auf ein anderes Modell zu wechseln. War ein bisschen mühsam.

Schnell war klar, welches die drei beliebtesten Supersportler hier in Calafat werden würden. Allen voran die Honda CBR 600 RR, gefolgt von Suzuki GSX-R 750 und Honda Fireblade. Kein Wunder. Auf der anspruchsvollen, kurzen Strecke zählen Handlichkeit und nicht pure Leistung, eine 1000er bringt praktisch keinen Vorteil, verlangt nur den Handgelenken wesentlich mehr ab. Die Wahl des richtigen Instruments war entscheidend.

Michelin Test by Christoph Lentsch

Apropos Handling...

Michelin Test by Christoph Lentsch

Apropos goldene Mitte...

Michelin Test by Christoph Lentsch

 

Neu vorgestellt wurden der Slick in der Dimension 19/69-17, die neuen Mischungen des Power Race mit der Bezeichnung "D" und "E" sowie der völlig neue Big-Enduro Reifen "Anakee 2".

 

Michelin Workshop Calafat Video

Zwei Tage Rennstrecke, 20 Motorräder, 15 Journalisten, unendlich viele Reifen, beinahe unendlich viel Grip. Der raue Asphalt in Calafat mit diffizilem Streckenverlauf schenkt Fahrern und Reifen gleichermaßen nichts. Bis auf einen Fahrer blieben alle standhaft. Vor allem die Reifen.

Wer sich das Video auf seinen Computer downloaden möchte, klickt mit der rechten Maustaste hier und wählt "Ziel speichern unter".

 

Schnitt: KarolettaLambretta
Videodreh: kot
 

Neue Dimension: Michelin Slick

 
Eine neue Dimension und drei neue Mischungen beim Hinterreifen. Das größere Volumen des Reifens sorgt für mehr Eigendämpfung, die breitere Auflagefläche für mehr Grip und gleichzeitig für längere Standzeiten, verbindet also zwei wichtige Eigenschaften in idealer Weise. Die neue Dimension trägt die Bezeichnung 19/69-17, wobei die "19" abgekürzt für die Reifenbreite "190" steht und "69" für den absoluten Reifendurchmesser in Zentimeter.

Mit den drei neuen Mischungen hat der Fahrer die Möglichkeit, die Reifenwahl auf die verschiedensten Strecken- und Temperaturverhältnisse abzustimmen. Für Calafat waren die mittel-harten Reifen die richtige Wahl, da es sich um eine sehr abrasive Strecke handelt und viele Runden an Stück gefahren wurden.

Michelin Test by Christoph Lentsch
Für Normalsterbliche macht es zwar keinen Unterschied, ob man einen Power Race oder einen Slick aufzieht. Das spielt sich mehr im Kopf ab. Der Slick ist einfach die letzte Konsequenz, das Ultimative. Nichts schenkt mehr (Selbst-)Vertrauen, als ein Reifen ohne Schnittmusterverzierung. Außerdem läuft er um eine Nuance stabiler, lenkt um einen Tick präziser ein und hält dich noch im Sattel, wenn du es mit der Schräglage und dem Gasgeben eigentlich schon übertrieben hast. Für die einen geht's da um Sekunden, für die anderen schlicht um den Spaß.
 

Michelin Slick

Reifen Dimension Mischung Eigenschaften
hinten 19/69-17 S 1910A *neu* - weich
- optimal bei 'tiefen' Temperaturen < 20°
- geeignet für wenig abrasive Strecken
- für Sprintrennen < 100 km Distanz
hinten 19/69-17 S 1920A *neu* - mittel
- optimaler Grip
- geeignet für sehr hohe Temperaturen
- für Rennen bis 150 km Distanz
hinten 19/69-17 S 1930A *neu* - mittel hart
- Langstrecken-WM erprobt
- abrasive Strecken
- ideal für lange Distanzen und Renntrainings
 

Neue Varianten: Michelin Power Race D und E

 
Die zwei neuen Varianten des Michelin PowerRace mit den Kürzeln D und E sind für zwei verschiedene Einsatzzwecke entwickelt worden, die sich beide perfekt ergänzen. E steht für die härtere Mischung, die vor allem für Trainings Verwendung finden soll und besonders lange hält.

Deutsche Rennteams waren nach ersten Einsätzen von der Haltbarkeit dieser Mischung begeistert. Da waren plötzlich Schuhe zu groß, weil derart hohe Schräglagen möglich sind, oder Tanks zu klein, weil der Reifen einfach nicht aufgeben will. Manche sprachen gar von gesicherten Budgets "Der Reifen geht noch, mit dem fahren wir locker noch einen Turn." In Calafat waren die Verhältnisse ähnlich, wie an einem Trainingswochenende.

Michelin Test by Christoph Lentsch
Die Bikes wechselten ständig durch. Du kamst von einem 15 bis 20 Runden Turn zurück in die Box und fuhrst mit einem anderen Motorrad sofort wieder raus auf die Strecke, wodurch den Reifen kaum Pausen gegönnt waren. Erst nach langer Dauerbelastung fingen sie an zu schwächeln, was sich aber äußerst vorsichtig ankündigte und sehr gut zu kontrollieren war.

Die Mischung mit der Bezeichnung D ist dagegen für Sprintrennen bestimmt, bietet höheren Grip aber wesentlich kürzere Haltbarkeit. Sie sind in den Dimensionen 180/55 ZR 17 und 190/55 ZR 17 erhältlich. Beide Reifen werden durch den Power Race C an der Vorderachse ergänzt. Die bekannten Mischungen SOFT, MEDIUMSOFT und MEDIUM sind weiterhin verfügbar.

 
Michelin Test by Christoph Lentsch

Michelin Power Race

Reifen Dimension Varianten
hinten 150/60 ZR 17 SOFT
hinten 160/60 ZR 17 SOFT, MEDIUM SOFT, MEDIUM
hinten 180/55 ZR 17 SOFT, MEDIUM SOFT, MEDIUM
hinten 180/55 ZR 17 D *neu*
hinten 180/55 ZR 17 E *neu*
hinten 190/50 ZR 17 SOFT, MEDIUM SOFT, MEDIUM
hinten 190/55 ZR 17 SOFT, MEDIUM SOFT, MEDIUM
hinten 190/55 ZR 17 D *neu*
hinten 190/55 ZR 17 E *neu*
vorne 110/70 ZR 17 SOFT
vorne 120/60 ZR 17 SOFT
vorne 120/70 ZR 17 MEDIUM
vorne 120/70 ZR 17 MEDIUM SOFT
vorne 120/70 ZR 17 SOFT
vorne 120/70 ZR 17 C

 

Neuer Reifen: Michelin Anakee 2

 
Daß man mit einem mehrere Tausend Kilometer überdauernden Sportreifen heute auch gerne mal einige Runden auf der Rennstrecke drehen kann und sich dabei verdammt nah an der Schräglagenperformance des MotoGP bewegt, ist zwar immer noch ein Wahnsinn, doch für ebenso verwöhnte wie informierte Streetracer am letzten Stand der Technik keine Überraschung mehr. Muß ja so sein, mit etwas anderem würden wir uns erst gar nicht zufrieden geben.

Was dagegen die neuen Reifen für Big-Enduros im Schatten der leistungsorientierten Welt im Stillen geduldig leisten, ist der wahre Wahnsinn. Sie haben nämlich neben Grip und Laufleistung die schwere Last einer weiteren Komponente auf ihren schwarzen Schultern zu tragen: Die Haftung bei Nässe.

Michelin Test by Christoph Lentsch
Um auch diese zu optimieren, weist der Anakee 2 nach außen sich öffnende Profilrillen auf, um ein möglichst schnelles und direktes Abfließen des Wassers zu ermöglichen. Wirkt das Profil noch Vertrauen erweckend, wenn man an Schmutz und Nässe denkt, so tut es das gar nicht beim Gedanken an eine Rennstrecke. Das ändert sich wenn man weiß, daß sogar solche Reifen mit dem Wissen und der Technik aus dem MotoGP entwickelt werden. Die neue Gummimischung des Anakee 2 ist 100% Silica-verstärkt, was die Haftung auf nasser Fahrbahn optimiert. Bisher gab es bei Reifen mit besonders guter Haftung nur ein Problem. Sie hielten nicht lange. Ein Problem, das man mit dem neuen Anakee wieder ein Stück weit entschärfen konnte. Bei einer unabhängigen Studie des französischen Versuchszentrums C.E.R.M. wurde dem neuen Anakee 2 29% mehr Laufleistung gegenüber der Konkurrenz attestiert, das bedeutet in der Praxis fast ein Drittel mehr Kilometer mit einem Reifensatz.

Wenn du auf eine GS steigst, die sich im Vergleich zu einem Supersportler verhält wie ein Fischkutter bei Windstärke 10 zu einem japanischen Hochgeschwindigkeitszug, um damit beherzt auf einer Rennstrecke Gas zu geben und trotzdem die Ruhe bewahrst, dann weißt du: Das ist nicht dein Verdienst. Da ist was unter dir, das dem tanzenden Elefanten den Schrecken vor der Breitseite nimmt. Verantwortlich dafür ist vor allem die unterschiedliche Konfiguration der Gummimischungen von Vorder- und Hinterreifen. Während der Hinterreifen vornehmlich für die Kraftübertragung zuständig ist, muß der Vorderreifen die Bremskräfte optimal übertragen und für Spurtreue sorgen. Die verringerte Profiltiefe an den Reifenschultern fördert zudem einen gleichmäßigeren Abrieb.

Man kann sich nicht vorstellen, wie schnell man vergessen hat, daß man eigentlich auf Stoppler unterwegs ist und dem Anakee 2 dasselbe Vertrauen schenkt, wie einem Performance-orientierten Straßenreifen. Wenn dieses Vertrauen auch noch möglichst lange anhält, wurden alle Wünsche erfüllt.

Verfügbarkeit:
ab Mai 2008 in Österreich und Deutschland

 
Michelin Test by Christoph Lentsch

Nicht sein Aufgabengebiet, meisterte die Aufgabe trotzdem mit Bravour. Michelin Anakee 2

Michelin Anakee 2

Reifen Profiltiefe Dimensionen Motorradmodelle
hinten 8 mm 150/70 R 17 69H TL/TT R1200GS, Honda Varadero,
Suzuki V-Strom, Aprilia Caponord,
Triumph Tiger (vor 2007)
hinten 8 mm 150/70 R 17 69V TL/TT
vorne 5 mm 110/80 R 19 59H TL/TT
vorne 5 mm 110/80 R 19 59V TL/TT


 

 

Interessante Links:

Text: kot
Fotos: Michelin

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Bericht vom 30.04.2008 | 6.292 Aufrufe

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