Yamaha YZF-R125 Testbericht

Eine riesige Verschwörung ließ kot im Glauben, auf die R6 Präsentation zu fahren. Danke Kollegen.

Yamaha YFZ-R125 (und nicht R6)

Die R6 Verschwörung

Yamaha YZF-R125 Valencia

Ich bin gekommen, um Rache zu nehmen für diese Verarschung.

 

Das ist ja gar nicht die YZF-R6 Präsentation
Es sollte der Satz des Tages und der gesamten Präsentation werden, den ich vor mich hin murmle - immer noch im Zweifel - beim Anblick der YZF-R125, die in der Hotellobby auf einem Podest steht, wie es üblich ist. Das kann nicht sein, immerhin wurde mir von drei Leuten, einige aus meinem engsten (ehemaligen) Freundeskreis, bestätigt, dass ich auf die R6 Präsentation nach Valencia fahre, endlich, nach 7 Jahren meine erste Supersport Präsentation, endlich ernst genommen, endlich vollwertig. Doch auf dem Zettel, den ich gerade unterzeichne, steht Welcome to the Yamaha YZF-R125 Testride. Wie kann das sein?

Sascha a.k.a. Der Abgelederte , Ex-Kollege und jetzt (un)tätig bei Yamaha Austria, hat das doch beim letzten gemeinsamen Schnitzelessen bestätigt, als er sich gerade einen Kubikdecimeter Cordon in den Schlund steckte. Ja gut, ich war nicht immer nett zu ihm, aber eine Falschaussage mitten ins Gesicht ist selbst ihm nicht zuzutrauen. Ich teilte ihm mit, dass ich eine zweite R6 Präsentation nach jener in Amerika doch sehr verwunderlich fand, doch er beruhigte: Stimmt, die R6 wurde schon in Amerika präsentiert. Jetzt ist noch eine Präsentation extra für Europa. (Wie konnte ich Trottel das glauben??? Diese Lüge bleibt nicht ungestraft!!!) Selbst mein Journalistenkollege Martin V., der mit mir gemeinsam die Reise antrat, redete ständig von der R6. (Du falsche S…! Das kommt zurück!) Außerdem stand auf der Einladung von Yamaha, die mir Nils weitergeleitet...weitergeleitet hat.

 

Wie bei allen großen Verbrechen fand sich schließlich der entscheidende Hinweis, der alle verdeckten Puzzleteile vor meinem geistigen Auge wendete und sie zu einem großen, grässlichen Bild einer hinterhältigen Verschwörung zusammenfügte. Wie bei Columbo sah ich plötzlich die einzelnen Szenen vor dem wahren Hintergrund noch mal an mir vorüberziehen. Daß ich von allen Seiten angelogen wurde, war ebenso real wie die YZF-R125 Präsentation, vor der es jetzt kein Zurück mehr gab.

Es brauchte den Genuß einiger Biere, Zigaretten und einer Abkühlung im 14 Grad kalten Ozean (vor den Bieren) um meinen Zorn einigermaßen zu beruhigen. Du bist ein Profi und darfst diese Demütigung nicht am Motorrad auslassen. Jede Präsentation, jedes Modell muß man gleich ernst nehmen. Die Kollegen kannst du nachher umbringen. Zahlreiche Rollertests haben mich hart gemacht. Auch eine 125er sollte mich nicht in die Knie zwingen. Da müsst ihr euch schon was Besseres einfallen lassen. (Bitte nicht.)

Fast nicht vorbelastet stieg ich also am nächsten Morgen auf den leichtesten Supersportler von Yamahas R-Serie. Während die Eigenschaft leichtester ein positives Gefühl erzeugt, bewirkt die Eigenschaft schwächster ein negatives. Beides trifft nun auf die R 125 zu. Leider ist sie mit 126,5 Kilo nicht so leicht, dass sich bei 15 PS ein ordentliches Leistungsgewicht ergeben würde. Doch unter 125ern gelten andere Maße, Formeln und Verhältnisse. Ich musste mich ab sofort voll und ganz auf diese Welt konzentrieren und alles andere abschütteln. Was passierte war wunderbar.

 

Zunächst fühlt man sich, auf der 125er Platz genommen, wie ein Motorradfahrer. Sportlich, nach vorne orientiert und trotzdem nicht unbequem. Klar wollte man den kleinen Sportler besser für den Stadtverkehr nutzbar machen und vermeiden, daß dem Fahrer nach der 3. Gasse die Rückenwirbel raus springen. Verantwortlich dafür sind die erwachsenenAusmaße des Nachwuchssportlers mit einem Radstand von 1.353 mm. Auch was das Gesamtbild und die Details betrifft, wirkt die Kleine den Großen keineswegs unterlegen. Das Modell YZF-R125 ist kein degenerierter Klon im Kleinformat, sondern ein vollwertiges Familienmitglied der R-Serie. Alles ist top verarbeitet, wirkt stabil und äußerst erwachsen und ist dem Motorrad deutlich näher als dem Moped.

Der Motor springt sofort an und anhand des Drehzahlmessers kann man sogar kontrollieren, ob er wirklich läuft. Der wie bei der R6 mittig unter dem Motor platzierte Schalldämpfer, mit dem rechts neben der Schwinge schräg nach hinten zeigenden Endtopf, gibt nur ein harmloses Schnurren von sich, dass sich bei höheren Drehzahlen in ein Schnattern steigert. Der völlig neu entwickelte 1-Zylinder 4-Takt Kurzhub Motor, mit oben liegender Nockenwelle und 4-Ventil Zylinderkopf, scheint äußerst kultiviert zu sein. Schon wird losgefahren um zu sehen, was in ihm steckt.

Yamaha YZF-R125
Schwung mitnehmen ist Pflicht.
Da ist besonders wichtig , was nach der Kurve kommt.
Yamaha YZF-R125 Landstraße
  Sexy und ohne Rückenschmerzen geht's Überland.
 

Das läuft dann doch etwas anders ab, als beim Motorrad. Die Kupplung ist so butterweich und könnte mit einem aufgedunsenen Fingernagel gezogen werden, dass ich anfangs dachte, das Kupplungsseil wäre gerissen. Ebenso locker lässt sich die Bremse bedienen, fast wie bei einem Fahrrad. Anfangs irritierend, später sehr willkommen, vor allem wenn man verstanden hat, wie oft man kuppeln muß. Man fährt nämlich an klack klack klack und ist im Vierten, hat aber erst einige Meter zurückgelegt und 50 am Tacho. Das geht natürlich auch wieder runter, vor jedem Kreisverkehr und jeder Kreuzung, und wieder rauf…runter…rauf…Definitiv nichts für Schaltfaule.

Für die Kraft gibt es nur eine Ausrede: Wir sind alle viel zu leistungsverwöhnt. Wer protzt, selbst mit 170 PS noch unterfordert zu sein, der kann sich gerne mal auf diesen 15 PS Racer setzen und ein Duell auf einer kurvigen Landstraße ausfechten. Da sind echte Nerven gefragt, denn wer bremst, verliert hier wirklich, weil man den verlorenen Schwung am Kurveneingang mit Leistung am Kurvenausgang nicht mehr wett machen kann. Macht nicht minder viel Spaß als mit 130 PS unterm Hintern und deckt schonungslos auf, wer wirklich fahren kann.

 
Yamaha YZF-R125 Rennstrecke
Kleine Leistung sucht kleinen Ring. In diesem Fall eine Kartstrecke. Dort spielt sie aber wie eine Große.

Nur gut, dass die kleine R für derartige Spielereien gerüstet ist und Bremsen hat, die noch viel mehr Leistung und Gewicht vertragen würden.
Sie beißen nicht nur äußerst vehement zu (und zwar beide), sondern sind zudem sehr gut zu dosieren, was in den zu schnell eingefahrenen Kurven entscheidend ist. Die vordere Bremsscheibe (ja, es ist nur eine) misst immerhin stolze 292 mm im Durchmesser und wird von einem Doppelkolben-Bremssattel umklammert, die hintere Scheibe kommt auf 230 mm. Bremsen dieser Qualität habe ich bisher auf keinem Moped oder Roller mit ähnlicher Kubatur erlebt.

Yamaha YZF-R125 am Knie
 

Nur wer schnell in die Kurve einfährt, kommt auch schnell wieder raus.

Yamaha YZF-R125 am Knie Yamaha YZF-R125 am Knie
Zu eng erwischt. Bei dem Handling kein Wunder. Schön gezirkelt. Der Übung folgt Routine.
 

Das Fahrwerk steht dem in nichts nach, hat das Nesthäkchen den Delta-Box Rahmen doch von seinen großen Schwestern geerbt und eine hochwertige Aluminium-Guss Schwinge erhalten, was die richtige Steifigkeit garantiert. Das Motorrad blieb bei der erreichten Höchstgeschwindigkeit von 122 km/h (ein Kollege erreichte laut eigener Aussage sogar 123, das kann ich nicht glauben) ebenso stabil wie in Wechselkurven oder beim harten Anbremsen. Hätte man vom Gefühl her nicht erwartet, weil die Abstimmung eher weich und komfortabel gewählt wurde, wieder um dem Betrieb in der Stadt und auf schlechten Straßen entgegen zu kommen. Ebendort dämpft die 33 mm Telegabel mit einem großzügigen Federweg von 130 mm die leichten und groben Schläge, ohne das Motorrad schwammig wirken zu lassen.

So bleiben dann auch beim Handling keinerlei Wünsche oder Fragen offen. Niedriges Gewicht, geringe ungefederte Massen, wie die 10-Speichen Leichtmetallräder und Reifen in den Dimensionen 100/80-17 vorne und 130/70-17 hinten, machen es einem schon fast zu einfach und das ist so gemeint, wie es gesagt wurde. In der Kurve aufs Knie zu gehen erfordert weit mehr Mut, als mit einer 600er oder 1000er, weil das Motorrad klarerweise nicht so stark dagegen hält. Ist ein seltsames und gewöhnungsbedürftiges Gefühl, sich mit Nichts in die Schräglage zu werfen. Nach ein paar erfolgreichen Versuchen hatte ich mich schließlich darauf eingestellt und genoss das unbeschwerte Gleiten.

Es hat jede Menge Spaß gemacht, die 125er zu fahrern, auch wenn sie keine R6 war. Und dem BMW Sauber F1 Team auf dem Valencia Ring beim Testen zuzusehen, war auch nicht z'wieder, was die Verschwörer trotzdem nicht von ihrer Schuld freisprechen soll.

Mit der YZF-125R bietet Yamaha jedenfalls echtes Supersportgefühl am 125er Sektor und setzt hinsichtlich Verarbeitungsqualität und technische Ausstattung neue Maßstäbe.

   
Yamaha YZF-R125 Valencia
Die Rache wird mein sein. Be afraid.
 

Yamaha YZF-R125 Farben

Yamaha YZF-R125 White Yamaha YZF-R125 Black
Sports White - Mein Favorit Midnight Black - Kleiner Mann ganz böse
Yamaha YZF-R125 Yellow Yamaha YZF-R125 Blue
Impact Yellow - Replica Look Burning Blue - typisch Yamaha
 

Yamaha YZF-R125 Technische Daten

Motor  
Bauart 1-Zylinder-4-Takt-Motor, 4 Ventile, SOHC
Kühlsystem Flüssigkeit
Hubraum (cm³) 124.66
Bohrung x Hub (mm) 52.0 x 58.6
Verdichtung 11.2:1
Leistung kW 11.0 kW (15 PS) @ 9,000 U/Min
Drehmoment 12.24 Nm (1,25 kg-m) @ 8,000 U/Min
Schmierung Naß-Sumpf
Gemischaufbereitung Benzineinspritzung
Kupplung Mehrscheiben-Ölbad
Zündung TCI
Starter Elektro
Getriebe 6-Gang
Sekundärantrieb Kette
Ventile/Steuerung DOHC
Tank/dav. Reserve (L) 13.8
Öl (L) 1.15
Fahrwerk  

Rahmen

Stahl Deltabox
Federung vorne Telegabel
Federweg vorne (mm) 130
Federung hinten Schwinge
Federweg hinten (mm) 125
Bremsanlage vorne Scheibe, Ø 292 mm
Bremsanlage hinten Scheibe, Ø 230 mm
Reifen vorne 100/80-17 M/C
Reifen hinten 130/70-17 M/C
Abmessungen  
Länge (mm) 2,015
Breite (mm) 660
Höhe (mm) 970
Sitzhöhe (mm) 818
Radstand (mm) 1,355
Bodenfreiheit (mm) 155
Gewicht (kg trocken o. Füllung) 126.5

 

 

Interessante Links:

Text: kot
Fotos: Yamaha

Fazit: Yamaha R125 2008

Mit der YZF-125R bietet Yamaha jedenfalls echtes Supersportgefühl am 125er Sektor und setzt hinsichtlich Verarbeitungsqualität und technische Ausstattung neue Maßstäbe.


  • Sehr geringes Gesamtgewicht
  • Komfort
  • tolle Verarbeitung
  • Stabilität
  • butterweiche Kupplung
  • optimales Fahrwerk
  • einfaches Handling.
  • geringes Leistungsgewicht
  • nichts für Schaltfaule

Bericht vom 15.03.2008 | 39.030 Aufrufe

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