Pirelli Diablo Rosso

Klaus Grammer, Kawacup Gesamtsieger 2007, testete für uns das neue Produkt von Pirelli mit dem klingenden Namen Diablo Rosso.

Diablo Rosso

Pirelli hat zur Präsentation des neuen Straßensportreifens Diablo Rosso nach Girona in die Nähe von Barcelona geladen und ich habe diese Einladung gerne angenommen. Nach bestens organisiertem Transfer wurde am Abend des ersten Tages eine informative Pressekonferenz zum Thema Pirelli im Allgemeinen und Diablo Rosso im Speziellen abgehalten.

 

Die wesentlichsten Informationen in aller Kürze:

 

  • Pirelli wurde 1872 gegründet

  • Rennsport seit 100 Jahren (1907 2007)

  • erster Radialreifen wurde Ende der 70er Jahre gebaut

  • jährliches Wachstum der Sparte Moto seit 2004 ca. 12%

  • 27.138 Beschäftigte 2007

  • Produktion aller radialen Reifen in Breuberg/D

  • es werden pro Jahr 3.600 Tests durchgeführt

DIABLO ROSSO: Die technischen Eigenschaften

Reifentechnologie ist mehr als die Entwicklung von Gummimischungen der Schlüssel zu maximaler Performance ist die Gesamtkonstruktion des Reifens. Daher wird bewusst auf die Verwendung von unterschiedlichen Gummimischungen auf der Lauffläche verzichtet. Was natürlich nicht heißt, dass den chemischen Zusatzstoffen nicht entsprechend Rechnung getragen wurde. Ein ausgewogenes Silica-Ruß-Verhältnis und neue Hochleistungsstabilitätszusätze sorgen für ein schnelles Warm-up bei hoher Laufleistung. Ein Ziel der Ingenieure war es die Leistung des kompletten Reifensatzes zu erhöhen, um das Ungleichgewicht aus der gemeinsamen Nutzung neuer und alter Reifen zu vermeiden. Ob das gelungen ist wird die Zukunft zeigen hoffentlich wurde nicht einfach die Lebensdauer des Vorderreifens reduziert. Ein Schelm wer so was denkt!

 

Die Techniker sehen den Schlüssel zur Steigerung der Haftfähigkeit und Laufleistung in der Erhöhung der Kontaktfläche zwischen Reifen und Untergrund. Um dieses Ziel zu verwirklichen also einen Reifen zu schaffen, der den hohen Anforderungen der aktuellen Sportmotorräder im Bezug auf Grip, Stabilität und Feedback sowie dem ökonomischen Wunsch des Fahrers nach einer hohen Kilometerleistung entspricht wurde der Rosso mit Hilfe der fortschrittlichen und von Pirelli patentierten Technologie (EPT) entwickelt. EPT steht für Enhanced Patch Technology → Technologie für erweiterte Kontaktfläche.

 

Mit der EPT-Technologie werden ein innovatives Profilkonzept, eine neue, dynamische Reifenkontur und neue Materialien auf Basis einer Null-Grad-Stahlgürtel-Karkasse zu einem harmonischen Ganzen zusammengeführt.
Nach Angaben der Pirelli Techniker kann eine Vergrößerung der Kontaktfläche um einen Quadratzentimeter einen Performancegewinn ergeben, der dem dreier Generationen in der Mischungsentwicklung entspricht. Als Bestätigung dieser Aussage kann man auch die Entwicklung von 16 und 16,5 Zoll Reifen sehen deren vordringlichstes Ziel es ist, die Aufstandsfläche zu vergrößern und dadurch den Grip auf mechanischem Wege zu erhöhen.
 

 

DIABLO ROSSO: Die konzeptionelle Einordnung

  

Der Rosso wird als sportlicher Straßenreifen in die Diablo Familie eingegliedert siehe Grafik.
Er soll daher alle jene Fahrer ansprechen, denen primär eine dynamische Fortbewegung auf den Straßen zwischen dem Nordkap und Gibraltar wichtig ist. Sollten dabei einige Runden auf der Rennstrecke dazwischen kommen auch recht!
Er muss auf allen gängigen Straßenmotorradmodellen problemlos funktionieren, da er seit Jänner 2008 auch weitgehend freigegeben ist.
 

DIABLO ROSSO: Straße

Laut Ausschreibung war ein Testtag vorgesehen, der sich gleichermaßen auf Straße und Rennstrecke aufteilen sollte. Wobei ich mir natürlich sofort dachte auf der Straße sollen die anderen herumkurven ich genieße den Circuit de Catalunya! Leider hatte ich in diesem Punkt eine falsche oder zumindest fehlende Vorstellung von der Wirklichkeit. Die Pirelli-Leute sind sehr freundlich, haben es aber faustdick hinter den Ohren. Sie brachten uns nämlich in ein Hotel 100 km entfernt von der Rennstrecke. Durch die verschlungenen Wege, die uns der Tourguide vorgab wuchs der Trip auf 160 km an. Jetzt kann man sich natürlich denken der arme Bub kann auf einer neuen ZX10 keine 160 km weit fahren!
Das eigentliche Problem aber war, dass es bei der Abfahrt nach optimistischer Schätzung 3° C hatte und nach pessimistischer 1° C. Herr Martin M. von Pirelli Österreich konnte sich ein schadenfrohes Lachen nicht verkneifen, als er sah, dass ich sämtliche mitgebrachten Kleidungsstücke über und unter meinem gelochten Leder anhatte. So ausgestattet war es relativ erträglich und ich konnte den Raureif auf Spaniens Wiesen und Feldern einigermaßen genießen.
Einen Vorteil hatte die Sache. Die versprochene kurze Aufwärmzeit, der gute Grip bei Kälte und Nässe ließ sich so zweifelsfrei feststellen. Die Journalistenmeute und ich waren uns in diesem Punkt einig und der Guide hatte offensichtlich auch volles Vertrauen in den Rosso. Den der hat, obwohl er uns vor den rutschigen Straßen gewarnt hatte, in den hügeligen Straßenabschnitten richtig für Stimmung gesorgt und den Hahn ordentlich aufgedreht.

Ich probierte den Reifen auf einer ZX10 und auf einer Triumph Daytona 675. Dabei handelt es sich doch um eher unterschiedliche Motorradtypen, aber ich kann voller Überzeugung sagen, dass ich weder auf der einen noch auf der anderen irgendwelche Schwächen, die ich dem Reifen zuschreiben könnte, erfahren habe. Er verhält sich sehr neutral beim Einlenken und schluckt die kleinen Unebenheiten dank guter Eigendämpfung problemlos. Um dem vehement angreifenden Guide folgen zu können musste ich mehr als einmal in Schräglage das Tempo reduzieren, weil ich mich am Kurveneingang verschätzt hatte. Angenehm aufgefallen ist dabei, dass der Rosso über keinerlei Aufstellmoment beim Bremsen verfügt, was sich als sehr vertrauensbildend herausstellte und mich gut aussehen ließ.

 

DIABLO ROSSO: Rennstrecke

Der Circuit de Catalunya ist eine traumhafte Anlage. Es geht bergauf und bergab, man sieht entweder den Kurveneingang oder den Kurvenausgang eher spät und pfeilschnelle Kurven wechseln sich mit langsamen ab. Also eine gute Gelegenheit, um einem Reifen auf die Karkasse zu fühlen.
 
Aber auch hier zeigte der Diablo Rosso keine Schwächen. Die Temperatur war zwar bereits auf sommerliche 12° C gestiegen, trotzdem profitierte ich von der kurzen Aufwärmzeit und konnte schon nach der ersten Runde mit der Jagd auf den Streckenrekord beginnen. Am Ende würde ich sagen ich war knapp dran, es fehlten höchstens 40 Sekunden. Was vermutlich eher an mir als an der Ducati 848, der Triumph 675 oder gar am Rosso lag. Er offenbarte auch nach mehreren Runden keinerlei Mängel. Bremsstabilität, Lenkpräzision und Kontrollierbarkeit waren auf einem sehr hohen Niveau. Wobei man bei dieser Bewertung nicht vergessen darf, dass es sich dabei um einen sportlichen Straßenreifen handelt, nicht um einen Racer wie den Diablo Supercorsa.
DIABLO ROSSO: Resümee

Dieser Reifen ist eine gelungene Entwicklung, die auf den unterschiedlichsten Motorrädern und Asphaltbelägen hervorragend funktioniert und dabei auch den ökonomischen Anforderungen im Bezug auf das Verhältnis Kilometerleistung zu Preis Rechnung trägt somit Pirellis Beitrag zur Senkung der Inflation.
Der Einsatzbereich kann mit einem Satz umschrieben werden. Der Rosso ist ein Reifen, der eher nach Heizgriffen als nach Heizdecken verlangt.
 

Diablo Rosso - verfügbare Dimensionen
Vorne 110/70 ZR 17 M7C 54W TL
Vorne 120/60 ZR 17 M7C 55W TL
Vorne 120/70 ZR 17 M7C 58W TL
Hinten 150/60 ZR 17 M7C 66W TL
Hinten 160/60 ZR 17 M7C 69W TL
Hinten 170/60 ZR 17 M7C 72W TL
Hinten 180/55 ZR 17 M7C 73W TL
Hinten 190/50 ZR 17 M7C 73W TL
Hinten 190/55 ZR 17 M7C 75W TL
 
Interessante Links:

Text: Klaus Grammer

Bericht vom 13.03.2008 | 6.346 Aufrufe

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