Dunlop Sportreifen

Qualifier, Qualifier RR, GP Racer. Dunlop erweitert die sportliche Palette. Welcher Reifen für welche Fahrer?

Die Qual der Wahl beim Reifenhändler. Dunlop hat heuer die sportliche Reifenpalette um zwei Reifen erweitert: Den Qualifier RR und den GP Racer D209. Staatsmeister Klaus Grammer und Hausmeister Nils Müller fahren mit der Honda CBR 600 RR am Pannoniaring und probierten alle Reifen aus. Wer braucht welchen Reifen? Ein Überblick:
 

 Qualifier Qualifier RR GP Racer D209 GP Racer Slick D209

D209 GP
(KR 108 / KR 106)

Einsatzzweck

Rennstrecke10 % 30 %85 % 100 %100 %
Strasse90 % 70 %15 % 0 %0 %

Reifenaufbau

Gummimischungmittel mittel / weichweich weichweich
Karkassemittel/soft mittelmittel mittelhart
   

Dunlop Sportmax Qualifier

Der Dunlop D209 Sportmax Qualifier kam in der Saison 2006 auf den Markt. Der Reifen war und ist sehr gut, hatte aber einen entscheidenden Fehler: Den Namen. Ringfahrer wussten, dass es sich trotz der Namensgebung "Qualifier" um einen Strassenreifen handelte. Uninformierte Normalverbraucher hielten den Qualifier jedoch für einen ultraweichen Rennreifen mit schwacher Laufleistung.

Der Qualifier ist jener Reifen in der sportlichen Dunlop Palette mit der kürzesten Aufwärmphase und dem meisten Grip bei niedrigen Temperaturen. Logisch: Der Reifen muss sowohl bei 5 Grad am Stilfser Joch, als auch bei 35 Grad auf der Rennstrecke funktionieren. Bei gelegentlichen Ausflügen auf der Rennstrecke muss man vor allem im Sommer auf die Ausdauer des Reifens Rücksicht nehmen. Ein Turn sollte nicht länger als 6-8 Runden dauern, danach beginnt der Reifen bei flotter Fahrweise zu schmieren. Beim Anbremsen und auch beim Beschleunigen aus den Kurven ist der Qualifier ein gutmütiger Reifen. Auch bei flotter Fahrweise auf der Rennstrecke neigt der Reifen nicht zum Lenkerschlagen. Im Vergleich zu den folgenden sportlicheren Reifen war er in den schnellen Kurven aber nicht so spurstabil.

Der Qualifier verwendet über die gesamte Lauffläche eine einheitliche Laufmischung. Wer auf den letzten Schrei der Technik steht, wird natürlich nicht zu diesem Reifen greifen. Jeder große Hersteller, auch Dunlop, hat einen Reifen mit unterschiedlichen Gummimischungen in der Mitte und der Flanke parat. Doch dafür ist der Qualifier günstiger als der Zweicompound-Reifen Qualifier RR. Trotz der einheitlichen Gummimischung verspricht Dunlop für den Qualifier mehr Laufleistung als für den Qualifier RR.

Fazit: Der Qualifier ist ein guter Reifen für den sportlichen Strassenfahrer auf Naked-Bikes oder Supersportlern. Der richtige Reifen für jene Piloten, die vorwiegend auf der Strasse aber manchmal auch beim freien Fahren auf der Rennstrecke unterwegs sind. Der Reifen hat nirgendwo echte Schwächen und ist vor allem sehr gutmütig im Umgang mit verschiedenen Fahrzeugen und Fahrwerken.

Verfügbare Dimensionen: 120/60 17, 120/65 17, 120/70 17, 130/70 16, 160/60 17, 170/60 17, 180/55 17,190/50 17, 190/55 17, 200/55 17

Immer gut für Reifentests: Die Honda CBR 600 RR. Bei den Hondas kann man sich immer auf die Reifen konzentrieren denn das Motorrad arbeitet ohne tückische Sonderheiten.
Ebenfalls immer gut für Reifentests: Ein Mann der seine besten Jahre hinter sich hat und niemanden mehr etwas beweisen muss: Der Mittvierziger Klaus Grammer stellt sich gerade das Fahrwerk ein, Anton Weinzetl von Dunlop Österreich gibt Tipps.

 

Dunlop Sportmax Qualifier RR

   

RR steht für Race Replica. Soll heißen, dass im sportlichen RR mehr Gene aus den Rennreifen schlummern als in der normalen Qualifier Version. Mehr Technik, aufwendigere Produktionstechnik bedeuten natürlich auch einen höheren Preis. Abzüglich üblicher Rabatte kostet eine Garnitur RR im Handel um cirka 10-15 Euro mehr als eine Garnitur Qualifier.

Das Einsatzgebiet vom RR ist etwas breiter als jenes vom Qualifier. Die Aufwärmzeit ist ähnlich gering, bei längeren Turns bietet der Hinterreifen aber länger stabilen Grip. Am Vorderreifen gibt es im Normalfall bei den Kunden dieses Reifens ohnehin nicht so schnell Temperaturprobleme wie am Heck.

Der RR bietet jene Vorteile die auch den Qualifier auszeichnen, erweitert diese aber um eine sportliche Nuance. Auch dieser Pneu ist gutmütig und einfach zu bewegen. Fahrwerksmängel lassen auch ihn weitgehend kalt und er bringt das Fahrzeug niemals in eine kritische Phase. Jedoch trifft man mit dem RR die Innenlinie deutlich leichter. Auch in schnellen Kurven ist der RR zielsicherer. Nicht schlecht finden wir natürlich auch, dass der Qualifier RR durch die Zweikomponenten-Mischung mehr Grip bei hoher Schräglage bietet, jedoch kann man im täglichen Betrieb die vorher genannten Vorteile deutlich leichter umsetzen.

Beim Anbremsen oder auch bei Korrekturen der Gasgriffstellung ist der RR ebenfalls besser als der normale Qualifier. Er verhält sich schon beinahe wie die Racing-Pneus und zeigt fast kein Aufstellmoment. Die Karkassenform ähnelt stark den unten genannten Racingpneus.

Der RR ist in Sachen Gummimischung am letzten Stand der Technik. Beim Hinterreifen wird an den Flanken eine weichere Gummimischung als in der Mitte verwendet. Dadurch hat man in Schräglage zusätzlichen Grip ohne jedoch in der Mitte zu deutlich an Laufleistung zu verlieren. Offen gesagt wäre uns das alleine noch keine zusätzlichen Euro wert, in Kombination mit dem besseren Handling und der erhöhten Präzision jedoch schon.

Dunlop verspricht für den Qualifier etwas mehr Laufleistung als für den Qualifier RR. So ist das Duell der beiden Qualifiers also doch keine ganz so klare Sache. Der RR ist ein wenig teurer und hält nicht ganz so lange wie der normale Qualifier. Nun muss jeder für sich selbst entscheiden.

Fazit: Der neuere Reifen in der Qualifier Linie ist besser und teurer. Besser jedoch nur für jene, die von den genannten Vorteilen auch wirklich profitieren. Also sportliche Piloten, die nicht nur im Geiste sondern auch tatsächlich flott unterwegs sind. Gelegentliche Ringausflüge verkraftet der Qualifier RR besser und ist somit eine ideale Wahl für Streetracer mit mehreren Ringtagen im Jahr.

Verfügbare Dimensionen:  120/70 17, 180/55 17,190/50 17, 190/55 17

Vergleich zwischen GP-Racer und Qualifier RR. Bei beiden Reifentypen werden auf der Lauffläche und an den Flanken unterschiedliche Gummimischungen verwendet. Beim GP Racer jedoch sorgt die Konstruktion für optimale Temperaturverteilung bei großer Hitze. Beim Qualifier RR achtete man mehr darauf, dass die Mischung in der Mitte viel Grip im Nassen liefert.

 

Dunlop GP Racer D209 / Dunlop GP Racer Slick

 

Ein nagelneuer Rundstrecken Reifen von Dunlop. Spät aber doch ist er nun auch in ausreichender Stückzahl im Fachhandel verfügbar. Denn eigentlich hätte der neue Reifen, schon zu Saisonbeginn für Furore sorgen sollen. Der Dunlop GP Racer schert aus der bisherigen Dunlop Philosophie aus und setzt auf eine deutlich weichere Karkasse als bei den bisherigen Supersport Pneus von Dunlop. Der GP Racer ist ein Profilreifen mit Strassenzulassung und weicher Rennstreckenmischung. Die harte Karkasse der Dunlop Slicks bietet zwar viele Vorteile aber leider auch einen Nachteil: Wer mit Serienfahrwerk oder einem schlecht eingestellten Tuning-Fahrwerk unterwegs ist, bekommt die Fahrwerksschwächen deutlich zu spüren. Die Reifen von Dunlop waren zwar sauschnell aber auch sehr heikel in der Abstimmung. Reihenweise wechselten die Hobbyrennfahrer zu Pirelli, wo die weiche Karkasse einige Fahrwerksschwächen ausbügelte.

Mit dem GP Racer wird alles anders. Mit diesem Reifen möchte man vor allem Ringfahrer für Hobbyrennserien und Markenpokale ansprechen. Gutes Fahrwerk kann, muss aber nicht sein. Schon auf den ersten Metern mit dem neuen Reifen nickte unser Testpilot Grammer Klaus zufrieden: "Darauf haben viele Ringfahrer gewartet!". Der Reifen wurde aufgezogen und sofort konnte man ohne lange Abstimmungsarbeiten kräftig andrücken.

Details zu den Gummimischungen werden zwar nicht verraten, jedoch war Klaus Grammer nach seinen Tests fest davon überzeugt: "Der GP Racer Slick bietet noch mehr Grip als der GP Racer Profilreifen. Wer auf Strassenzulassung verzichten kann, sollte unbedingt zum Slick greifen!"

Im Vergleich zu den harten GP Reifen (siehe unten) hat der GP Racer große Vorteile aber leider auch einen Nachteil. Die Fahrwerksschwächen sind zwar nicht mehr spürbar aber trotzdem existent. So muss der Reifen teilweise die Aufgaben des Fahrwerks übernehmen und arbeitet sich so schneller auf als der stabilere GP mit gut eingestelltem Fahrwerk. Logisch, könnte man meinen, doch im Fahrerlager sorgen solche Details immer wieder für Diskussionen. Weiche Karkassen zaubern Fahrwerksprobleme nicht weg, sondern sie können sie nur besser unterdrücken. Besser als nix meinen wir, doch der Optimalzustand wäre ein perfekter Reifen mit perfektem Fahrwerk.

Dunlop möchte den Reifen vor allem an Hobbyrennfahrer verkaufen. Wobei wir den Begriff Hobbyrennfahrer etwas relativieren müssen. Denn viele fühlen sich als Profi, die wenigsten sind es aber. All jene Ringfahrer die zwar auf der Rennstrecke schnell, beim Schrauben und tüfteln am Fahrwerk aber umso langsamer sind, finden mit diesem Reifen eine neue Alternative.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Strassenfahrer dürfen und können den Dunlop GP Racer natürlich verwenden, er funktioniert bei guten Bedingungen hervorragend, jedoch bietet er bei kalten Temperaturen und vor allem bei Nässe deutlich weniger Grip als der Qualifier RR oder der Qualifier.

Klarerweise ist der Reifen in unterschiedlichen Mischungen erhältlich. In den klassischen Varianten Medium oder Soft vorne und Medium oder Endurance hinten. Endurance nannte man früher "hard", jedoch ist eine "harte" Gummimischung für jeden Piloten mit gutem Ruf unverkäuflich. Schließlich hat man ja einen Ruf zu verlieren. "Endurance" klingt nach mehr Lebensdauer ohne natürlich langsamer zu sein. Dunlop empfiehlt den Einsatz vom Endurance Reifen bei Temperaturen über 15 Grad.

Fazit: Eine Bereicherung fürs Fahrerlager. Der richtige Reifen für jene Piloten, denen bisher weder die flexiblen Pirellis noch die bockharten Dunlops zusagten. Heuer gab es leider grobe Lieferprobleme, für die nächste Saison soll angeblich alles besser werden. 

Verfügbare Dimensionen:

Profilreifen und Slick GP Racer: 120/70 17, 180/55 17, 190/55 17
 

Testpiloten leben bei 1000PS im goldenen Käfig. Zwischen den Turns dürfen sie sich im Fahrerlager ausrasten, 2 blonde Girls massieren die verspannten Muskeln und ein Trupp Mechaniker bringt die Maschine auf Vordermann. So lautete zumindest damals das Stelleninserat bei dem sich Klaus Grammer meldete....

 

Dunlop D209 GP (KR 108 / KR 106)

   

Der Reifen aus dem Profirennsport. Michelin und Bridgestone holen sich ihr Image aus der MotoGP, Pirelli aus der Superbike WM und Dunlop vor allem aus den nationalen Meisterschaften. Hierzulande nicht so bekannt ist der hohe Stellenwert von Dunlop in Amerika und England. Das hängt natürlich auch mit dem Wurzeln des Goodyear-Dunlop Konzerns zusammen. Sowohl in der amerikanischen AMA als auch in der britischen Superbike Meisterschaft sitzen die Sieger seit Jahren auf Dunlop Pneus.

Wer das Know-How und die technischen Möglichkeiten hat, sein Fahrzeug so abzustimmen, dass die Dunlop Slicks mit der harten Karkasse (KR 108 und KR 106) problemlos funktionieren sollen auf alle Fälle bei diesem Reifen bleiben. Kein anderes Vorderrad auf diesem Planeten bietet zur Zeit so viel Grip. Das Fahrwerk verlangt bzw. vertragt Härte und vor allem die Geometrie vom Fahrzeug muss passen.

In Rennfahrerkreisen hat sich übrigens auch bei den 600ern mittlerweile der 190er Hinterreifen durchgesetzt. Möglicherweise ist es nur eine Glaubensfrage, doch vom Spitzenpiloten bis zum Hobbyracer will man mehr Grip und dies vor allem bei größerer Ausdauer verspüren. Einen Handlingnachteil beklagte jedoch niemand. Doch Vorsicht: Der 190er Reifen ist auch höher und verändert damit die Geometrie des Fahrzeuges. Gemeinsam mit der harten Karkasse kann dies vor allem bei kritischen Fahrzeugen zum Problem werden.

Verfügbare Dimensionen: 120/70 17, 160/60 17, 180/55 17, 190/60 17
 

 

Ist der Racingreifen immer besser?

Auch echte Helden auf der Strasse sollten nicht sofort die Racingpneus aufziehen. Vorteile auf der Rennstrecke sind nicht unbedingt Vorteile auf der Strasse. Ein scheinbar biederer Strassenreifen wie der Qualifier kann auf der Strasse unter Umständen besser sein als der sportlichere RR oder der GP Racer. Die Nachteile der sportlichen Reifen im Überblick:

  • Reifen welche für die Rennstrecke entwickelt wurden, haben eine höhere optimale Betriebstemperatur als Strassenreifen. Bei sommerlichen Temperaturen ist dies sowohl auf der Strasse als auch auf der Rennstrecke von Vorteil. Bei kühlen Temperaturen oder bei Regen erreichen sportlichere Reifen diesen optimalen Betriebspunkt erst sehr spät oder auch gar nicht.

  • Auch das Profil bietet beim Strassenreifen Qualifier mehr Sicherheit auf nasser Fahrbahn, da ein größerer Negativanteil im Profil vorhanden ist.

  • Die Karkassenform von sportlicheren Reifen sorgt für mehr Agilität beim Einlenken, gleichzeitig kann sie bei manchen Fahrzeugen bei bestimmten Beladungszuständen aber für Unruhe auf schnellen Geraden (z.B. Autobahn) sorgen.

  • Die Karkassenform der sportlicheren Reifen (Qualifier RR und GP Racer) bietet bei hohen Schräglagen (>40°) mehr Auflagefläche als der Qualifier. Dieser jedoch bietet mehr Aufstandsfläche bei Schräglagen zwischen 25° und 35°, einem Bereich der bei einer durchschnittlichen Ausfahrt oft benötigt wird.

  • Das wichtigste Argument zum Schluß: die Kosten! Klarerweise ist die Lebensdauer von Strassenreifen mit härterer Gummimischung höher, als die Lebensdauer der sportlichen Reifen.

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Bericht vom 20.09.2007 | 9.578 Aufrufe

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