Honda Varadero Travel

Eine Varadero und 4 Koffer. kot und die drei anderen reisen im Regen.

Honda XL 1000 V Varadero Travel

Pack die Badehose ein...und alles andere. The great escape mit der Varadero Travel.

 
Das ist nicht gut, dachte ich, als ich die ganze Zeit versuchte, durch mein mittels Schrubbschwamm in ein Milchglas verwandeltes Visier durchzuschauen, um die vor mir liegenden Verkehrsgeschehnisse auf der A1 von Salzburg Richtung Wien verfolgen zu können. So ein leichter Schleier im Blick ist an sich nichts Tragisches, manche brauchen dazu nicht mal eine zerkratzte Plastikscheibe, die haben das in den Augen. Heikel wird es nur, wenn es seit 24 Stunden wütend regnet, eine Lichtstärke von drei ausgeblasenen Kerzen das Land verdunkelt und die Reisegeschwindigkeit nicht zu ändernde 160 Stundenkilometer beträgt. Ja, richtig verstanden, die Reisegeschwindigkeit war nicht zu ändern, ich konnte gegen jede Vernunft nicht vom Gas gehen, ich wollte nach Hause. Schon bei der Anfahrt nach Salzburg zum Dunlop Reifentest einen Tag zuvor merkte ich, daß eine voll beladene Big-Enduro mit drei angeräumten Koffern bei Hochgeschwindigkeit durchaus in Unruhe kommen kann.

An Geschwindigkeit und Gewicht war also nicht zu rütteln. Blieb nur noch eine Möglichkeit zur Verbesserung der Situation. Ich mußte besser sehen. Zunächst versuchte ich es mit geöffnetem Visier. Gute Idee. Schon mal irgendwer probiert? Muß sagen, ich hätte mir 160 km/h schnelle Regentropfen, die auf die 500 µm dünne Hornhaut im Auge treffen, nicht so schmerzhaft vorgestellt. Für einen Moment überlegte ich, an einer Raststation zu halten und mir irgendwelche billigen Sonnenbrillen mit möglichst geringer Tönung zu kaufen und als Visierersatz zu tragen, doch diesen Gedanken verwarf ich sofort wieder. Ich konnte ja wie gesagt die Geschwindigkeit nicht drosseln, geschweige denn stehen bleiben, denn ich wollte so schnell wie nur geht nach Hause. Mit 25 Liter Sprit und der neuen Sparsamkeit der Varadero durchaus ohne Tankstopp schaffbar. Die neue Tankanzeige informierte mich ständig über die verbleibende Kilometerleistung und den aktuellen Verbrauch.

Meiner Meinung nach sind Heizgriffe ohne Handguards witzlos. Honda macht Spaß.

Bitte anschnallen. Das Gepäck reist so sicher wie der Fahrer.

 
Ich machte mir trotz widrigster Umstände keine Sorgen, denn ich hatte eine Partnerin, bei der ich mir sicher sein konnte, daß sie das alles mit mir durchstehen wird. Die Honda XL 1000V Varadero, in der voll ausgestatteten Travel Version. Das großzügige Windschild und die ebensolchen Handguards wehrten einen großen Teil der Wassermassen ab, die von vorne mein Leib und Leben bedrohten, die Heizgriffe und die neu geformte, jetzt noch bequemere Sitzbank, sorgten für den notwendigen Komfort, den man in Grenzsituationen so nötig hat. Mein Hab und Gut begleitete mich gut verstaut und wetterfest in den drei Koffern und der 94 PS starke 1000er Zweizylinder Motor mit 98 Nm Drehmoment sorgte für einen ordentlichen, vibrationsarmen Vortrieb. Und sollte es einmal doch notwendig sein, die Geschwindigkeit nach unten zu verändern oder (Gott bewahre!) sogar stehen zu bleiben, konnte ich mich auf das hervorragende Dual-CBS Bremssystem mit ABS verlassen. Was sollte also schiefgehen? Nichts. Und genau das passierte auch.

Im Nachhinein gesehen war es dann ein richtiges Erlebnis, ein Abenteuer. Fühlte mich wie der ärgste Seebär. Als am nächsten Tag wieder die Sonne schien, war ich etwas enttäuscht. Wo bleibt der Regen?

 
Mit der Varadero kann man zu fast jeder Zeit fast überall hin. Nur der Geländetauglichkeit wegen trauern wir der Africa Twin nach. Obwohl die Varadero bei Honda in der firmeneigenen Kategorie On/Off geführt wird, verzichte ich gerne auf einen Ausflug über Stock und Stein. Schon allein wegen des Dual-CBS Bremssystems, daß zwar auf Asphalt bestens funktioniert, auf Schotter allerdings kontraproduktiv arbeitet, da es beim Betätigen der Hinterbremse immer auch vorne mitbremst. Dadurch kann das Vorderrad besonders auf Schotterwegen ins Rutschen kommen. Man sieht halt wo die Prioritäten liegen.

Doch auf den befestigten Straßen dieser Welt ist die Varadero zu allem bereit und auch zu gebrauchen. Überraschend wendig und agil, ein Trockengewicht von 240 Kilo würde man hier nicht vermuten. In engen Kehren drückt man den Kofferträger Supermoto-like um die Ecke, in schnellen kann man sogar im leichten Hang-Off fahren.

Grundsätzlich gilt, die Varadero ist so beweglich wie ihr Fahrer. Jeder wird gerecht bedient, und zwar so, wie er es gerne hat. Entspannte Charaktere werden auch im Englischer-Lord-Stil ihre Freuden finden.

 

 

Richtig, das ist mein Racing Leder. Stets bereit..

 

Ob man nun auf ein Eis in die City oder ein Gelati nach Italien fährt, ob man es eilig hat (wie ich) oder alle Zeit der Welt, ob solo oder im Duett. Die Varadero ist kein One-Night-Stand, keine Affäre oder gar ein Seitensprung. Sie ist eine Partnerin für's Leben. Ein Motorrad wie ein Schäferhund, in guten und in schlechten Zeiten.  Die wahren Fans definieren sich über dieses Motorrad, wie man an manchen Usernamen auf 1000PS erkennen kann. Es gibt sogar eine österreichische Varadero Community im Netz: www.varadero.at

Varadero Aficionados wie der VaraHannes legen locker mal von Dezember bis Februar 5500 Kilometer bei Eis und Schnee zurück. Und ist der Hannes mal nicht auf den Straßen Europas unterwegs, dann brennt er vielleicht gerade andere Hondianer bei den Speedweekends her. Und zwar am absoluten Limit.

 

Details 2007

Neu gestaltete Instrumenteneinheit

Versperrbare Handschuhfächer für schnell erreichbare Utensilien

Motorschutz jetzt aus Aluminium statt Plastik. Den dreizackigen Stern haben wir schon auf der CBR gesehen

Neu geformte Sitzbank. Noch bequemer für Fahrer und Beifahrer

Die neuen Endkappen werten den Doppelrohrauspuff optisch auf

Die neue Seitenverkleidung sieht nicht nur fescher aus, sie erleichtert auch den Zugang bei Wartungsarbeiten

Farben 2007

Bloom Red Metallic

Chevalier Silver Metallic

Pearl Concours Black

 

Motor

Bauart Flüssigkeitsgekühlter 90°-V2-Viertaktmotor, DOHC, 8 Ventile, geregelter Katalysator
Bohrung x Hub in mm / Hubraum in cm3 98 x 66 / 996
Verdichtung 9,8 : 1
Gemischaufbereitung PGM-FI Elektronische Kraftstoffeinspritzung
Max. Leistung, kW (PS) bei 1/min gemessen nach 95/1/EC 69 (94) / 7500
Max. Drehmoment / Nm bei min-1 98 / 6000
Abgasverhalten Euro 3 / G-Kat
Zündung Computergesteuerte Transistorzündung mit elektronischer Frühverstellung
Starter Elektrostarter
Kraftübertragung  
Getriebe 6 Gang
Endantrieb Kette

Abmessungen

Länge (mm) 2300
Breite (mm) 930
Höhe (mm) 1465
Radstand (mm) 1560
Lenkkopfwinkel 27° 30'
Nachlauf (mm) 110
Sitzhöhe in mm 838
Bodenfreiheit (mm) 180
Tankinhalt in Liter 25 (inkl. 4 Liter Reserve)
Sitzplätze 2

Fahrwerk

Felgen  
Felgen vorne 19M/C x MT2.50
Felgen hinten 17M/C x MT4.00
Bereifung  
Bereifung vorne 110/80 R19M/C (59H)
Bereifung hinten 150/70 R17M/C (69H)
Radaufhängung  
Radaufhängung vorne 43 mm Teleskopgabel
Radaufhängung hinten Aluminiumschwinge mit Pro-Link System, in 40-Stufen einstellbare Federvorspannung (ABS stufenos verstellbare Zugstufe)
Federweg in mm vorne/hinten 155 / 145
Bremsen  
Bremsen vorne Dual-CBS, 296x4,5-mm-Doppelscheibenbremse mit Dreikolbenbremszangen und Sintermetallbelägen, optional mit ABS
Bremsen, hinten Dual-CBS, 256x5-mm-Einscheibenbremse mit Dreikolbenbremszange und Sintermetallbelägen, optional mit ABS

Gewichte in kg

Trockengewicht 238,2 / ABS-Version: 244,2
Eigengewicht 268,7 / ABS-Version: 276,7
Zul. Gesamtgewicht 415 / ABS-Version: 422
Max. Zuladung 201
Höchstgeschwindigkeit in km/h 200
 

Modellversionen & Preise (Österreich)

Honda Varadero 1000 EUR 12.490,00
Aufpreis für ABS EUR 1.200,-
Preis Modell 2006 EUR 12.499,-
Preis Modell ABS EUR 13.690,-
Preis Travel Modell EUR 13.090,-
Preis Travel Modell ABS EUR 14.290,-
 

Interessante Links:

 

Text: kot
Fotos: kot, Honda

Fazit: Honda XL 1000 V Varadero 2007

Grundsätzlich gilt, die Varadero ist so beweglich wie ihr Fahrer. Jeder wird gerecht bedient, und zwar so, wie er es gerne hat. Entspannte Charaktere werden auch im Englischer-Lord-Stil ihre Freuden finden.


  • Hohe Geschwindigkeiten erreichbar
  • viel Stauraum vorhanden
  • relativer umfangreiches Tankvolumen
  • effizienter Windschutz
  • Komfort
  • super Dual-CBS Bremssystem.
  • Kommt voll beladen und in hohem Tempo leicht ins Ungleichgewicht
  • Dual-CBS Bremssystem auf Schotter kontraproduktiv

Bericht vom 25.05.2007 | 51.625 Aufrufe

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