KTM SuperDuke R

Noch schärfer als die Super Duke? KTM legt das Sahnehäubchen drauf. Die Vorhut für den Straßenangriff.

Ganz ohne Marktanalysen wurde ein neues Modell ins Leben gerufen. In der KTM Entwicklungsabteilung sitzen benzinverrückte Speedfreaks und sie brauchten ein neues Spielzeug. Spielen dürfen wir nun alle. Macht Spaß!

KTM 990 Super Duke R - Das Video

 

Wer sich die KTM Super Duke R vom Entwicklungsleiter selbst erklären möchte, dem lege ich das Super Duke R Video ans Herzen.

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Schnitt: Cimple Moritz
Videodreh: NastyNils

 

Sehr hart!

Nach den ersten Metern hinterließ die Superduke einen Eindruck wie eine echte Rennmaschine. Das Fahrwerk fühlte sich sehr straff an und die hauchdünne und brettharte Sitzbank unterstrich diesen Eindruck noch weiter. Ich muss gestehen, dass ich mit so direkten Bikes auf den ersten Runden immer meine Probleme habe. Ich spüre einfach zu viel. Denn mein Vertrauen in moderne Technik ist grenzenlos und ich vertraue darauf, dass die Fuhre gut liegt und ich nicht in den Kies muss. Wenn mir das Fahrzeug zu viel zurückmeldet bekomme ich es plötzlich mit der Angst zu tun. Was wenn die Asphaltunebenheit doch ein Problem sein könnte?

Doch die Angst war unbegründet. Einen Turn später begann ich die Vorteile von Direktheit und Feedback zu schätzen. Angesichts der Tatsache, dass die österreichischen Journalisten hier am Pannoniaring Heimvorteil hatten, galt es für uns viele Überholmanöver zu absolvieren. In meiner bisherigen Hobbyracer-Karriere hab ich vieles gelernt, nur überholen kann ich bis heute nicht. Denn der Rennablauf ist bei jedem Rennen gleich. Guter Start von NastyNils, danach Durchreichung bis an die für ihn vorgesehene Stelle.

 


Leichte Überholmanöver

Doch mit der Superduke R gingen die Überholmanöver sehr leicht von der Hand. Ich musste keine strategischen Überlegungen anstellen sondern ich fuhr einfach in die Kurve, fühlte ein wenig vor, erhöhte die Schräglage und vollstreckte auf der Innenlinie. Der breite Lenker verstärkt das direkte Handling noch einmal und so sind auch in starker Schräglage noch kurzfristige Manöver möglich.

Die Super Duke R ist also sehr präzise und direkt. Für eher unerfahrene Motorradfahrer vermutlich ein wenig zu direkt. Doch ich muss sagen, dass die SuperDuke im Modelljahr 2007, also nicht nur die R-Variante, ein wenig an Schrecken verloren hat. Die alte Super Duke forderte den Piloten sicherlich noch mehr. Die Lastwechselreaktionen wurden deutlich reduziert und auch das Fahrverhalten selbst ist zwar noch direkt und agil aber ohne dem leichten Hang zum Nervösen.

Walter Aigner, Pokalsammler bei den Nakedbike Klassen von RTS und Berger Motorsport im Jahr 2006 zur Super Duke R kommt mit gemischten Gefühlen von der ersten Probefahrt zurück.

Denn mit Erschrecken musste er feststellen, dass dieses Motorrad aus der Auslage vom Fleck weg besser funktionierte als seine Super Duke vom Vorjahr. Das wäre ja eigentlich kein Grund für gemischte Gefühle, doch mit etwas Wehmut denkt er an viele Schrauberstunden am Fahrwerk bis die Super Duke auch auf der Rennstrecke und nicht nur am Hausberg siegtauglich war. Im Jahr 2007 muss er das Fahrwerk der R nur noch an seine Reifen anpassen und will dann sofort aufs Podest.

Klar lässt es sich der Oberösterreicher auch nicht nehmen, beim deutschen KTM SuperDuke Battle mit an den Start zu gehen. Bei der Rennstreckenauswahl kann ich ihn verstehen: Assen, Nürburgring, Lausitzring, Schleiz und Oschersleben sind sicherlich mal eine Anreise wert.

Lügen beim Journalisten-Smalltalk

Zwischen den Turns gab es den üblichen Journalisten Small Talk. Die Frage eines Schweizer Kollegen, welcher mir bei vergangenen Events überaus positiv in Erinnerung blieb, war heikel. "Bist Du hier am Pannoniaring schon öfters gefahren?" Meine Eitelkeit war natürlich stärker als mein Respekt vor dem 8. Gebot und ich antwortete mit einem "Naja. Eigentlich nicht!". Selbst eine kurze überschlagsmäßige Rechnung brachte mich sofort auf an die 2000 Runden. Doch es ist ja alles eine Frage der Betrachtungsweise. Andy Meklau zum Beispiel ist hier sicherlich schon deutlich mehr gefahren als ich. Daher hab ich gar nicht so schlimm gelogen.

Wie der Zufall so spielt taucht schon beim nächsten Turn der Schweizer Supermoto Freak vor mir auf. Bei den bisherigen Events waren wir es beide gewohnt, dass er einfach immer die Nase vorne hatte. Schon sein Eintritt in meine Innenlinie machte klar, dass er die Rangordnung auch bei diesem Event aufrechterhalten möchte. Er kam gerade recht, denn ich war gerade dabei die Konzentration zu verlieren und gondelte ein wenig planlos in der ungarischen Tiefebene herum.

Die Fußrasten zeichneten eine neue "Ideallinie"

Eines war klar! Die mangelnde Streckenkenntnis versuchte er mit mörderischem Risiko wett zu machen. Mit Supermoto-Stiefel bewaffnet, stellte er seine KTM 950 Supermoto R (Link: Testbericht KTM 950 Supermoto R) mit grausamen Drifts in die Ecken. Beim Rausbeschleunigen wimmerte sein Reifen und ich unter meinem Helm. Wird er abgehen? Wird er mich mitnehmen? Ich beobachtete das erschütternde Schauspiel eine Runde lang. Seine Fußrasten zeichneten seine soeben neu erfundene Ideallinie in den Asphalt und die anderen Journalisten machten viel Platz als Sie das Duett von kratzenden Rasten und quietschenden Reifen kommen hörten. Doch am Ende siegt dann doch Routine vor Talent. Viel Speed lassen Pannoniaring Neulinge bei der letzten Kurve vor Start-Ziel liegen. Genau dort wurde zugeschlagen.

Den goldenen Tipp für diese Kurve gab mir Berzerk vom Reitwagen vor einigen Monaten. So wie ich es verstand, holt man in der zweiten Rechtskurve etwas weiter aus, drückt das Motorrad dann kurz auf maximale Schräglage und hat dann eigentlich fast nur noch eine Gerade mit Vollgas bis zum Ende der Kurve. Die Gegner verzweifeln wenn man so mit 10km/h Plus aus der Ecke schießt. Besonders gut gelingen solche Manöver mit der Superduke. Denn nichts gelingt leichter als eine Korrektur der Schräglage mit einem so direkten Naked-Bike.

Beim anschließenden Fachsimpeln in der Boxengasse war mein schlechtes Gewissen aber dann doch stärker als die Eitelkeit. Ich beichtete die 2000 Runden und er war erleichtert. Gleichzeitig schwor er aber bittere Rache beim nächsten Event.

 

Bremse auf Supersport Standard

Beim nächsten Turn konnte ich mich wieder ganz auf die schwarze R konzentrieren und dachte über die Bremsen nach. Der radial montierte schwarze Bremsblock sieht sehr hübsch aus die edel verarbeitete Handpumpe ebenfalls. Die Bremse ist gut, aber nicht radikal. Gut das man hier nichts übertrieben hat. Ich würde sagen guter Supersport Standard. Anders als bei herkömmlichen Naked Bikes gelingen harte Bremsmanöver aber wirklich gut. Klar ist die SuperDuke R deutlich teurer als japanische 600er Stangenware, dafür aber auch deutlich besser. Die Front taucht nicht übermäßig weit ein und der Hinterreifen bleibt dort wo er hingehört.

Schärfer und schneller, trotzdem mehr Reichweite

Ich selbst hatte mit dem geringen Tankvolumen der alten Super Duke nie ein Problem. Die Maschine war scharf und schnell, da nahm ich die Tankstopps alle 100-140 km einfach mal hin. Doch im Jahr 2007 muss ich diese Sichtweise noch einmal überdenken. Denn heuer haben sowohl die normale als auch die R Version eine deutlich gesteigerte Reichweite mit einem 18.5 Liter Tank. Und das obwohl sie noch schärfer und noch schneller sind.

Beim Getriebe spürt man die Ursprünge von KTM im Offroadsport. Auch ohne Kupplung lassen sich die Gänge sehr leicht und mit kurzen Schaltwegen durchs Getriebe sortieren.

Insgesamt macht die SuperDuke R einen sehr hochwertigen Eindruck. Für 15.798 Euro (Preis für Österreich) bekommt man ein Motorrad an dem nicht gespart wurde. Der Besitzer kann auf jede Schraube, jeden Deckel und jedes Teil richtig stolz sein. Genau hier macht sich dann auch der Unterschied zu billigeren Bikes aus Japan bemerkbar. Schon in der Serie ist ein perfekter Lenker montiert, schöne Blinker werden verwendet, ein paar Carbonteile verzieren an dominanten Stellen und nirgendwo taucht irgendein billiges Anbauteil auf.

Die schlechte Nachricht zum Schluss

Die schlechte Nachricht kommt wie immer ganz zum Schluss. Das gesamte Kontingent in Österreich ist bereits an die Fachhändler verkauft. Endkunden können also nur bei jenen Händlern kaufen, welche zusätzlich zu den bereits an besonders ungeduldige Piloten verkaute Bikes noch weitere R-Modelle geordert haben. Die Nachfrage übersteigt hier zumindest mal im ersten Modelljahr das Angebot. Wer nicht zum Zug kommt, hat jedoch 2 Alternativen.

1) Standard SuperDuke kaufen und mit Powerparts Teilen auf R-Niveau heben.

2) 950 Supermoto R kaufen. Hier gibt es noch Bikes im Lager in Mattighofen.

Lohnt sich der Umstieg, lohnt sich der Aufstieg?

Besitzer einer "normalen" Super Duke des aktuellen Modelljahres müssen ihr wunderbares Motorrad nun aber auf keinen Fall in die Ecke stellen. Für gemütliche aber auch deftige Ausfahrten auf der Strasse passt das Fahrwerk der Standard Super Duke perfekt. Auf der Rennstrecke dauert es einfach ein bisserl länger bis man mit den nötigen Tuningteilen auf dem gleichen Niveau ist. Nur die kleinen netten optischen Details gehen dann halt einfach ab. Wer eine Super Duke aus der ersten Modellgeneration hat, sollte die neue R auf alle Fälle ausprobieren. Hier ist der Unterschied vor allem bei der gelungeneren Motorabstimmung sofort spürbar. Und wenn man dann schon eine Neue kauft, dann soll sich der Stress daheim mit der Finanzministerin ja gleich richtig auszahlen.

 
Was bisher geschah...   ...die nächste Folge
Im Modelljahr 2005 präsentierte uns KTM die erste 990 Super Duke. Für das Modelljahr 2007 gab es ein Facelift. Die Modelllinie blieb aber trotzdem gleich...
  • Handling steht über allem
  • Sehr direkt und dynamisch
  • Leichtester 1000er V-Motor im Markt
  • Angriffslustige Sitzposition
  • Keine Kompromisse bei den Komponenten
Die SuperDuke R geht noch einen Schritt weiter. Sie ist die Vorhut für zukünftige KTM Straßensportmotorräder. Ein Straßenmotorrad von KTM, welches ebenfalls den Ready to Race Schriftzug verträgt.
  • Noch sportlichere Chassis Abstimmung
  • Mono Sitzbank
  • kleine aber feine Designdetails wie z.B. Carbonteile
 

990 Superduke R Impressionen

Kein Endurofeeling im Cockpit. Feine Wahre! Sieht gestrippt richtig massiv aus. Schwinge und Rahmen haben ihre Wurzeln in Dakar-Maschinen und überleben einen Atomkrieg. Schatzi muss daheim bleiben. Die Super Duke R ist mit einer brettharten Mono Sitzbank bestuhlt.
Hochwertiger WP Lenkungsdämpfer serienmäßig mit dabei. Kleine aber feine Carbondetails im Heck und bei den Fußrasten. So sieht sie aus! Die sportlichste Strassenmaschine aus dem Hause KTM. Zumindest bis 2008. Dann kommt die RC8.

Bilder anklicken zum Vergrößern

990 Superduke R: Chassis News

  • Nicht nur auf der Strecke sondern auch fürs Auge ist die neue Gabel mit neuer Gabelbrücke ein Gedicht. Voll einstellbar bedeutet bei KTM voll einstellbar und damit kann man aus der Super Duke einen relativ komfortablen Streetfighter oder eine richtig harte Rennmaschine machen. Die schwarze Titan-Nitrid Beschichtung minimiert die Reibung und verbessert damit das Ansprechverhalten. Gabelbrücken wie diese hat man früher beim Tuner gekauft, bei der SD-R ist sie serienmäßg montiert.

  • Beim Rahmen setzt KTM nach wie vor nicht auf Alu sondern auf Stahl. Der Stahlrahmen wiegt nur 9kg und ist durch seine Fachwerksbauweise auch sehr torsionssteif. Angenehmer Nebeneffekt beim Abflug ins Kies. Kleine Kratzer lassen sich bei einem lackierten Stahlrahmen wesentlich einfacher reparieren als bei einem blanken Alurahmen.

  • Der gut versteckte aber trotzdem ständig präsente Lenkungsdämpfer macht seinen Job sehr gut. Es genügt übrigens den Lenkungsdämpfer nur mit einem Hauch von Dämpfung zu betreiben. Dann bleibt die KTM auch in Wechselkurven noch agil, die Sicherheit bei leichtem Vorderrad ist aber trotzdem gegeben.

  • Die Änderungen am Chassis-Geometrie entstehen durch Verwendung eines anderen Federbeines. Das Federbein der R ist länger und hebt dadurch das Heck. So entsteht dann auch ein Lenkkopfwinkel von 67.3 Grad anstelle von 66.1 Grad beim Standardmodel.

 

990 Superduke R Technische Daten

 

Motor

MotorZweizylinder 4-Takt
Hubraum999 ccm
Bohrung / Hub101/62,4 mm
Verdichtung11.5:1
Leistung88 kW (120 PS)  bei 9.000 U/Min
Drehmoment100 Nm bei 7.000 U/Min
StarterE-Starter
Getriebe6 Gänge
Gemischaufbereitung Elektronische Einspritzung
Ventilsteuerung4 V/DOHC
SchmierungDruckumlauf
Primärübersetzung67:35
Sekundärübersetzung16:38
KühlungFlüssigkeitskühlung
KupplungMehrscheiben hydraulisch
MotormanagemntKeihin EMS
 

Chassis

RahmenGitterrohrrahmen Cr-Moly-Stahl
HeckrahmenAluminium 7020
LenkerRenthal, Aluminium
GabelWP-USD Ø 48 mm. Voll einstellbar
FederbeinWP Monoshock. Voll einstellbar
Federweg vo/hi135/150 mm
Bremsen vo/hi2x320 mm mit 4K / 240 mm mit 1K
Felgen vo/hi3.5 x 17" / 5.5 x 17"
Reifen vo/hi120/70 ZR 17" / 180/55 ZR 17"
KetteX Ring Kette
AuspuffStahl mit reguliertem Kat
Steuerkopfwinkel67.3°
Radstand1.450 mm
Bodenfreiheit140 mm
Sitzhöhe865 mm
Tankca. 18,5 Liter
Gewicht fahrfertig186 kg ohne Benzin
 

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Text: NastyNils
Photos: Herwig Peuker

Fazit: KTM 990 Super Duke R 2007

Besitzer einer "normalen" Super Duke des aktuellen Modelljahres müssen ihr wunderbares Motorrad nun aber auf keinen Fall in die Ecke stellen. Wer eine Super Duke aus der ersten Modellgeneration hat, sollte die neue R auf alle Fälle ausprobieren.


  • Wahre Rennmaschine
  • straffes Fahrwerk
  • leichte Überholmanöver
  • präzises, direktes Handling
  • ideale Fußrasten
  • gute Bremse
  • sehr leistungsfähig.
  • Keineswegs für Anfänger oder Neueinsteiger empfohlen
  • Kaufnachfrage sehr hoch.

Bericht vom 21.05.2007 | 24.301 Aufrufe

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