Bridgestone Hypersport

Hyper, Hyper, Hypersport. Diesmal aber nicht mit Scooter, sondern mit 600er Supersportlern. Grammer und kot ziehen Gummis über und haben Spaß.

Bridgestone Reifentest
BT-015 , BT-002 Racing Street  ,  BT-002 Pro Race

 
Wo bin ich, wo will ich hin und wo werde ich sein? Fragen, die man sich nicht nur jeden Tag in der Hacke stellen sollte, wenn man für einen Hungerlohn wiedermal 12 Stunden lang keine Sonne, sondern ausschließlich die Strahlung von zwei Computerbildschirmen abbekommen hat, oder wenn man morgens nach einem Besäufnis in der Hapf'n aufwacht und sich wundert, wieso sich unter der Bettdecke ein zweiter, haariger Körper befindet. Nein, diese Fragen sind auch ganz essentiell bei der Reifenwahl, denn nicht jeder fährt auf dem selben Asphalt und ein Motorrad fährt immer nur so gut, wie seine Reifen. Wir testeten 3 Bridgestone Hypersport Gummis, die jede Frage sportlicher Motorradfahrer beantworten sollten.
 

Wo bin ich? Der Reifen, den ich fahre.

Der eigens für die CBR 1000 RR Fireblade entwickelte und auf dem BT-014 basierende BT-015 zählt mittlerweile zu der Erstausrüstung von Sportmotorrädern wie der Kawasaki ZX-6R, der Suzuki GSX-R 1000 oder meiner Honda CBR 600 RR.
Ein beruhigendes Gefühl, wenn verschiedene Motorradhersteller einem Gummi vertrauen. Ich hatte vor dem Reifentest am Pannoniaring 800 Kilometer auf die Pneus gefahren, das meiste recht motiviert auf kurvigen Landstraßen. Die Aufwärmzeit ist derart kurz, daß ich, sobald ich nach 5 Minuten bei meiner Hausstrecke angekommen bin, schon sorglos umlegen kann. Bis jetzt ist es mir nicht gelungen, den Reifen in Argumentationsnot zu bringen. Hab ich auch in Zukunft nicht vor.
Auf der Straße ist er auf alle Fälle ein perfekter Partner, sowohl für die tägliche Fahrt in die Arbeit als auch bei kurzen Feuergefechten in der näheren Umgebung. Doch wie sieht's am Ring aus?
 

Klaus Grammer schändet die schwarz-rote Koalition.

 
Nicht mehr so gut. Natürlich hält der Reifen einige Runden tadellos, und sogar noch ein paar Runden mehr. Schliesslich wurde er, wie schon der BT-014, für Motorräder mit 50 PS mehr gebaut, also für 1000er Supersportler. Und was 170 PS aushält, hat mit 120 keine Schwierigkeiten. Grip ist ausreichend vorhanden.

Ein Problem ist vielmehr die Präzision, mit der du das Motorrad fahren kannst. Man kann die Linie nicht so genau verfolgen, liegt unruhiger in der Kurve und das Vertrauen ist nicht so bedingungslos vorhanden, wie mit einem Slick. Ist sicher besser für die Gesundheit, nicht aber für die Rundenzeiten. Außerdem sind Konzentration und Nerven stärker gefordert. Ständig denkt man an den Reifen, beobachtet sein Verhalten und registriert jede kleinste Veränderung in der Performance. Kann man am Ring klarerweise nicht brauchen. Ist ungefähr so, wie mit einem Sporttouring Bike oder ähnlichem Gerät auf der Rennstrecke zu fahren. Es geht, ist aber nicht optimal, weil es ganz einfach irgendwann überfordert ist. Deshalb sollte man sich damit lieber auf öffentlichen Straßen vergnügen und für den Spielplatz für Erwachsene, die Rennstrecke, einen der zwei folgenden Reifen wählen.

 

Wo will ich hin? Der Reifen, den ich möchte.

Sicher kann man den BT-002 Pro Race auch auf der Straße fahren. "Not for highway use" ist hier nirgends zu lesen. Doch empfehlenswert ist es keinesfalls, da der Rennreifen eine zu lange Aufwärmzeit braucht, welche sich auf dem eher glatten Asphalt auf öffentlichen Straßen noch erheblich verlängert. Selbst auf Rennstreckenasphalt muß man in den ersten Runden wirklich aufpassen. Der Reifen funktioniert kalt einfach überhaupt nicht. Reifenwärmer sind bei diesem Gummi keine Empfehlung sondern Pflicht. Sogar der rennsporterprobte Klaus Grammer hatte das gelochte  Leder gestrichen voll. Ich sah selten jemanden so verkrampft im Sattel.

Hast mich eh im Sucher? Einschulung der neuen Fotografin mit strengem Blick.
Auf den BT-002 kein Problem. Grip und Linie konstant.

 
Daß wir in den ersten Kurven nicht viel schneller fuhren als in der Wiener Innenstadt bei Stoßverkehr fanden andere Racer leider nicht sehr geschmeidig. Mittels Klopfen auf den Helm mit dem linken Zeigefinger gaben sie uns non-verbal zu verstehen, wie sie unser Verhalten beurteilten. Sie wären sicher verständnisvoller gewesen, hätten Sie gewußt, daß es sich bei unseren Reifen nicht nur um kalte, sondern auch um brandneue Pneus gehandelt hatte. So aalglatt geht man nicht gern in den Kampf, da genießt man lieber eine Zeitlang die Ruhe vor dem Sturm. Und wenn letzterer losgeht, dann kann auch der Reifen endlich zeigen, was er wirklich kann.

Es scheint so, als würde er umso besser arbeiten, umso schneller man fährt. Unterforderung tut ihm einfach nicht gut, er braucht die Hitze des Gefechts. Spezialreifen werden für ein sehr begrenztes Tätigkeitsfeld entwickelt und in diesem Feld gibt es nichts, das besser funktioniert. Neben der Kontur und der Gummimischung (Lieferbar in drei Mischungen: Type 4 soft, Type 3 medium , Type 2 medium/hard.) unterscheidet sich der Pro außerdem durch seine viel steifere und robustere Karkasse von den anderen beiden. Er wird daher mit einem Reifendruck von 2,0 vorne und 1,9 hinten gefahren. Wer die nackten Reifen angreift und vergleicht wird merken, daß sich der BT-002 Pro anfühlt wie eine harte Wärmeflasche, der BT-015 eher wie ein Regenmantel. Irrer Unterschied, den man auch im Sattel spürt.

Klaus G. "Es ist nicht nur der unheimliche Grip, den der Reifen aufbaut. Man hat regelrecht das Gefühl, in die Kurven hineingezogen zu werden." Genauso war es. Der Reifen entwickelte irgendwie von selbst eine Kurvengier. Je schneller, desto besser. Der Kopf ist plötzlich ganz woanders, nämlich dort, wo er sein soll und der Reifen nur noch dazu da, dich anzufeuern. Man spürt es sofort, ja, so muss es sein, dieser Gummi und dieser Asphalt gehören zusammen. Ein wahrer Traum und genau das, was ich gerne hätte. Doch ich hatte schon letztes Jahr für 3 Monate Slicks montiert und konnte so null Meter im freien Verkehr zurücklegen. Kein Genuß. Und ständig Ummontieren? Nein danke. Deshalb würde meine persönliche Wahl auf den nächsten Reifen fallen.

 

Wo werde ich sein? Der Reifen, den ich brauche.

Eigentlich genau das, was ich brauche. Ich nutze meinen Supersportler als Alltagsmoped für die Fahrt in die Hackn, reagiere mich abends damit auf meiner Hausstrecke ab und bin ab und zu auf der Rennstrecke zum richtigen Motorradfahren, zum Beispiel bei den Honda Speed Weekends. Der serienmäßig montierte BT-015 funktioniert also auf 2/3 bestens, unter den außergewöhnlich hohen Belastungen auf dem Rundkurs kann er aber nicht optimal arbeiten und stößt zu schnell an seine Grenzen. Diese Lücke schließt sich beim BT-002 Racing  Street, der sowas wie die goldene Mitte zwischen einem Straßenreifen und einem Rennreifen darstellt.

Grammer auf Kawa und BT-002 Racing Street: Gripmäßig praktisch kein Unterschied zum Pro!

 
Wer sowohl seine Rundenzeiten am Ring, als auch die Trefferquote bei den Damen auf der Promenade verbessern will und das alles, ohne zwei Sätze Felgen oder ohne ständigen Reifenwechsel, der muss zum Racing Street greifen. Klaus G. mußte auch dazu seinen Senf dazu geben: "Bin einige Runden mit dem Racing Street gefahren und konnte vom Grip her praktisch keinen Unterschied zum Pro feststellen. Bei einer Dauerbelastung würde man sicher irgendwann merken, daß der RS kein reinrassiger Rennreifen ist. Für Hobbyracer aber kein Thema. Und als zusätztliches Plus wärmt sich der Racing Street schneller auf."

Das Profil der beiden Geschwister ist identisch, nur die Konturen unterscheiden sich. Der Pro ist spitzer, weshalb das Handling besser ist. Außerdem hat der Racing Street  ein besseres Dämpfungsverhalten für die bereits erwähnte tägliche Fahrt in die Hackn. Verdammt, es handelt sich hier nicht nur um eine reine Wunschvorstellung, es ist meine Bestimmung. Dieser Reifen dürfte praktisch alle meine Unternehmungen auf der Honda abdecken.

Hiermit wären alle Fragen beantwortet. Bis auf eine. Wie werd ich jetzt den haarigen Typen los?

 

 
Wir halten grafisch fest: Der BT-015 ist der alltagstauglichste der drei Hypersportler und muß auch den gelegentlichen Ausflug auf die Rennstrecke nicht fürchten. Am anderen Ende steht der BT-002 Pro, der einzig und allein im harten Rennstreckeneinsatz seine Leistung entfalten kann. Wo das Einsatzgebiet des einen aufhört, fängt das des anderen erst an. In beiden Bereichen zu Hause ist nur der BT-002 Racing Street, der verdammt nah am Pro dran ist, aber eben auch auf öffentlichen Straßen seine Pflicht erfüllt. Wohlgemerkt: Hypersportlich sind alle drei.

 

Dimensionen

BT-002 Pro BT-002 Racing Street BT-015

Vorderrad

120/70 R17 58V TL

Hinterrad

180/55 R17 73V TL

190/55 R17 73V TL

Vorderrad

120/70 ZR17 (58W) TL

Hinterrad

190/50 ZR17 (73W) TL
190/55 ZR17 (73W) TL
180/55 ZR17 (73W) TL

Vorderrad

120/70 ZR17 (58W) TL

Hinterrad

180/55 ZR17 (73W) TL
190/50 ZR17 (73W) TL
190/55 ZR17 (75W) TL
 

 

Interessante Links:

 

 

Text: kot
Fotos: karo

Autor

Bericht vom 24.04.2007 | 10.796 Aufrufe

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