Kawasaki Z 1000

Sie wirkt böse! Doch sie kann auch sehr brav gefahren werden - wenn man will. Erste Ausfahrt mit der neuen Z 1000.

Kawasaki Z 1000

Nakedbikes stehen bei mir hoch im Kurs. Echte Freudenspender welche die Realität nicht außer Acht lassen. Die Z 1000 wurde 2007 ein Paradebeispiel dieser Gattung. Die Überraschung: Sie würde auch zurückhaltende Fahrer glücklich machen - wenn sich diese nur trauen würden.

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Kawasaki Z 1000 - Das Video

 

Fuerteventura war der Schauplatz der Z 1000 Fahrt. Die Onboard Cam hielt die wichtigsten Etappen der Inselrunde fest. Die Insel des Grips bereitete allen viel Freude. Nur die Reifen waren nach 400km ziemlich bedient. Nicht auszudenken wie hier das Leder ausgesehen hätte....

Hinweis: Alle Highspeed-Aufnahmen wurden auf einer abgesperrten Teststrecke gemacht!

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Schnitt: Cimple Moritz
Videodreh: NastyNils
Vertonung: Putz & Stingl 

 

Die Z 1000 in Fahrt

   

Die Insel des Grips: Fuerteventura

Die Auswahl an guten Strecken auf der Insel ist zwar beschränkt, die beste Auswahl hat es aber in sich. Kurven welche mit 200 noch am Knie genommen werden können folgen ewig langem Geschlängel in den Bergen. Landschaftlich unendlich öde, dafür ist man aber auch unendlich einsam unterwegs.

Würze für die Ausfahrt

Um der Ausfahrt die nötige Würze zu geben, war Jeff Assna vom Reitwagen ein willkommener Taktgeber. Die Angst vor dem grimmigen Blick der Z hab ich mittlerweile verloren und mein Vertrauen in Bike und Reifen war groß. Der Asphalt hier auf der Insel ist extrem rau und bietet unendlichen Grip. Doch komischerweise riss der Reifen der Z 1000 trotz guten Grips ständig Steine aus dem Asphalt und die Nummer 2 zu sein tat hier noch mehr weh als sonst. Bei den weiten Radien konnte ich zum Glück in Führung gehen und erfreute mich an der Stabilität der Z 1000. Grip sei Dank kann man hier perverserweise schon einen Wimpernschlag nachdem der Fußraste den Boden berührt hat voll einnieten und malt schwarze Striche in den Asphalt. Aufrecht sitzend drücke ich das Motorrad in die Radien und erfreue mich der guten Stabilität bis Tempo 200. Erst darüber wird die Z am Kurvenausgang leicht unruhig, was aber in keinster Weise den Vortrieb mindern kann

Gespart wird nicht beim Anker

Echt stark arbeitet die Bremse. Vorbei die Zeiten als bei Naked-Bikes lausige Teile aus der Billigschiene montiert wurden. Auf der Z 1000 herrscht bei der Bremse Supersport Standard. Radiale Bremspumpe, radial montierte Sättel und geteilte Bremsbeläge sorgen für harte aber sehr sauber dosierbare Bremsleistung.

Die Optik täuscht - kann sehr brav sein

Vorsichtigere Zeitgenossen sollten sich von der doch recht aggressiven Optik der Z 1000 nicht beängstigen lassen. Denn die Charakteristik des Motors liegt nicht auf der gleichen Wellenlänge mit dem Design. Der 953 cm³ Motor ist sehr sauber zu dosieren und überfordert damit auch den vorsichtigsten Piloten nicht. Dahingleiten mit wenig Drehzahl und wenig Gas ist nicht nur möglich, sondern fühlt sich auch überaus angenehm an. Der Motor nimmt das Gas nicht abrupt, aber trotzdem durchschaubar an. Insgesamt gibt sich der Motor sehr kultiviert und man glaubt kaum, dass er seinen Ursprung in der rauen ZX-9R hat. Der Motor wirkt nirgendwo giftig oder spektakulär. Freunde von Angst im Sattel werden etwas enttäuscht sein. Die Z 1000 ist kein Bike vor dem man Angst haben muss. Das Entwicklungsziel lautete hier nicht Spitzenleistung, astronomische Drehzahl oder Gewaltausbruch sondern der Liter an Hubraum und die 125 PS sind schlicht und einfach dazu da um dem Fahrer viel Spaß zu bereiten.

Wo steht die Z?

Im Vergleich zu den Mitbewerbern aus Japan positioniert sich die Z 1000 sehr interessant. In Sachen Laufkultur und Fahrkomfort kann es der Kawa Motor mit dem gut gelungenen Aggregat der CBF 1000 aufnehmen und auch mit dem neuen Motor der Bandit 1250, welcher jedoch im unteren Drehzahlbereich mit mehr Drehmoment punktet. In Sachen Leistung legt die Z 1000 aber ein paar PS mehr drauf und kann wenn nötig auch sportlicher gefahren werden. Trotzdem aber nicht ganz so feurig wie die Fazer von Yamaha, dafür aber hier mit dem Vorteil von mehr Durchzug unten und in der Mitte. Wer hier in der Vergangenheit einen Mittelweg vermisst hat, wird heuer sicherlich fündig. Denn im direkten Vergleich mit dem Vorgängermodelle hat die Z 1000 im unteren Drehzahlbereich überall an die 10 PS mehr zur Verfügung.

Unspektakulär aber wirkungsvoll: Das Fahrwerk

Das Fahrwerk der Z 1000 wirkt sowohl im Prospekt wie auch sicherlich im inneren Aufbau relativ unspektakulär. Die Federvorspannung ist einstellbar, die Dämpfung ebenfalls. Zug und Druckstufe sind jedoch nicht getrennt zu justieren. Die bodenständige Abteilung also. Im Normalfall ein Garant für einen Krapfen welcher sofort nach einem Fahrwerkstuning schreit.

Doch hier haben dann ganz bestimmt ausgezeichnete Entwicklungsfahrer die Finger mit im Spiel gehabt. Denn trotz des einfachen Aufbaus entpuppt sich das Fahrwerk als Tausendsassa. Wir fuhren vor und nach dem Essen jeweils 200 flotte Kilometer und fanden in jeder Kurve, bei jeder Delle im Asphalt und auch in harten Bremszonen immer ein treues Fahrwerk vor. Fährt man gemächlich arbeitet die Z 1000 in den ersten Zentimetern des Federweges relativ sanft und man könnte fast Sänfte zu ihr sagen. Doch wird es ernst und beginnt man die Federelemente zu fordern, haben sie genug Reserven und werden gegen Ende des Federweges recht straff. Der geradlinige Kawasaki-Testfahrer bestätigt im Gespräch meinen Eindruck. In den Fahrwerkskomponenten sind nicht irgendwelchen Wunderteile eingebaut, sondern wir haben einfach sehr viel Zeit und Energie investiert und haben uns viel mit Ölstandsmenge, Luftpolster und Federrate gespielt. Am Ende hatten wir ein Setup welches beinahe einen progressiven Charakter hat ohne jedoch eine progressive Feder zu verwenden.

Im Rückspiegel war nicht viel zu sehen. Außer...

Unsere Ausfahrt hat sich mittlerweile etwas zugespitzt. Die Radien waren mittlerweile sehr eng undurchsichtig. Im kantigen Rückspiegel war nicht mehr viel zu sehen, außer ein Fleck zerschundenes Reitwagen Leder. Doch leider nicht mehr lange. Denn hier hatte ich meine Z 1000 nicht ganz im Griff. Sobald ich nervös werde, beginn ich bis tief in den Scheitel mit der Bremse zu korrigieren. Die Z 1000 verlangte hier nach Nachdruck um nicht die Linie zu verlassen. Jeff ging vorbei und auch auf der folgenden Geraden hatte er mit 258 zu 253 km/h die Nase vorne. 

Der Testfahrer spricht offen

Doch meine Kritik zum Aufstellmoment beim Anbremsen nahm sich der Kawasaki Testpilot beim Boxenstopp zu Herzen und packte den Schraubenzieher aus. Er erhöhte die Federvorspannung vorne und nahm die Dämpfung etwas zurück. Das Fahrzeug war nun vorne in den Kurven etwas höher was zur Verbesserung der Aufstellneigung führte. Doch leider lenkte die Z 1000 dann nicht mehr ganz so flink ein wie zuvor.

Der Testpilot spricht offen: Für die meisten Kunden ist ein weiches Setup vorne perfekt. Die Maschine bietet dann Komfort wie eine Sänfte und lenkt wieselflink ein. Den Nachteil vom Aufstellmoment durchs Anbremsen im Scheitel werden die wenigsten als solchen empfinden, da die wenigsten wirklich hart in den Scheitel bremsen. Alle anderen wählen aus den beiden Varianten den für sie besseren Kompromiss. Denn was anders als ein Kompromiss kann auch ein gutes Setup nie sein.

Fahrwerk und Motor in einer Liga

Auch beim Fahrwerk reiht sich die Z 1000 im Vergleich zu ihren Kollegen aus Nippon an der selben Stelle ein wie mit dem Motor. Sportlicher als Bandit und CBF aber komfortabler als die Fazer.

Beim Komfort herrscht auf der Z 1000 aber eine Zweiklassengesellschaft. Der Fahrer hat einen recht komfortablen Sattel zur Verfügung welcher bei unserer 400 km Tour nicht unangenehm auffiel. Für ein sportliches Nakedbike wird erstaunlich viel Komfort geboten. Die Sitzbank für die Sozia trägt aber eher die Handschrift des Designers als die der Komfortabteilung. Sieht super aus, fühlt sich aber nicht ganz so lässig an. Das spürt man schon beim Probesitzen.

Der Wind mahnt bei Unvernunft

In Sachen Windschutz ist die Lösung wie sie an der Z 1000 verwendet wird meine erste Wahl bei Naked Bikes. Die Front arbeitet wie eine kleine Verkleidung ohne eine zu sein. Optisch echt nackt, während der Fahrt aber doch ein wenig geschützt. Kawasaki versucht erst gar nicht den Kopf aus dem Wind zu nehmen, was sich als richtiger Ansatz entpuppt. Nur der Oberkörper wird entlastet und der Helm ist einen konstanten aber nicht unangenehmen Winddruck ausgesetzt. Im typischen Geschwindigkeitsbereich kann man ohne Probleme Stunden am feschen Naked-Bike verbringen. Bei Tempo 250 bin ich dann offen gesagt froh, dass mich der Wind zurück auf den Boden der Realität holt, bevor es die nächste Leitplanke oder der Ordnungshüter macht.

Ruhige Lenkerenden

Etwas unzufrieden waren einige bisherige Z-1000 Kunden mit den relativ starken Vibrationen am Lenker und auch im Sattel. Die Ursache konnten die Techniker vor der Entwicklung des Modelljahres 2007 lokalisieren. Der dicke Motor war am Zylinderkopf direkt mit dem Rahmen verschraubt. Beim neuen Modell hängt der Motor an einem Hilfsrahmen und die Aufhängen am Zylinderkopf entfällt komplett. Diese Maßnahme wirkt sich massiv aus. Vibrationen sind de facto nicht zu spüren. Weder am Lenker noch mit dem Hintern.

Der Auftritt

Auch bei der Z 1000 trauen sich die Kawasaki Leute einiges. Wenn auch einzelne Elemente wie zum Beispiel die Blinker in der Seitenverkleidung schon mal an anderen Bikes zu sehen waren, ist die Z insgesamt ein sehr eigenständiges Konzept. Streetfighter oder Muscle-Bike kann man zu ihr sagen und das schon fix fertig aus der Auslage. Kawasaki versucht erst gar nicht bei der Z 1000 großartig Leichtbau zu betreiben. Das Bike wiegt trocken über 200kg, macht auch optisch einen wuchtigen Eindruck und sieht somit auch unter bladen Bikern noch sehr fesch aus. Wer sich auf den Photos nicht für den Auspuff begeistern kann, sollte die Z mal in Natura sehen. Dort wirken die Tüten nicht ganz so dominant und es kommen bei schönem Licht andere Details zur Geltung.

Etwas ganz feines ist der schimmernde orange Metalliclack welcher von verliebten Besitzern sicherlich nach jeder Ausfahrt auf Hochglanz geputzt wird. Bei der Gelegenheit kann man sich dann auch gleich um die polierten Felgen kümmern.

Fazit

Die Nakedbikes legen seit Jahren in den Verkäufen zu und federn dort ab was bei den Supersportlern verloren wird. Der Kunde hat in der Saison 2007 die größte Auswahl aller Zeiten. Schön, wenn nicht alle Konzepte gleich sind und für jeden was dabei ist. Kawasaki baut in Sachen Fahrwerk und Motor einen nicht ganz so radikalen Ansatz wie die Optik vermuten lässt, vergisst beim Design aber auf die Emotionen nicht. Die 125 PS sind so verpackt, dass sie von jedermann mit Freude einzusetzen sind. Die Z 1000 ist das universellste Naked Bike in der 1000er Klasse aus Japan. Die härteste Konkurrenz für die große Z findet sich übrigens in den eigenen Reihen. Die günstigere Z 750 kommt 2007 ebenfalls neu und wildert im Revier der großen Z. Aber für echte Burschen kommt halt doch nur die 1000er in Betracht. Zumindest so lange, bis die Z 1400 am Start steht...

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Die Z 1000 im Reitwagen

Jeff Assna berichtet von einer schrecklichen Inselrunde auf Fuerteventura. Warum ist es gut dort nicht abzugehen? Warum tat er es nicht? Die Antworten in der April Ausgabe vom Reitwagen.

 

Info: Die Kawasaki Z 1000 bei der 1000PS Roadshow Probe fahren

Auch heuer wieder kann man bei den 1000PS Roadshows die Neuheiten der Saison 2007 kostenlos Probe fahren. Mit dabei ist auch die neue Kawasaki Z1000. Insgesamt fast 100 Motorräder stehen bei jedem Termin für euch zur Verfügung. Alle Infos und Termine unter www.1000ps.at/roadshows. Unsere deutschen Gäste müssen wir an dieser Stelle enttäuschen. Die Roadshows gibt es leider nur in Österreich.

 
 

 

Z 1000 Berichte auf 1000PS:

Related Kawasaki Links:

 

Fazit: Kawasaki Z1000 2007

Die Z 1000 ist das universellste Naked Bike in der 1000er Klasse aus Japan. Die härteste Konkurrenz für die große Z findet sich übrigens in den eigenen Reihen. Die günstigere Z 750 kommt 2007 ebenfalls neu und wildert im Revier der großen Z.


  • Starke Bremse
  • aggressive Optik
  • sauber dosierbarer Motor
  • erhöhte Leistung
  • einfaches aber sportliches Fahrverhalten
  • Komfort
  • hohe Geschwindigkeiten möglich.
  • Relativ unspektakuläres Fahrwerk - sowohl im Prospekt als auch im inneren Aufbau
  • Fehlender Windschutz
  • hohes Gewicht

Bericht vom 25.03.2007 | 29.238 Aufrufe

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