Suzuki Bandit 1250S

Die grosse Bandit ist neu erstarkt, überzeugt mit kräftigem Motor und legt nochmal kräftig an Drehmoment zu. Das Design bleibt zeitlos und wird die Masse überzeugen.


Umweltschutz und Motorradfahren spiesst sich. Zumindest bei Fahrzeugen, die vor mehr als einem Jahrzehnt am Markt erhältlich waren. Damals kümmerte sich kaum ein Hersteller um die Meinung der Klimaforscher, Kundennachfrage und volle Kasse waren Eckpfeiler der Unternehmensstrategie.

Diese Zeiten sind seit Euro3 endgültig vorbei. Die Abgasvorschriften werden schärfer und schärfer und treffen sämtliche neue Motorräder meist nicht zur Freude von uns Motorradfahrern.

Suzuki Bandit 1250 S - Das Video

Die neue Bandit 1250 S in Bild und Ton. Unser Reporter bewegt den überarbeiteten Allrounder in freier Wildbahn und hat seine Freude am erstarkten Motor. 

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Schnitt: Cimple Moritz
Videodreh: 1000ps
Vertonung: Putz & Stingl

 


Denn Beispiele für die beliebte These, dass bessere Umweltverträglichkeit technisch und ökonomisch nur auf Kosten des Fahrspasses erreichbar ist, gibt es genug: Den ehemals drehfreudigen, spritzigen Motor der Honda Dominator 650 z.B. erkennt man nach seiner Wiederauferstehung in der sauberen FMX 650 kaum wieder sie bewegt sich in serienmässigem Zustand dank erfüllter Umweltvorschriften bei weitem nicht mehr so agil wie früher.

Das wachsame Auge des Gesetzes hat jetzt auch einen Blick auf die Suzuki GSF 1200 Bandit geworfen und die Techniker in Hamamatsu standen Kopf. Sie sind ja gewohnt, alle zwei Jahre einen neuen Supersportler mit feinsten technischen Innovationen aus dem Boden zu stampfen - Ein Brot- und Butter-Motorrad wie den Banditen generalzusanieren, dessen Motor seinen Ursprung immerhin schon 1984 in einer GSX-R hatte, war trotzdem keine leichte Aufgabe. Vor allem weil (wie so oft) technischer Fortschritt durch Gewinneinbussen teuer erkauft werden müssen: Die Bandit war aufgrund ihres günstigen Preises für Suzuki jedes Jahr ein Garant für ordentliche Verkaufszahlen, ganz ohne gröbere Entwicklungsausgaben. Und jetzt soll der Kassenschlager nur wegen ein bisschen Umweltschutz und pingeligen Geräuschvorschriften zum Geldfresser mutieren?


   

 

Um das zu verhindern und die Kosten gering zu halten, legte man bei Suzuki offensichtlich das Hauptaugenmerk nur auf unvermeidbare Weiterentwicklungen am Motor. Optisch gibt es bei der neuen Bandit 1250S keine Revolution. Im Gegenteil, von ihrer Vorgängerin ist sie äusserlich fast nicht zu unterscheiden, und schon die polarisierte wie alle anderen GSFs bisher nicht unbedingt durch spektakuläres Design. Aber das gehört zur Taktik, wenn der Bandit im Schaufenster des Händlers auf der Lauer liegt um die Haushaltskassen unschuldiger Motorradkäufer zu plündern: Niemand stösst sich am Aussehen, mit den Formen des Banditen kann (fast) jeder leben. Die Entscheidung für die hubraumstarke Suzuki fällt sowieso meist aufgrund des Datenblattes und bei dem klappt 2007 potenziellen Käufern schon mal die Kinnlade herunter.

Womit wir beim Wesentlichen wären: 98 PS bei 7500 Umdrehungen und 108 Newtonmeter bei nur 3700 Umdrehungen! Mächtige Werte für leistbare € 10199, ABS gibts gleich dazu. Und in Sachen Vielseitigkeit mischt die Suzuki Bandit 1250S weiterhin ganz vorne in der Hitparade der Motorräder mit. 

   
Sie war schon immer prädestiniert für die grosse Tour und ein treuer Begleiter im Alltag, jetzt darf mit dem strafferen Fahrwerk sogar bei gelegentlichen Einsätzen am Ring heftig eingenietet werden. Klar, für die Rennstrecke gibt es bessere Geräte, aber ein Fahrtechniktraining am Pannoniaring lässt sich mit der Bandit souverän und gar nicht langsam überstehen. Die Werkseinstellung der Telegabel mit 43cm Durchmesser ist ein gelungener Mittelweg zwischen Reisekomfort und Stabilität in allen Lebenslagen. Die Vierkolbenbremszangen vorne beissen auch bei hohen Geschwindigkeiten so gnadenlos in die Doppelscheibe wie Nachbars Lumpi in Briefträger-Wadeln.


Für das ABS verdient Suzuki ein Extra-Plus:
Es funktioniert auch auf welligem Untergrund effizient, löst nicht zu früh oder unkontrolliert aus und ist sportlicher Fahrweise nicht hinderlich.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Bei den Testfahrten mit der Bandit 1250S erlebte ich nur Positives mit einer Ausnahme, und die nervt noch dazu gleich vom ersten Starten an: Die neue Kupplung mit Tellerfedern widersetzte sich meiner mageren linken Hand äusserst hartknäckig. Mag sein, dass ich einfach zu schwach bin und die Suzuki-Kupplung daher nur meine sensiblen Midlife-Crisis-Gefühle schürt. Zu meiner Verteidigung kann ich sagen, dass ich sogar die bekanntermassen hartnäckigen Ducati-Kupplungen ohne Folgeschäden überstanden habe. Für einen längeren Urlaub heisst es für Bandit-Piloten also in Motocross-Manier fleissig Hand und Unterarm trainieren, sonst stehen Schwächlingen wie mir harte und eventuell schmerzvolle Tage bevor. Westenlich leichter lässt sich die Kupplung an der kleineren 650er dosieren, welche ja auch von vielen Frauen pilotiert wird.



Das Getriebe funktioniert dafür vorbildlich, die Gänge rasten exakt ein. Fast so exakt, dass man angesichts der nötigen Handkraft der Versuchung nur schwer widersteht, beim Hinaufschalten aufs Kuppeln gänzlich zu verzichten...

Alles neu beim Motor des grossen Banditen. Auf den ersten Blick vermissen Kenner sofort die protzigen Kühlrippen an den Zylindern. Sie wurden zu Gunsten von geringeren Abgas- und Geräuschemissionen geopfert. Anstelle des luft-/ölgekühlten Triebwerks mit Vergasern sorgen jetzt Wasserkühlung und elektronische Einspritzung dafür, dass auch am zeitlosen Klassiker der Suzuki-Modellpalette der Fortschritt nicht komplett vorüber geht. Die Elektronik erlöst von den primitiven Sorgen der Vergangenheit: Weg ist das Spiel mit dem Choke-Hebel und das Schieberuckeln der Vergaser, solange der Motor nicht warm ist. Sanft und seidig hängt die neue Bandit am Gas, und irgendwie vermisst man die starken Vibrationen des gerippten 1200er-Triebwerks überhaupt nicht. Wobei sanft und seidig vielleicht nicht ganz die richtige Wortwahl ist, denn wenn man den Gashahn nach hinten umlegt, drückt es die Augäpfel ganz ordentlich in die Orbita. Kaum über Standgas presst schon vehementer Schub die mehr als 250kg schwere Fuhre voran, und der Vorwärtsdrang lässt bis zur Höchstdrehzahl von knapp 9000 Umdrehungen kein Bisschen nach. Von 0 auf 1 Kilo in kaum mehr als 3 Sekunden, zirka 10 Sekunden mehr auf Tempo 200: Hinter diesen nackten Zahlen versteckt sich im Praxisbetrieb Fahrspass in Grosshandelsmenge. Keine Rede von Leistungsreduktion zu Gunsten einer sauberen Umwelt, die Bandit 1250S bringt Power und Reinlichkeit unter einen Hut. Bei nasser Fahrbahn lässt sich der Vierzylinder trotzdem ohne Rodeo-Einlagen und kraftstrotzender Herumrutscherei bändigen. So unkompliziert und schön kann die Welt sein.


Der G-Kat sitzt im Sammler, der Auspuff ist grösser und leiser geworden. Die Tonlage des Sounds erfreut dennoch die Ohren, auch wenn sie Passanten jetzt nicht mehr so ungefiltert mit uns gemeinsam geniessen können.

Wer zu Zweit auf der grossen Nackten auf Reise gehen möchte, Vorsicht! Fahrwerk und Motor verkraften zwar die Mehrbelastung spielend, die Sitzposition des Beifahrer ist aber verbesserungswürdig. Nicht die angenehm breite Sitzbank ist das Problem, eher die Fussrastenposition macht lange Haxen schnell müde. Die Rasten sind wegen des grösseren Auspuffs bei der neuen Bandit zu hoch und zu weit hinten montiert, die Beine müssen stark angewinkelt werden. Wie im orthopädischen Sessel sitzt nur der Vordermann. Der Kniewinkel ist gross und entspannt, zusammen mit dem hohen Lenker hätte mir das fast den üblichen, kostenintensiven Besuch beim Chiropraktiker wegen Kreuzschmerzen erspart. Leider ist das Windschild der Bandit weiterhin für mich etwas zu kurz geraten.


Die Suzuki Bandit 1250S bleibt trotz neuem Motor und kleinen Modifikationen weiterhin ein zuverlässiger Begleiter für alle Motorrad-Lebensbereiche. Die Neuerungen rehabilitieren sie nicht nur bei EU und Umweltorganisationen, der Klassiker bringt jetzt sogar noch mehr Schwung und Freude ins Motorradfahrerleben als es die Vorgängermodelle konnten. Und das zu einem echten Kampfpreis.

Interessant ist sicherlich auch das Bandit Sondermodell Holiday Deluxe. Motorrad und ein äusserst umfangreiches Zubehörpaket werden in Österreich statt 12.080 Euro Listenpreis um 9.777 Euro angeboten.

Bandit 1250S am Prüfstand



Leistungs- und Drehmomentkurve:

  • Bandit 1250 blau

  • Bandit 1200 K5/K6 grün

  • Bandit 1200 uralt rot

 


Das Gefühl in den Armen täuschte nicht. Der Motor der Bandit wurde in allen Lebenslagen deutlich kräftiger. In der Praxis ein Wahnsinn: Der lässige Drehmomentverlauf. Übrigens: Eine tolle Eigenschaft hat auch die neue Bandit nicht verlernt. Dem Motor kann mit einer sportlicheren Auspuffanlage ganz locker zusätzliche Power eingehaucht werden. In den nächsten Monaten gibt es hier sicherlich viele Angebote am Markt.

 

Info: Die Suzuki Bandit 1250 bei der 1000PS Roadshow Probefahren

Auch heuer wieder kann man bei den 1000PS Roadshows die Neuheiten der Saison 2007 kostenlos Probe fahren. Mit dabei ist auch die neue Suzuki GSX-R 1000. Insgesamt fast 100 Motorräder stehen bei jedem Termin für euch zur Verfügung. Alle Infos und Termine unter www.1000ps.at/roadshows. Unsere deutschen Gäste müssen wir an dieser Stelle enttäuschen. Die Roadshows gibt es leider nur in Österreich.
 

Technische Daten Suzuki GSF 1250 Bandit

Motor 4-Zylinder Reihenmotor, 4-Takt, 16V, DOHC, Wassergekühlt
Hubraum 1.255 ccm
Bohrung x Hub 79 mm x 64 mm
Leistung 72,0 kW / 98PS bei 7.500 U/min
Drehmoment 108,0 Nm bei 3.700 U/min
Verdichtung 10,5:1
Gemischaufb. Elektronische Einspritzung
Antrieb 6-Gang, Kette
Rahmen Doppelschleife, Stahl
Gabel 43 mm, Vorspannung einstellbar
Federbein Zugstufe sowie Vorspannung einstellbar
Reifen vo. 120/70ZR17
Reifen hi. 180/55ZR17
Bremsen vo. 2 Scheibenbremsen 310 mm, 4-Kolben-Bremssattel
Bremsen hi. 1 Scheibenbremse 240 mm, 2-Kolben-Bremssattel
Länge 2.130 mm
Breite 790 mm
Höhe 1.235 mm
Radstand 1.485 mm
Bodenfreiheit 135 mm
Sitzhöhe Verstellbar: 790/810 mm
Trockengewicht 229 kg (ABS)
Topspeed ca. 230 km/h
Tankinhalt ca. 19 Liter
Preis 10199,- (Österreich)
8590,- (Deutschland)

 

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Bericht vom 07.03.2007 | 68.593 Aufrufe

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