Yamaha WR Test

Blue(s) Brothers on tour. Wir sind ja bekanntlich die schnellsten, so auch beim testen. Darum schnappten wir uns die beiden neuen Yamaha Enduros der Lietz Brothers und flogen mit Ihnen durch die Gegend.

Der erste Test
Nachdem Yamaha seine alte 450er WR in Ruhestand schickte kam im Jänner die neue blaue Waffe für Wald und Wiese in die Verkaufsläden. Leider dürften alle gleich bei den Händlern gelandet sein, denn für die Presse war bis heute keine mehr zu bekommen. So sprang kurzerhand Peter und Robert Lietz als Yamahahändler ein und stellten uns leichtsinnigerweise ihre neuen Yamahas zur Verfügung, welche die beiden jungen Firmenchefs auch selbst kräftig in die Mangel nahmen. Und damit wir auch standesgemäß zu unserer Teststrecke anreisen konnten das passende Transportfahrzeug, den neuen Mazda BT 50 Pick up gleich dazu. Und wenn es passt dann passt es eben, darum strahlte das Wetter Mitte Februar mit uns bei 13°C um die Wette.



Was ist neu?
Einfacher wäre zu sagen was blieb, nämlich außer den Reifen und der Farbe nicht viel! Yamaha stellt als erster Motorradhersteller nun auch die Enduropalette auf Alurahmen um. Ob dies nun ein großer Vorteil ist, darüber läßt sich streiten, fein aussehen tut er auf alle Fälle. Dazu bekamen beide WRs ein neues Plastikkleid. Schaut einfach modern aus und besitzt Gimmicks wie einen schlanken Digitaltacho und LED Rücklicht. Zum Schutz des Motors gibts ab Werk einen Kunststoff Motorschutz. Ebenso neu, eine leichtere Alu Auspuffanlage bei der auch der db Killer leicht abmontiert werden kann ohne dabei lauter zu sein als die Mitbewerber, um eine spürbar bessere Leistungsentfaltung zu erlangen. Wave Bremsscheiben vorne und hinten und Pro Taper Lenker runden das Motorrad perfekt ab. Auch bei den Motoren blieb kaum etwas unberührt. Ölleitungen wurden nach innen verlegt, Änderungen an Vergaser, Nockenwelle, Kolben, Kurbelwelle, Schwungmasse usw., alle Details würden hier einfach den Rahmen sprengen. Wichtig auf alle Fälle das die Kühler bei beiden vergrößert wurden um die thermische Belastung bei Hardcore Einsätzen zu minimieren.



Gentlemen start your engines!
Zeitig in der Früh bei 4°C versuchten wir die beiden Blue Brothers mit dem E-Starter zum Leben zu erwecken. Vergeblich, erst mit Hilfe des Kickstarters konnte es dann losgehen. Kaltstart bei eisigen Temperaturen sind zwar eher selten aber können durchaus vorkommen in Leben einer Durchschnitts Enduro. Da sollte wegen der Bedüsung nochmals nachgefragt werden. Erst einmal warm gefahren blühten die beiden richtig auf und waren ganz in Ihrem Element. Was sofort auffällt ist die komplett neue Ergometrie welche die Yamaha viel schlanker und zierlicher wirken lässt als Ihre Vorfahren. Die Sitzbank-Tank Linie kann als perfekt bezeichnet werden. Das wirkt wie aus einem Guss und man hat immer das Gefühl, dass man perfekt auf dem Motorrad oben sitzt. Völlig neu und ungewohnt ist ist die Sitzhöhe. Kamen die alten Yamahas doch eher den kleineren Fahrern entgegen, so hat sie an Größe gewonnen und auch Piloten über 185 fühlen sich bei ihr zu Hause.



Motor
Die 250er hat Motorseitig vom Fahrgefühl her nochmals zulegen können. Da können sich die Mitbewerber warm anziehen denn der Motor lässt sich auch ohne großen Kupplungsaufwand sehr flott bewegen. Der kleine Fön hat sich schön langsam zu einer ernsten Windböe entwickelt. Beim 450er Motor wurde wieder sehr auf eine fahrbare Leistung geachtet. Wie schon in früheren Test konnte die alte 450er mit Ihrem fast schon Elektromotormässigen Aggregat zwar vom Spaßfaktor nicht überzeugen aber auf der Stoppuhr war der unauffällige Motor fast immer die Nummer eins. Der neue Motor hat doch mehr an Spritzigkeit gewonnen, ohne die positive Kraft optimal auf den Boden zu bringen Charakteristik" zu verlieren. Hierfür ist sicher auch die neue Auspuff verantwortlich. Es gibt sicher 450er Triebwerke die einen mehr die Mundwinkel nach oben ziehen, kaum jedoch einen der so viel Leistung auf den Boden bringt.

Edi Ederer + Crew reissen die neuen WRs gehörig durch den Sand, die Videos sprechen Bände, die WRs mussten vieles erdulden... 

Wer sich das Video auf seinen Computer downloaden möchte, klickt mit der rechten Maustaste auf Yamaha WR Test oder Yamaha WR Onboard und wählt "Ziel speichern unter".

Schnitt: Cimple Moritz 
Videodreh: Cimple Moritz 

 


Getriebe, Kupplung, Bremsen

Beim Getriebe wurden vor allem bei der 250er die letzten 3 Gänge enger abgestuft was Sie einfach kräftiger wirken lässt und vernünftig war. Sonst arbeiten beide Getriebe gut, lediglich der Leerlauf verlangt nach etwas Gefühl in den Tretern. Die Kupplung ist nach wie vor per Seilzug zu aktivieren, ist gut dosierbar, da gibt es aber weit leichtgängigere hydraulische Kupplungen welche Ihr noch besser stehen würden. Bei den Bremsen gibt nichts zu bemängeln, sie tun genau das was von Ihnen in jeder Situation verlangt wird.


Fahrwerk

Sicher ein absolutes Highlight. Die Sache mit der Dämpferei konnten die Yamahas in den letzten Jahren serienmäßig immer schon am besten, und das hat sich auch nicht geändert. Die Gabel schluckt einfach alles weg. Man fährt über 10cm dicke Äste drüber und merkt es kaum, immer warte ich auch einen Schlag, aber es kommt keiner. Ist echt eine Sensation. Das Federbein schmiegt sich ebenfalls an Brems- und Beschleunigungswellen wie keine andere. Beide Federelemente sprechen hervorragend an und sind voll und ganz auf Enduro ausgelegt. Soll heißen, auf harten MX Tracks sicher zu weich, hier bleibt einem nicht erspart Gabel und Dämpfer härter zu drehen. Aber im Wald die absolute Referenz. Unheimliche große Freude am fahren!



Fahreindruck
Beide sind super agil und lassen sich toll um jede Kurve zirkeln ohne dabei hineinzukippen oder zu übersteuern, genau so wollen wir das! Obwohl die Yamahas in Ihrer Wendigkeit glänzen büßen sie nichts beim Gradeauslauf ein. Lenkerpendeln ist Ihnen ein absolutes Fremdwort Sie wirken nicht nur optisch auf dem letzten Strand der Dinge sondern sind auch technisch ganz vorne dabei. Motor und Fahrwerk sind voll und ganz für den Enduroeinsatz abgestimmt und passen Sehr gut zusammen. Da reißt und ruckelt nichts unerwartet, oder gibt mechanische Geräusche von sich, alles in Japanischer Perfektion. Vom Gewicht werden die beiden mit 106/112kg trocken angegeben, wie viel das dann fahrbereit ist konnten wir leider nicht überprüfen. Vom Gefühl her werden die beiden etwas im Mittelfeld liegen.

450er im Geröllfeld KO!
Leider mussten wir die große Yamaha vorzeitig abstellen. Gott sei Dank war nicht ich es den die Schuld trifft sondern Chef of Lietz, Roberto himself, der seine eigene Yamaha mit dem Wasserpumpenrad gegen einen Stein warf und plötzlich ohne Kühlflüssigkeit da stand. Also liebe Yamaha Entwickler zieht doch bitte euren hübschen Motorschutz noch 3cm weiter hinauf damit dieser dann so richtig seine Arbeit verrichten kann.



450 gegen 250
Eine unfaire Angelegenheit? Nein! Es kommt ganz darauf an. Im wesentlichen auf den Fahrer. Denn je nach Begebenheit spielten die beiden Ihre Trümpfe aus. Die 250er ist in Sachen Wendigkeit und Handlichkeit eine Wucht ohne auch nur den Funken von Unruhe auf schnellen Passagen einzubüßen. Denkt man an einen Spurwechsel ist er auch schon geschehen. Mit Ihr macht es Spaß zu spielen und schenkt einen ein riesiges Vertrauen. Die 450er dagegen hat eben den nötigen Punch um sich in jeder noch so verzwickten Lage mit fast jedem Gang erhobenen Hauptes als Sieger vom Feld zu gehen. Dadurch wird natürlich auch der Fahrer mehr gefordert. Obwohl sie Yamaha typisch mild zu fahren ist, kommt schon mal manche Kurve ungewollt schnell daher. Und wenn die Kraft nachlässt verzeiht sie Fehler nicht so einfach wie die kleine Schwester. Von außen sind die beiden fast nicht zu unterscheiden und auch vom Speed her werden wir heuer auf den Strecken so manches Blaues Wunder erleben!

WR 450 F
  • + tolles Fahrwerk, Handling
  • + weicher, einfach zu fahrender Motor
  • + Optik und Alurahmen
  • - Kaltstart
  • - etwas zu kleiner Motorschutz
  • - hoher Listenpreis
WR 250 F
  • + tolles Fahrwerk, sehr wendig
  • + sehr kräftiger und spritziger Motor
  • + Optik und Alurahmen
  • - Kaltstart
  • - etwas zu kleiner Motorschutz
  • - hoher Listenpreis
Preis
offizielle Listenpreise 9.795/ 9.295,- bzw. akt. Aktionspreise 8.995,-/8.495,-


Technische Daten Yamaha WR 250 F und WR 450 F

Bauart1-Zylinder-4-Takt-Motor, 5 Ventile aus Titan
KühlsystemFlüssigkeit
Hubraum (cm³)250 / 449 ccm
Bohrung x Hub (mm)77 x 53.6 mm / 95.0 x 63.4 mm
Verdichtung12.5 : 1
Leistung kW28,5 kW (38,7 PS) @ 10.500 U/min (Wettbewerbsversion)
38,6 kW (52,5 PS) @ 9.000 U/min (Wettbewerbsversion)
Drehmoment26 Nm @ 9.000 U/min
49 Nm bei 7.500 U/min
SchmierungTrockensumpf
GemischaufbereitungKEIHIN FCR-MX37/1  /  KEIHIN FCR-MX39/1
KupplungMehrscheiben-Ölbadkupplung
StarterElektro und Kick
Getriebe5-Gang
SekundärantriebKette
Tank/dav. Reserve (L)8/1,2
RahmenSemi-Doppelrahmen mit integriertem Öltank
Federung vorneUpside-Down Telegabel
Federweg vorne (mm)300
Federung hintenZentralfederbein
Federweg hinten (mm)310 / 305
Bremsanlage vorne1 Scheibe, Ø 224mm / 1 Scheibe, Ø 250 mm
Bremsanlage hinten1 Scheibe, Ø 219.8 mm / 1 Scheibe, Ø 245 mm
Reifen vorne90/90-21 54R
Reifen hinten130/90-18 69R
Nachlauf (mm)114 / 116
Länge (mm)2180 / 2190
Breite (mm)825
Höhe (mm)1300
Sitzhöhe (mm)990
Radstand (mm)1480 / 1485
Bodenfreiheit (mm)370
Gewicht (kg trocken o. Füllung)106 / 112,5
Lenkkopfwinkel in °26,6 / 27


Mazda BT 50
Wie schon Eingangs erwähnt wurden die beiden Yamahas Aufreisstechnisch mit einem neuen Mazda BT 50 Pick up angeliefert. Es geht halt einfach nix über die Anreise zu einer Offroadstrecke mit einem echten Offroader und auf der Ladefläche protzen 2 neue Bikes. Das ist so der feuchte Traum eines jeden MX und Endurobesessenen und erinnert stark an die Amis, welche eben genau so zu Ihren Spielplätzen fahren. Eines sollte gleich mal festgehalten werden, der BT 50 ist kein Großstadt SUV welcher zur Imageaufpolierung mit etwas mehr Bodenfreiheit daher kommt. Der Mazda ist ein echter Geländewagen und keine Modeerscheinung. Außen eben ein richtiger Kerl, bekam er innen ein stylisches modernes Cockpit mit vielen kleinen aber feinen Sachen wie dem ausziehbaren Tischlein im Armaturenbrett für die kleine Jause zwischendurch. Kabinen gibt es in 3 verschiedenen Längen: kurz, mittel und lang. Wobei mir die mittlere Größe, auch Rap Cap genannt, mit den gegengleich angeschlagenen Türen am besten gefällt. Motorseitig reißt der 2,5lt Tubodiesel mit 143PS die Gänge schön durch und ladet richtig zum heizen ein. Innen ist er kein Rauhbein sondern verwöhnt mit Komfort. Um den Auftritt perfekt zu machen wären jetzt noch 20"er Chromfelgen und ein anständiger Rammbügel und vielleicht noch ein kleiner Chip damit alle Bedenken ein für alle mal vom Tisch sind ein Hammer, dann lebt man seinen Traum!

Robert Lietz hat nach erfolgreicher Motorradschrottung den BT 50 gleich mal anständig durch den Fluss getrieben. Erinnerte mich ganz stark an meine Bonanza Zeit vorm Fernseher als Big John die Rinder durch Fluss trieb, nur das Big Robert auf 143 Pferden gleichzeitig saß und hinten nochmals gut 90 Pferde zum spielen mit dabei hatte, ganz großes Kino im 1:1 Format! Der Mazda erweckte ein ganz starkes "Will ich haben Gefühl" in mir!



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Bericht vom 03.03.2007 | 32.973 Aufrufe

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