BMW G 650 X

Eine fürs Gelände, eine für die Strasse und eine für beides. Test der neuen hre BMW Modelle.

BMW Logo

Drei Modelle auf einen Streich. BMW belebt die Einzylinder-Szene. Sehr belebt wurden auch die Journalisten Duelle bei der Präsentation. Schotter und Gatsch boten dafür eine perfekte Spielwiese.

G 650 X Einschulung

  • XChallenge: Die  neue Hard-Enduro von BMW. Trotz der Bezeichnung Hard-Enduro eine äußerst Alltagstaugliche aber trotzdem reichlich sportliche Einzylinderenduro.

  • XCountry: Scrambler aus München. Das Bike fürs Wandern auf Asphalt oder im Gelände.

  • XMoto: Landläufig würde man dieses Motorrad als Supermoto bezeichnen, BMW nennt es Streetmoto.

Der Motor:

Endlich wieder echter Fortschritt in der Welt der Einzylinder. Die Japaner stehen in diesem Bereich ja extrem auf der Bremse und versuchen uns seit Jahren alte Motoren in frischen Verpackungen unterzujubeln. Nur die europäischen Hersteller bringen hier wie BMW Innovationen. Der Rotax Motor basiert auf dem bekannten F 650 GS Aggregat. In der neuen Ausbaustufe wird der Motor Einzylinderfreunden noch mehr ans Herz wachsen. Denn die Vorteile des Motorenkonzepts werden voll ausgespielt, die Nachteile konnten jedoch ausgemerzt werden. Klarerweise bietet der Motor satten Antritt aus dem Drehzahlkeller. Der Motor schiebt forscher an, als man es einer BMW zutrauen würde. Das Zusammenspiel zwischen Gasgriff und Motor funktioniert nun wesentlich direkter. Alle 3 Modelle marschieren wie es sich für sportliche Einzylinder gehört in den ersten beiden Gängen problemlos aufs Hinterrad. Der Motor wird zwar niemals aggressiv, gibt sich aber deutlich ernster als das Vorgängermodell.

Aber auch Einzylinderfreunde, welche auf Wheelies und Leistung nicht übermäßigen Wert legen, kommen auf ihre Kosten. Denn einzylindertypische Schwächen wie starke Lastwechselreaktionen, starkes Ruckeln an der Kette im Drehzahlkeller oder schlampiges Startverhalten wurden mit der gelungenen Abstimmung der Einspritzeinheit beseitigt. Nostalgische Vergaserfreunde werden bei diesem Motor sicher schwach und entdecken hier ihre Liebe zur Elektronik.

Das echte Kunststück bei der Entwicklung war die angestrebte Leistung mit den Euro 3 Abgasnormen in Einklang zu bringen. BMW geht wie immer den geraden Weg und bringt die G 650 X mit der offen eingetragenen Leistungen ohne Tricks und Umwege. Also 53 PS im Typenschein und 53 PS auch an der Kurbelwelle.
 

BMW G 650 X Video

Seht selbst wo die G 650 X Modelle überall rauf und runter kommen. Alle 3 Bikes im Bild. NastyNils montiert die 1000PS Cam diesmal am Helm. Lieblingsgegner unter den Journalisten war wie immer Jeff Assna vom Reitwagen. Dieser winkte aber leider nicht nur über den Rückspiegel in die 1000PS Cam.

Wer sich das Video auf seinen Computer downloaden möchte, klickt mit der rechten Maustaste hier und wählt "Ziel speichern unter".

Außerdem hier ein Extra-Video vom Duell mit Jeff Assna. Ich möchte ja nix verpfeifen: Man sieht darauf aber auch ganz genau, wer mit den Gehässigkeiten beginnt!

Schnitt: Cimple Moritz
Videodreh: NastyNils
Vertonung: Putz & Stingl 

Die G 650 XChallenge in Fahrt


Jetzt oder nie!

BMW bringt die G 650 X genau zum richtigen Zeitpunkt. Der einzig echte Gegner, die KTM LC4, steht in der Saison 2007 nur als Supermoto zur Verfügung. Andere Gegner braucht man mit der XChallenge nicht zu fürchten. Die Kombination von folgenden 3 Parametern bringt zur Zeit kein anderer Hersteller auf die Reihe:

  1. 10.000 km Wartungsintervalle

  2. 53 PS! An der Kurbelwelle wie auch im Typenschein

  3. Volle Geländetauglichkeit

Der lässige Motor passt perfekt in diese Enduro und auch beim Fahrwerk muss man trotz Baukastensystem keine Kompromisse eingehen.

Gute Balance am Bike

Was die BMW-Entwickler besonders gut hinkriegen ist eine sehr angenehme Stehposition am Bike. Die G 650 XChallenge fährt man im Gelände auch als Laie ganz leicht und vollautomatisch im Stehen. Selbst bei langen Touren fühlt man sich noch wohl in den Rasten und hat das Bike so immer super im Griff. Der Lenker ist schon serienmäßig deutlich höher montiert als bei anderen Enduros und die obligatorische Lenkererhöhung fällt somit flach. Ein guter Stand am Bike ist aber auch absolut erforderlich. Lange Geländetouren im Sattel sind nicht nur fahrtechnisch sondern auch fleischtechnisch nicht besonders empfehlenswert. Hier macht BMW keinen Kompromiss sondern montiert eine brettharte Sitzbank. Sportliche Piloten werden sich darüber freuen, verwöhnte GS Fahrer werden nach der ersten Ausfahrt aber bestimmt am Bauch schlafen.

Luftfederbein hinten

Wie schon bei der HP2 verrichtet auch bei der XChallenge ein Luftfederbein die Dämpfungsarbeit. Und wie bei der HP2 hat auch die XChallenge eine großartige Balance in jeder Lebenslage. Bei langsamen Sektionen kann man zielsicher wie mit einer Trail-Mopette durchs Gehölz zirkeln in schnellen Passagen freut man sich über erstaunliche Traktion am Hinterrad. Mit der Xchallenge machen nicht nur die schnellen Passagen mit viel Action Spaß, sondern man kann sich damit auch auf einigen Quadratmetern Gelände mit Schrittgeschwindigkeit austoben.

Die makellose Kupplung hilft hier natürlich mit, die ernsten Fußrasten bieten den nötigen Halt. Genauso ernst meint es BMW aber auch bei der Vordergabel. Zug- und Druckstufe sind erstmals bei einer BMW voll einstellbar.

Bei flotteren Ausfahrten auf der Strasse freut man sich über die vollwertige Bremserei mit einer 300er Bremsscheibe vorne. Bei sportlichen Enduros oft ein Nadelöhr auf der Strasse, ist man hier absolut auf der sicheren Seite.

Wie ernst meint es BMW?

Stollenreifen braucht man bei der XChallenge nicht bloß zur Zierde montieren. Im Gelände macht die BMW wirklich alles mit. Klar sind Wettbewerbsenduros deutlich leichter und in kniffligen Passagen leichter zu manövrieren. Doch wer keine Rennen fährt, sondern einfach lässige Ausflüge ins Gemüse macht, braucht nirgends umzudrehen. Bei steilen Auffahrten baut die BMW mit dem sauber abgestimmten Motor und der guten Balance sehr viel Traktion auf. Paradeparcours ist aber natürlich die klassische Schotterpiste. Hier überzeugt die BMW vor allem mit Gelassenheit bei Längsrillen. An die Grenzen kommt man dann, wenn man zerren und leiden muss. Denn liegt die BMW erst mal im Geröll, kann auch das Luftfederbein keine Wunder wirken und die Kilos müssen bewegt werden.

Einzylinder aber nicht billig!

In Sachen Preis markiert die BMW derzeit das obere Ende der Einzylinder-Fahnenstange. Wer Abstriche in Kauf nehmen kann, findet also sicherlich günstigere Produkte aus Japan. Wer genau so etwas haben möchte, findet es zur Zeit nur bei BMW.

Günstig ist die BMW G 650 X also nicht, doch sie macht auch einen sehr hochwertigen Eindruck. BMW geht bei den Plastics einen eigenen Weg und legt hier viel Wert auf einen gediegenen Auftritt. Die Plastics sind lackiert und das Bike steht somit frisch geputzt wesentlich edler da, als ein mit Pickerl beklebter Gatschhupfer. Doch kein Vorteil ohne Nachteil. Kleine Hoppalas im Gelände schmerzen mit diesen feschen Teilen noch mehr als bei robusten Standardplastics.

Insgesamt ist die BMW ein hervorragendes Bike, wird aber trotzdem keine Massenware wie es die F 650 GS einmal war. Dafür ist die Zielgruppe für dieses Bike einfach zu klein. BMW Neulinge werden ein Problem mit dem Preis haben, treue BMW Kunden ein Problem mit dem sportlichen Charakter bei etwas zu wenig Komfort im Sattel. Einzylinderfreunde, welche aber schon immer eine sportliche Enduro mit voller Alltagstauglichkeit gesucht haben und vom Finanzminister volle Handlungsfreiheit haben liegen damit mit der XChallenge genau richtig.

 

Die G 650 XMoto in Fahrt


Der Ritt am Lenkkopf

Die ersten Kurven waren eine Überraschung. Auch bei der XMoto geht BMW neue Wege. Die Sitzposition ist direkter und angriffslustiger als je zuvor. Man hat beinahe das Gefühl, direkt am Lenkkopf zu sitzen. Durch die geniale Konstruktion vom Tank unter der Sitzbank fällt die XMoto im Schritt sehr schlank aus. Dadurch kann das Motorrad auch von Menschen gefahren werden, welche auf den ersten Blick Ehrfurcht vor der Sitzhöhe haben und lässt sich wunderbar mit den Knien umschließen und dirigieren. Die Sache mit dem Tank unterm Sitz macht bei allen 3 Modellen absolut Sinn und entfaltet in jedem Bike andere Vorteile. Das Motorrad fühlt sich einfach um einige Kilo leichter an, wenn man die Knie eng zueinander bringt und mit dem Hintern schnell die Seite wechseln kann.

In Sachen Fahrwerk schwimmt BMW diesmal ausnahmsweise mit dem Strom. Also kein Luftfederbein hinten und vorne eine konventionelle Telegabel. Das Bike ist sportlich genug abgestimmt verschreckt aber auch jene Pilote nicht, denen bisherige Supermotos immer ein wenig zu quirlig waren.

Die Bremse:

Die modulare Bauweise bei den G-650 Modellen hatte für den Kostenrechner sicherlich einige Vorteile und hat in Wahrheit die Neuentwicklung erst möglich gemacht. Doch der Kunde muss da oder dort kleine Abstriche machen damit das Konzept auch aufgeht. In Sachen Funktion gibt es bei der Bremse nichts zu meckern. Bei der XMoto ist vorne eine 320er Scheibe montiert, welche mit einer feinen Brembo-Anlage hervorragend zusammenarbeitet. In Sachen Optik sind wir jedoch in der Vergangenheit von sämtlichen Herstellern sehr verwöhnt worden. Bremssättel werden zierlich und elegant radial mit den Gabelfüßen verschraubt. Die XMoto Bremse ist jedoch mit einem Adapter an der Gabel befestigt und passt nicht ganz ins Bild der sonst so durchgängig und hochwertig gestalteten BMW.

Der Komfort:

Auch wenn es Spaß machen würde, am Stilfserjoch wird die G650 XMoto vermutlich selten zu sehen sein. Denn dafür wird die Anreise mit der sportlichen Sitzbank etwas zu intensiv. Die XMoto ist ein flinkes Motorrad welches vor allem in der Stadt und auf Kurztripps viel Freude bereitet. Das treue Tourenklientel von BMW wird sicherlich nicht bedient. Im Vergleich zu Mitbewerbern am Einzylindermarkt punktet die BMW mit einem angenehmen Niveau von Geräuschen und Vibrationen. Kein Scheppern, kein Ruckeln und vor allem auch bei hohen Drehzahlen kein Gefühl der völligen Aufopferung. BMW macht mit der XMoto auch den sportlichen Einzylinder saloonfähig. Man muss also kein Technikfreak mit Passion für Einzylinder-"Charakter" mehr sein, um damit Freude zu haben.

Die Optik:

Trotz der modularen Bauweise wirkt die XMoto eigenständig und auch etwas edler als die beiden anderen Bikes. Im hochgestellten Heck kommt die hochwertige Schwinge richtig zur Geltung. Sehr gut ins Bild passen auch die coolen 17" Felgen und die fein lackierten Plastikteile begeistern natürlich mehr als die Enduroplastics welche üblicherweise in der Supermoto-Klasse montiert werden.

In Sachen Preis / Leistung haben Einzylindermotorräder in den letzten Jahren schwer an Attraktivität eingebüsst. Japanische Nakedbikes mit 100PS und cooler Optik legen hier die Latte zu hoch und selbst die günstigsten Modelle unter den Einzylindern stehen hier auf verlorenen Posten. BMW versucht erst gar nicht die XMoto als den klassischen günstigen Einzylinder für die tägliche Fahrt in die Arbeit zu positionieren. Das Bike spricht jene Motorradfahrer an, welche zwar auf leichte und wendige Bikes stehen, aber denen bisherige Gatschhupfer mit 17" Felgen einfach zu grindig waren.

Für Poser die wichtigsten Informationen zum Schluss. All der Leichtsinn welche in der jugendlichen Phase bis 50 so Spaß macht, gelingt mit der BMW G 650 XMoto wunderbar. Wheelys (siehe Video), Stoppies (siehe Fotos in anderen Motorradzeitschriften, Nils ist zu feig dafür) und Burnouts (siehe Foto)  sind auch für Anfänger recht schnell zu bewerkstelligen. Nicht fehlen darf da natürlich der angeblich vom Verkaufsstart weg verfügbare Akrapovic Auspuff aus dem BMW Zubehörprogramm. Selbstverständlich mit ABE und selbstverständlich auch mit mehr Leistung, satterem Sound und himmlischer Optik. Auf keinen Fall auslassen!

 
 

Die G 650 XCountry in Fahrt


Die uncoolste im Trio

Die Drei neuen BMW Modelle standen vor mir und ich strafte die XCountry zuerst mit Ignoranz. Denn neben einer cool gestalteten XMoto und einer grobstolligen XChallenge liegt die XCountry ziemlich farblos in der Mitte. Doch die erste Probefahrt veränderte meine Ansichten. Auf der Sitzbank der XCountry fühlt man sich gleich wieder wie auf einer echten  BMW. Die Sitzposition ist komfortabler und die Sitzbank selbst ebenso. Man sitzt zwar nicht mehr als Dirigent quasi am Steuerkopf, kann das Fahrzeug aber trotzdem noch sehr agil bewegen. Die Xcountry ist das unterschätze Universaltalent in der Runde. Auf der Strasse nur geringfügig langsamer als die XMoto, dafür mit deutlich mehr Komfort. Und auch im Gelände fährt die XCountry Schotterpisten und Auffahrten ohne weiteres mit. Begrenzt wird das Einsatzgebiet in Wahrheit hier durch die Wahl der Reifen.

Die universellste im Trio

Realistisch betrachtet, traue ich der XCountry trotz des unspektakulären Auftrittes die größten Verkaufschancen in der Runde zu. Erst einmal schränkt die niedrigere Sitzhöhe die Gruppe der Interessenten wesentlich weniger ein, als bei den beiden cooleren Varianten. Beim Einsatzzweck deckt die XCountry sehr viele Bedürfnisse ab. Ein Kauftipp ist die XCountry auf alle Fälle für alle Großstadtfahrer. Sehr wendig aber niemals nervös steht man damit sicherlich gleich neben den Rollern in der ersten Reihe an der Ampel. Kleine oder größere Hindernisse im Großstadtdschungel kann man mit der leicht geländegängigen Maschine sehr unkompliziert überwinden. Tiefe Kanaldeckel, Kopfsteinpflaster oder Strassenbahnschienen locken weder Fahrwerk noch Reifen aus der Reserve.

Nix zum Angeben

Bei der Fahrt ins Wochenende zieht man mit der XCountry zwar keine sensationssüchtigen Blicke auf sich, erfreut sich aber über die wohl unkomplizierteste Art ein Motorrad zu bewegen. Der Lenker hat genau die richtige Breite, der Motor genau die richtige Abstimmung und im Sattel hat man genau die richtige Sitzposition. Ich möchte männlichen Interessenten nicht zu nahe treten, doch aufgrund der zurückhaltenden Optik und der soliden Qualitäten wird die XCountry sicherlich sehr viele Frauen ansprechen.

Die profilierten Reifen sind übrigens kein Gag. Federwege und Fahrwerk spielen auch bei Ausfahrten ins Gelände mit. Endurofreunde, welche für echte Enduros zu klein sind, könnten hier ein Alternative finden.

 

   

REITWAGEN Tipp: Die G 650 X Modelle im Heft

Nachbarschaftliche Beziehungen zwischen Österreich und der Schweiz. Im Duell zeigt sich der schweizer Supermoto-Hero gnädig und dämpft Jeff Assna nicht aus. Bei der XChallenge sucht Jeff nach dem Potential der BMW für den Erzberg. Eine Attacke ergibt einige interessante Erkenntnisse: BMW rüstet für den Angriff. Die Indizien in der März Ausgabe vom Reitwagen.
   

 

   

BMW G 650 X Bericht:

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Bericht vom 21.02.2007 | 43.321 Aufrufe

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