KTM Enduro Vergleich

KTM 300 EXC-E vs. 525 EXC Racing. Zweitakt Gekreische gegen brutale Viertakt Power.

KTM 300 EXC vs. 525 EXC Racing



KTM's Big Bikes in der Offroad Sparte stehen da wie ein Fels in der Brandung an der sich die Konkurrenz die Zähne ausbeißt. Ich wollte es wissen: Was macht den Reiz der großen Bikes aus? Macht der Hubraum einen Knighter aus uns Normalos oder ist es einfach die Leistungsreserve und Gewissheit der Überlegenheit die uns das rationelle Denken beim Kauf eines solchen Bikes ausklinken lässt?
Hubraumfetisch
Hubraum kann bekanntlich ja durch nichts ersetzt werden. Und wenn man dann vor der Kaufentscheidung steht, agiert man oft nach dem Motto: im Zweifel für mehr Kubik. Das ist wie bei einem überdimensionierten Selbstbedienungsbuffet, lieber zu viel als zu wenig auf den Teller! Warum dies aber durchaus keine schlechte Entscheidung ist, wurde mir im Test der beiden klar.
Revolution am 2 Takt Markt
KTM gibt nicht auf und setzt gleich noch einen drauf. Nachdem alle Japaner den Rückzug im 2-Taktsegment bekannt gaben, stärkt dies KTM in ihrer Ideologie und die Mattighofener pflanzen der 300er wahlweise einen E-Starter ein. Da gibt es wieder ein Raunen in der Offroadliga wie es schon vor etwa 7 Jahren zu hören war, als alle 4-Takter mit dem Knopferl ausgestattet wurden. Und genau wie damals werden früher oder später alle davon überzeugt sein, dass die Vorteile den Nachteilen bei weitem überwiegen.

Der Test

Aufgrund des genialen Herbstwetters entschieden wir uns im Enduro Herzen von Österreich in Lunz, genauer gesagt beim Gerhard (Haki) Lechner, ja da wo das legendäre Winter- und Sommerenduro stattfindet, den beiden Bikes auf den Zahn zu fühlen. Dabei wurden aber nicht halbherzig ein paar Schotterstraßen abgefahren, nein, dies war ein Test wie er nicht alle Tage vorkommt. Pausen wurden nur dann gemacht wenn Motorräder und Fahrer kochten. Von Hillclimbing bis Bachbetten und Sonderprüfungen wurde an mehreren Tagen richtig Gas gegeben.

Erster Eindruck

Die beiden Orangen stehen in der heurigen Saison da wie echte Werksraketen. Das Design spricht für sich, die Wave Bremsscheiben, die schwarzen Excel Felgen die Hochwertigen Lenker, der digitale orange Tacho, eigentlich alles was unser Enduroherz höher schlagen lässt.
Bei der 525er wurde Modellpflege betrieben, keine gravierenden Veränderungen, aber Details die sich bezahlt machen. Großer Wert wurde auf die Dämpfung und den Motor gelegt.
Der 300er wurde ein Elektro Starter spendiert der jetzt unter einer Kunststoffabdeckung an der linken Seite angebracht ist. Ein neuer Tank mit dem genialen
Tankverschluss (mit Viertelumdrehung zum Öffnen und Schließen) welcher schon an den Motocrossmodellen zum Einsatz kommt wurde ebenfalls verbaut.
Die Motorcharaketeristik blieb weitgehend unverändert, die Dämpfung wurde überarbeitet.




Gentlemen start your engine!


Ein kurzer Druck auf den roten Knopf und beide laufen, selbst bei Außentemperaturen von minus 2°.

525 EXC: Der Motor der großen aus Mattighofen ist richtig zahm geworden. Nichts mehr da von den wilden Ritten der ersten 520er Modellen.
Er lässt sich fein und seidenweich dosieren, setzt Drehmomentstark ein, ohne dabei aggressiv zu wirken. Klar wenn man voll am Gas bleibt zieht es einen nach wie vor die Arme lang aber man merkt, dass da einige an PS unter einem arbeiten. Alles in allem, für die Kubik die der Motor besitzt, sehr rund und berechenbar, ideal für den Enduroeinsatz. Kurz gesagt: sanfter Riese.

300 EXC-E: Gleich eines vorweg, der 300er Motor ist nicht zu fahren wie ein herkömmlicher 2 Takter. Aber auch nicht wie ein 4 Takter. Die 300er spielt in einer eigenen Liega. Überspitzt gesagt könnte man den Gasanschlag bei Halbgas montieren und 99% aller Fahrer würden trotzdem gleich schnell unterwegs sein.
Der große 2 Takter hat ein enormes Drehmoment im Drehzahlkeller, vom Gefühl her sogar mehr als die 525er, hält bis Halbgas an und dann kommt der Tritt in den Hintern. Da stellt der 300er Motor seine ganzen Pferde zur Schau und überfordert gleich mal den Piloten.
Bleibt man im unteren Drehzahlberich ist der Motor eine wahre Offenbarung. So weich nimmt er das Gas an und baut Traktion auf, wie man sie nur von 250er 4 Taktern gewohnt ist. Man kann die 300er so unendlich nudeln, ist aber mit dem Fahrstil unheimlich schnell und relaxed unterwegs.
Geübtere Piloten haben sich gleich mal auf den eigenwilligen Charakteristik eingestellt, Anfänger brauchen da etwas, bis sie ins Gefühl bekommen, wie man mit der großen 2 Takter umzugehen hat.

Fahreindruck

So ähnlich sich die beiden von Leistung und Aussehen her sind, so unterschiedlich fühlen sie sich beim fahren an. Die 525er liegt satt und bügelt relativ viel weg. Sie ist angesichts ihrer große Leistung sehr berechenbar und einfach zu fahren. Ebenso ist sie sehr wendig für ein Motorrad ihres Kalibers. Was ihr hingegen weniger liegt sind Hardcorepassagen. Sie ist einfach fast 10 kg schwerer als die 300er und das ist im schweren Gelände nicht gerade ein Vorteil. Einmal in einer Spurrille gefangen fällt es schwer wieder rauszukommen, die 300er dagegen spielt hier ihre Vorteile voll aus. Denkt man nur daran aus der Spurrille auszubrechen, ist man auch schon draußen. Je schwerer das Gelände desto mehr liegt der 2-Takter vorne. Selbst bei leicht gefrorenem Boden baut die 300er vom Stand weg eine enorme Traktion auf und klettert wie eine Gämse. Diese flinken Attribute büßt sie auf schnellen Passagen wiederum ein. Da kommt man schon mal ins Schwitzen. Der PDS Dämpfer kommt bei forscher Gangart schon mal an seine Grenzen. Bei groben Steinpassagen im 3. Gang braucht man schon mal links und rechts einen Meter Spielraum. Im Fahrbetrieb glaubt man die 300er hat das halbe Gewicht gegenüber der 525er.

Diesen Eindruck gewinnt man vor allem durch die relativ hohe Motorbremswirkung der 525er. Es sind die rotierenden Massen, in so einem Motor die solch einen Fahreindruck verstärken und die sind nun mal bei der 525er erheblich höher.
Die 2-Takter ist sicher das Motorrad, das einen als Fahrer mehr fordert, man erhält dafür aber eine sehr präzise und fast unverwüstliche Waffe.



Fahrwerk, Bremsen, Kupplung

Wie schon beim Fahreindruck unterstrichen liegt die 525er gegenüber der 300er bei schneller Gangart ruhiger. Die Gabel arbeitet bei beiden gut, sie ist unserer Meinung nach die beste, vor allem beim Ansprechverhalten, die je in einer KTM Enduro verbaut wurde. Vom Dämpfer würden wir uns noch eine etwas größere Einstellbandbreite wünschen.
Die Bremsen sind absolut makellos.
Die Kupplung der 525er ist so wie wir es gewohnt sind. Bei der 300er hingegen waren wir schwer begeistert. So leichtgängig wie keine andere verwöhnt sie den Fahrer und lässt sich trotzdem perfekt dosieren.



Fazit

Eine klare Antwort auf die Frage welche ist die Bessere, gibt es nicht. Es kommt sehr darauf an wo man mit den beiden unterwegs ist. Im schweren Gelände hat die 300er klar die Nase vorn. Sobald es weitläufig und schnell wird ist die 525er dick da.
Einfacher zu fahren ist die große Viertakter, mit Ihr kann man schon mal schlampig herumeiern. Die 300er dagegen verlangt nach etwas mehr Aufmerksamkeit, belohnt dies aber mit Top Zeiten wenn es darauf ankommt. Mit dem E-Starter steht die 300er wieder frischer da im Kampf gegen die 4-Takter. KTM schaffte es die beiden Konzepte gleichauf erscheinen zu lassen, die Wahl des Motorrades ist Geschmacksache.


525 EXC

+ gut dosierbarer Motor
+ schlanke Linie
+ wendig
+ Spurtreu
- Gewicht
- Motorbremse



300 EXC-E

+ günstiger Anschaffungspreis u. Wartungskosten
+ toller Enduromotor
+ Gewicht
+ agil zu fahren
+ leichtgängige Kupplung
- nervöses Heck
http://www.ktm.at
Autor

Bericht vom 04.01.2007 | 17.522 Aufrufe

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