Metzeler Sportec M3

Noch mehr Grip? Der Sportec M1 hat einen würdigen Nachfolger. Erste Ausfahrt von NastyNils.

Der Metzeler Sportec M1 war unter den Andrückern auf den Strassen Österreichs und Deutschlands ein beliebter Reifen. Auch im 1000PS Forum habe ich oft viel Gutes über den Reifen gelesen. Scheinbar machten die Metzeler Techniker einen guten Job. Das Metzeler Marketing war scheinbar nicht ganz zufrieden und wollte den guten Reifen noch besser machen. So dürfen wir uns in der Saison 2006 über einen neuen sportlichen Strassenreifen freuen. Den Metzeler Sportec M3.

   

Universalreifen für Andrücker

Präsentiert wurde der neue Reifen im sonnigen Sizilien. Sowohl auf der Rennstrecke als auch auf der Strasse konnten verschiedenste Testeisen ordentlich ausgewunden werden. Potentielle Kunden für den neuen Reifen gibt es genug. Egal ob 1000er oder 600er Supersportler, Sporttourer oder Naked Bike, der neue Reifen passt zu jedem Motorrad, welches man sportlich bewegen möchte. Aber wie auch beim M1 werden auch beim M3 eher die Henker im Winkelwerk zu den Kunden zählen. Der Reifen macht vor allem Performance orientierte Piloten glücklich. Meine Eindrücke bei der Präsentation waren durchwegs positiv.

   

Grip: Quantität und Qualität stimmt

Wann immer ich mit scharfen 1000ern die Rennstrecke betrete, tue ich dies nach wie vor mit einer gehörigen Portion Respekt. Vor allem dann, wenn keine Slicks, sondern Strassenreifen wie der Sportec M3 montiert sind. Noch mehr Respekt habe ich, wenn mit einem Satz Reifen den ganzen Vormittag lang Feuer auf der Rennstrecke gegeben wird. Doch der Respekt weicht dann schnell dem Übermut, wenn bekannte Figuren wie Martin Wiesner oder Zonko hinter der nächsten Kurve auftauchen. Der Grip am M3 lässt absolut keine Wünsche offen. Vorne wie hinten haben mich die Reifen nicht im Stich gelassen. Es wurde spät gebremst, hart eingelenkt, an den Curbs Feuer gegeben und mit jeder Runde öffnete ich den Gashahn früher. Das alles würde beim heutigen Stand der Reifentechnik noch keine Sensation bedeuten.

Doch als ich sah mit welch geringem Aufwand die Metzeler Techniker die Motorräder betreuten, erkannte ich den wahren Fortschritt. Die Reifenmontiermaschine stand meistens still und an den gut 2 dutzend Motorrädern wurde niemals am Fahrwerk geschraubt. Dicke Henker, dünne Schwitzer und irre Racer reichten die GSX-Rs, Tuonos, ZXRs und CBRs nach der Reihe durch. Zeit für Wartung gab es keine. Typisch italienisch griff jeder Journalist einfach zum nächsten freien Eisen und hab unkoordiniert Feuer. Durch Konkurrenzdruck verschiedener Lieblingsgegner getrieben, musste ich einmal 25 Runden Nonstop im Sattel der Tuono schwitzen. Man kann sagen: Beim Grip passt Qualität und Quantität.

Sehr handlich - kein Aufstellmoment

Die neue Strecke in Sizilien hat ein echt extrem vielfältiges Streckenlayout. Es gab schnelle Wechselkurven, Bergauf- und Bergabkehren und auch eine knifflige Zielgerade mit einem "Vorschlaghammer ins Kreuz fahrenden" Buckel in der Mitte. Besonders interessant war aber jene Kurvenkombination, bei der eine leichte Rechts von einer starken Rechts finalisiert wurde. Die gesamte Bremsvorgang geschieht hier in Schräglage und der Vorderreifen fühlte sich pudelwohl in dieser Situation. Ohne viel Kraftaufwand konnte man auch bei deftig gezogener Bremse das Eisen in die nächste Kurve legen. Praktisch kein Aufstellmoment.

Wetgrip wichtig

Leider, oder zum Glück mussten wir uns nicht mit nassen Flecken ärgern. Doch das  "Es wurde alles besser Chart" versprach auch sehr gutem Grip im Nassen. Dem Chart und auch dem Marketing-Guru hätte ich hier natürlich noch keinen Glauben geschenkt, doch die klaren Aussagen des Technikers spendeten mir Vertrauen. Er betonte zigfach wie viel Hirnschmalz für das eher unangenehme Thema "Nasse Strasse" eingesetzt wurde. Ich habe schon Reifenpräsentationen erlebt, wo man dieses Thema nicht mal angesprochen hat. Scheinbar liegt es Metzeler am Herzen.

Breiteres Anwendungsgebiet als M1

Kritik am Vorgänger M1 kam vor allem aus der Ecke der Sparmeister. Der Grip passte zwar, aber mit der Laufleistung waren einige Piloten nicht zufrieden. Hier hat man in Wahrheit beim M3 die meisten Fortschritte gemacht. Die km-Leistung und auch die Kontinuität des Grip-Niveaus über einen weiten Bereich konnten gesteigert werden. Man nannte sogar Details. + 50 % stand auf dem geduldigen Papier. 100 % sicher gehen kann man natürlich erst nach der ersten Ausfahrt, aber wir gehen mal davon aus, dass man mit dem neuen Reifen doch deutlich weiter kommt als mit dem Alten. Das Anwendungsgebiet für den M3 hat sich deutlich erweitert. Doch trotzdem: auch der M3 kann kein Tourenreifen für Kilometerfresser sein. Für solche Piloten gibt es ja auch noch den Roadtec Z6.

   

Die Grenzen des Reifens waren nicht erreichbar. Ich fordere johlende Hasen am Streckenrand. Die mangelnde Schräglage ist nur die Folge von mangelnder Motivation!

Interview mit Metzeler Österreich Boss Martin Wiesner

NastyNils: Darf man den Ausführungen des Marketinggurus glauben schenken? Wieder mal alles besser.
Martin Wiesner: Ich will jetzt nicht lobhudeln. Du wirst es gleich selbst erleben.
NastyNils: Du bist gestern selbst einige Runden gefahren. Wie ging es Dir?
Martin Wiesner: Also ich bin gestern auf der Rennstrecke mit Helmut Dähne im Genick einige schnelle Runden gefahren. Klar dass man sich da keine Blöße gibt. Ich bin von Runde zu Runde früher ans Gas. Ich war mir sicher - jetzt kommt er hinten gleich. Aber er kam einfach nicht! Unglaublich!
NastyNils: Wer? Helmut Dähne.
Martin Wiesner: Ja! Der auch. Aber eigentlich meinte ich den Reifen. Konstante Performance von einem Strassenreifen über einen langen Zeitraum auch auf der Rennstrecke. Empfinde ich ehrlich gesagt als Sensation.
NastyNils: Als Sensation empfinde ich auch die neue Rennstrecke hier auf Sizilien. Echt lässige Anlage. Wem gehört die? Wie wurde die finanziert? Wer sind die Typen dort drüben mit den edlen Anzügen und den dunklen Sonnenbrillen?
Martin Wiesner: Frag lieber nicht.
 

   

Bild links: So sieht er aus - der neue Sportec M3. Wieder etwas moderner, wieder etwas schärfer wieder etwas schneller.

Bild oben: So sieht er aus - der Marketingguru von Metzeler. Er präsentierte das obligatirische "Es wurde alles besser Chart". Papier ist bekanntlich geduldig, die rechte Hand am Gasgriff jedoch nicht. Am Tag darauf wussten wir: das Papier hatte die Geduld zu Recht!

   

Interview mit dem Reifenguru aus dem Metzeler Entwicklungszentrum

NastyNils: Wieder mal ein neuer Reifen fertig - Gibt es irgendwelche Quantensprünge?
Reifenguru (blickt sich um, ob kein Marketingguru in Reichweite ist): Also in der Reifenentwicklung gibt es keine Quantensprünge. Beim Sportec M3 war es eine beständige Weiterentwicklung eines gut funktionierenden Produktes. Es ist ein harter Job und wir müssen einfach in vielen kleinen Details kleine aber für den Kunden spürbare Verbesserungen entwickeln.
NastyNils: Vom Sportec M1 hab ich in unserem 1000PS Forum viel positives gelesen. Was wurde konkret verbessert.
Reifenguru: Mit dem Grip gab es eigentlich nie Probleme. Einige Kunden waren jedoch mit der Laufleistung nicht ganz zufrieden. Hier haben wir uns wirklich reingehängt und die Milage (Anmerkung: Kilometer-Leistung) enorm erhöht. Das reicht dem Marketing natürlich wieder mal nicht. Deshalb haben wir auch das Gripniveau noch mal erhöht.
NastyNils: Die eierlegende Wollmilchsau also?
Reifenguru: Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Auch im Reifengeschäft nicht. Reifenentwicklung ist ein Kompromiss. Beim Sportec M3 ist uns aber ein guter Kompromiss gelungen. Wir können damit einer breiten Kundenschicht einen Reifen bieten, der viel Fahrspaß bietet und enorme Sicherheit liefert.

NastyNils: Wie darf man sich als Endkunde die 2-Markenstrategie von Metzeler / Pirelli vorstellen. Sind das die gleichen Produkte? Arbeiten die gleichen Leute daran? Werden die Reifen in den gleichen Fabriken produziert?
Reifenguru
: Unser Motorradentwicklungszentrum liegt in Deutschland. Dort werden sowohl Metzeler als auch Pirelli Motorradreifen entwickelt. Die Produkte von Metzeler und Pirelli sind nie 100% identisch. Wenn wir z.B. einen Reifen präsentieren und die Produktion anwerfen, läuft die Entwicklung im Hintergrund weiter. Das ähnliche Produkt aus der anderen Marke kommt dann 1-2 Saisonen später und ist dann an einigen Details noch weiter verbessert worden. Wer also immer den besten Reifen montiert haben möchte, sollte mit jedem Entwicklungsschritt zwischen Metzeler und Pirelli wechseln. Dann hat man wirklich das neueste Material auf den Felgen. Unsere High Tech Reifen werden übrigens alle in Deutschland produziert.

NastyNils: Wir darf man sich die Reifentests vorstellen? Sind da Götter auf 2 Rädern unterwegs, welche den Reifen ständig im Grenzbereich bewegen?
Reifenguru (verdreht die Augen): Naja. Mit den superschnellen Rennfahrern ist das so eine Sache. Die fahren den Reifen zwar rundenlang auf der letzten Rille und legen beeindruckende Rundenzeiten hin. Fragt man sie aber nachher nach Feedback, bekommt man selten nützliche Informationen. Sie sind beim Testen einfach ständig damit beschäftigt, selbst am Leben zu bleiben. Ich arbeite lieber mit Routiniers wie Helmut Dähne. Er fährt einen unspektakulären und sauberen Fahrstil. Wenn er zurück in die Boxengasse kommt und mir von den einen oder anderen Problemchen berichtet, dann weiß ich, dass es Zeit ist zurück an den Schreibtisch zu gehen.
NastyNils: Vielen Dank fürs Interview. Ich muss jetzt zum Buffet.
Reifenguru: Gern geschehen. Buffet? Dort muss ich auch hin!


Bild oben: Der Experte erklärt die Linie der neuen Rennstrecke,
verschweigt aber die Hetzhunde im Genick der Journalisten (siehe Bild rechts) in Form von irr schnellen Reifentestern.
 
Vorsicht Technik: Die Reifenfeatures im Detail

An Vorder- und Hinterrad kommen unterschiedliche Mischungen zum Einsatz. Die neu entwickelte Vorderreifen-Mischung mit neuem Elastizitätsmodul und Reibungskoeffizient vermeidet die Tendenz des Übersteuerns, während der Hinterreifen mit einem hohen Silica-Anteil für schnelles Aufwärmen und gute Traktion bei Nässe steht.

   

Rund ist nicht gleich rund! Die Kontur des Reifens sieht zwar wie ein stinknormaler Halbkreis aus, besteht in Wahrheit aber aus verschiedensten Radien. Wer am Stammtisch beeindrucken möchte, verwendet den Ausdruck "Multiradius Technology".

Beim Vorderreifen findet sich eine stärker abgerundete Kontur im Mittenbereich und flachere Zonen in der Reifenschulter. Die Kontur des Hinterreifens dagegen setzt sich aus einer Reihe verschiedener Radien von der Mitte bis zum Schulterbereich zusammen. Damit wird die Aufstandsfläche in jedem Schräglagenwinkel optimiert. Anders als bei reinen Racing Pneus hat man hier ein sehr lineares Einlenkverhalten und ein höheres Maß an Stabilität.

   

Was wäre ein neuer Reifen ohne ein neues Profil? Richtig: Ein alter Schlapfen. Daher auch hier das obligatorische neue Profildesign. Die Anordnung der Profilrillen und das Verhältnis von Positiv- und Negativprofil wurde weiter optimiert. Rein theoretisch müssten laut NastyNils-Theorie alle Reifenprofile im gleichen Reifensegment irgendwann mal gleich aussehen. Schließlich werden alle Profile von allen Herstellern seit Jahren in die gleiche Richtung optimiert. Was schließlich die NastyNils-Theorie Nummer 2 für wahrscheinlicher erscheinen lässt. Beim Reifendesign kommen arge Photoshop Grafik Freaks zum Einsatz und basteln ein geiles Design. Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte.

   

Metzeler verwendet für den Null-Grad-Gürtel des Sportec M3 eine besondere Stahlqualität mit einer erhöhten Biegesteifigkeit. Dies verbessert die Widerstandsfähigkeit des Reifens gegen seitlich einwirkende Kräfte und Verformungen unter hoher Last. Der Fahrer profitiert hiervon durch ein besseres Handling und größere Stabilität, besonders beim starken Bremsen. Auch die Aufstellneigung beim Anbremsen konnte so minimiert werden. 


Die Positionierung des Sportec M3 ist klar. Er ist die schwarze Waffe für die Strasse und den gelegentlichen Ausflug auf die Rennstrecke.
   
Größe Profil
Vorne 130/70 ZR 16 M/C (61W) TL  Sportec M3 
Vorne 110/70 ZR 17 M/C (54W) TL Sportec M3
Vorne 120/60 ZR 17 M/C (55W) TL Sportec M3
Vorne 120/65 ZR 17 M/C (56W) TL Sportec M3
Vorne 120/70 ZR 17 M/C (58W) TL Sportec M3
    
Hinten 150/60 ZR 17 M/C (66W) TL Sportec M3
Hinten 160/60 ZR 17 M/C (69W) TL Sportec M3
Hinten 170/60 ZR 17 M/C (72W) TL Sportec M3
Hinten 180/55 ZR 17 M/C (73W) TL Sportec M3
Hinten 190/50 ZR 17 M/C (73W) TL Sportec M3
Hinten 200/50 ZR 17 M/C (75W) TL Sportec M3
   

Der Sportec M3 wird rechtzeitig zu Saisonbeginn in den üblichen Dimensionen (siehe oben) erhältlich sein. Durch die gestiegenen Rohstoffpreise wird er vermutlich etwas teurer als der Sportec M1 sein. Trotzdem: Prädikat empfehlenswert!

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Video Download! Metzeler Sportec M3. Hier sieht man unter anderem was im Nassen alles möglich wäre.

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Sportnews von Metzeler Österreich

Bericht vom 04.12.2005 | 26.847 Aufrufe

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