ESKA Handschuhe

 

ESKA - Was steckt hinter Motorradhandschuhen?

Besuch beim Handschuhhersteller ESKA in Oberösterreich.

Es war auf der Messe in Linz, als mir die Handschuhe von ESKA erstmals auffielen. "Wieder eine neuer Handschuhhersteller", dachte ich und schlenderte am Messestand vorbei. Wobei der Begriff "Hersteller" bei Motorradbekleidung und insbesondere bei Handschuhen ein sehr dehnbarer ist. Du und ich - wir alle könnten sofort unser Glück als Motorradhandschuh-"Hersteller" versuchen und mit einer kompletten Kollektion durchstarten. Ein E-Mail nach Pakistan genügt und schon stehen umfangreiche Kollektionen zur Verfügung und können mit dem eigenen Logo bestückt werden. Beim Design muss man nicht besonders kreativ sein, man kann ganz ungeniert nach mehr oder weniger offensichtlichen Kopien von den namhaften Herstellern fragen. Denn zum Teil werden die in der gleichen Fabrik gemacht, zum Teil sind zumindest die Muster vorhanden. Natürlich ist eine entsprechende Abnahmemenge Grundvoraussetzung um in die Liste der Hersteller aufgenommen zu werden.

Doch beim ersten Gespräch schwang der Vertriebsmann Mario Erlacher (unten im Bild) besonders selbstbewusste Töne. Es war mir beinahe peinlich, dass mir die Marke ESKA bisher komplett unbekannt war, da sie laut seinen Aussagen zu den Weltmarktführern in einigen feinen Nischen zählte. Als er dann noch berichtete, dass die Firma keine kleine Bude mit 2 Mitarbeitern ist, sondern ein echtes Werk mit Produktion und allem was dazugehört mit Stammsitz in Thalheim bei Wels, war eine Werksbesichtigung schon beschlossene Sache.

Mario Erlacher, links im Bild, wirkt auf den ersten Blick wie ein seriöser Verkäufer. Der Anzug sitzt gut, die Argumente ebenso. ESKA ist ein Familienbetrieb und wurde 1912 von Josef Eska gegründet. Mittlerweile wird das Unternehmen in vierter Generation von Familienmitgliedern geführt und ist besonders im Ausstattungsbereich bei Feuerwehr, Polizei und Armee international eine große Nummer.

Unseriös wird der Hr. Erlacher nur im Sattel seiner 1000er Fireblade. Bei der Firma Magnum sorgt er jedenfalls für kräftige Werkstattumsätze, da er scheinbar zu großes Vertrauen in die Sicherheitsfeatures seiner Handschuhe hat. Doch er hat Besserung gelobt: Für 2011 wird er mehr auf der Rennstrecke und weniger auf der Strasse den Gasgriff melken.

 

Der Name ESKA ging im Familienstammbaum durch eine Heirat einer Eska-Tochter verloren, doch der derzeitige Geschäftsführer Hr. Paul Herbert Loos (oben im Bild) ist immer noch ein echter Eska-Nachfahre und führt das Unternehmen in vierter Generation. Er wäre vermutlich auch ein guter Gast bei "wetten dass". Er kann nicht nur Ledersorten mit den Fingerkuppen bestimmen sondern kann auch noch das Alter des Tieres ertasten. In seiner Person und auch im Rest des Unternehmens steckt extrem viel Handschuhmacher Know-how welches man auch weiter gibt. Im Betrieb werde noch Fachkräfte im extrem seltenen Beruf "Handschuhmacher" ausgebildet. Diese Fachkräfte arbeiten dann im Stammwerk in Wels oder aber sorgen für eine perfekte Produktion im EU-Werk in Ungarn oder im Fernost Werk in China.


Ein Fall für die Wettshow?


Der Blick auf die große Wandtafel macht klar, dass die Firma zwar ausschließlich Handschuhe macht, hier aber dafür ein ausgesprochen breites Spektrum anbietet. Den Anfang machten Straßenhandschuhe, welche nach der Jahrhundertwende in den schicken Flaniermeilen der europäischen Hauptstädte von den Damen und Herren getragen wurden. Im Laufe der Jahrzehnte spezialisierte man sich jedoch auf Nischen wo besonders viel Wert auf Qualität und Fachwissen gefragt ist.

 
Führend ist ESKA laut eigener Aussage bei der Entwicklung und Produktion von Handschuhen für Feuerwehr, Armee und Polizei. Im Bild oben sehen wir zum Beispiel besonders hitzebeständige Feuerwehrhandschuhe. Der Handschuh in der Mitte ist ein Spezialhandschuh für die Drogenfahndung. Damit beim Suchen und Durchsuchen keine gefährlichen Verletzungen und Infektionen passieren, ist der Handschuh selbst für die dünnsten Spritzennadeln noch undurchdringlich. ( siehe Video). Trotzdem hatten wir beim Tragetest ein gutes Gefühl in den Händen.

Die Handschuhe fürs Militär kann man in keinem Katalog bestellen. Nationale und internationale Streitkräfte definieren ihre Anforderungen in einer Ausschreibung und ESKA liefert dann ein maßgeschneidertes Angebot und eine maßgeschneiderte Lösung.

Grausamer Praxistest an NastyNils! ( siehe Video) Dieser Handschuh wird von Rettungskräften bei Verkehrsunfällen eingesetzt. Glassplitter und scharfe Kanten bringen dem Handschuh nicht in Bedrängnis. Bei der Live-Demo musste Nils den Handschuh überziehen und mit dem Teppichmesser wurde kräftig aufgedrückt. Fühlt sich echt grausam an, sieht grausam aus bleibt aber ohne Folgen. Dieser Handschuh hat bereits 1.000 Vorführungen hinter sich. 
Nicht erst tausende Kilometer weiter sondern bereits hinter der nächsten Türe nähen die fleißigen Bienen an den Spezialhandschuhen. Kaum zu glauben wie viel Handarbeit so ein Handschuh erfordert. Das ist auch der Grund, warum die meisten Handschuhe in Billiglohnländern produziert werden. Bei ESKA werden einige Handschuhe komplett, andere teilweise in Österreich produziert.
Der Werkstoff Leder ist kein synthetisches Material und hat ausgesprochen interessante Eigenschaften. Damit der Handschuh dann auch perfekt sitzt, muss das Leder schon in der Produktion richtig gespannt und gezogen werden. Das Leder soll dann beim Anziehen des Handschuhes "aufmachen", danach sich aber wieder richtig schön anschmiegen.
Die richtigen Schnitt- und Stanzmuster sind natürlich eine Grundvoraussetzung für eine perfekte Passform. Die richtige Verarbeitung und die richtigen Rohstoffe aber ebenso. In diese erfahrenen Händen kann man beruhigt die Sicherheit seiner Hände legen. Darf in keiner gut sortierten Kollektion fehlen: Carbon! Doch der Firmenboss spricht auch Klartext über andere Modetrends bei Motorradhandschuhen. Er schwört auf geschmeidiges Ziegenleder und das noch hochwertigere Känguruleder bei Racinghandschuhen. Keinen Sinn kann er jedoch in der Verwendung von Rochenleder und Titan erkennen.
Die Motorradkollektion von ESKA reicht vom leichten Rollerhandschuh, über Tourenhandschuhe mit Gore Tex bis hin zum Racing-Handschuh. Das Racingmodell "Indianapolis GTX" ist ein angenehm zu tragender Ziegenlederhandschuh. Er ist DAS Modell für kalte oder nasse Rennstreckentage. Er bietet trotz GORE Tex Membran viel Gefühl in der Hand. Anders als bei den meisten Herstellern ist die Membrane nicht verklebt sondern mittels von ESKA patentierter Laschen vernäht.

Die Firma hinterließ bei uns viel Eindruck. Das ist eine dieser relativ kleinen aber ausgesprochen erfolgreichen Nischenanbieter aus der Alpenrepublik. Besonders überrascht waren wir dann jedoch beim Studieren der Preisliste. Das sportliche Topmodell GP Pro besticht durch Tragekomfort und Verarbeitungsqualität. Die Nähte sind aus Kevlar und die Innenhand wurde aus Känguruleder gefertigt. Bei der ersten Ausfahrt bestätigte sich der tolle Eindruck. Das ist mindestens auf einem Niveau mit den klingenden Namen aus Italien. Deutlich darunter jedoch der Preis: 129 Euro! Den Sturztest samt Sicherheitsüberprüfung hat für uns netterweise der Hr. Erlacher übernommen. Auch hier gab es keine Beanstandungen.

 

Video - Besuch beim Handschuhhersteller ESKA

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Bericht vom 07.03.2011 | 16.146 Aufrufe

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